Vastu
Vastu Vidya (auch Vaastu geschrieben) ist eine der ältesten
schriftlichen Überlieferungen von der Lehre des Bauens, Wohnens und
Lebens in Harmonie mit den Gesetzmäßigkeiten der Natur und dem
Kosmos – ein ganzheitliches und hochkomplexes Architekturkonzept,
nach dem in Indien viele Jahrtausende Häuser und vor allem Tempel
und Städte gebaut wurden. Das Sanskrit-Wort bedeutet Natur,
Umgebung oder Umwelt und beschreibt das Wissen um die Gesetze der
Raumenergien und ihre möglichen Auswirkungen. Der Kontext dieses
Architekturkonzeptes sind die alten Vedischen Schriften. Diese
Lehren beinhalten ein Wissen, das auch in den klassischen
europäischen Architekturprinzipien zu finden ist, wie z.B. in der
Symmetrienlehre. Ähnlichkeiten gibt es auch mit der Lehre des Feng
Shui oder der Geomantie.
Der Energiefluss im Raum, die Richtungsqualitäten gemäß den fünf
Elementen (Luft, Äther, Erde, Wasser und Feuer) und die
planetarischen Einflüsse (magnetische, bioelektrische, thermische
Energiefelder, Erdstrahlen und Erdgitternetze) werden im Vastu
berücksichtigt. Die Prinzipien lassen sich auf unterschiedliche
Größeneinheiten anwenden: die Landschaft, die Stadt, das Einzelhaus
und einzelne Räume. Die Lage bzw. Ausrichtung eines Grundstücks
sowie die Gestaltung, Platzierung und der Bau von Gebäuden spielen
nach Auffassung der Lehre eine wichtige Rolle dabei, inwieweit
Bewohner und Umwelt in einer negativen oder positiven Richtung
beeinflusst werden. Vastu Prinzipien gelten unabhängig vom
Zeitalter, dem Klima und der Kultur.