Wohnturm Tall Timber Building in Västerås

Neun Geschosse aus Massivholz

Schwedens vorerst höchstes Haus aus Massivholz trägt den prosaischen Namen Tall Timber Building und ist seit seiner Fertigstellung die Landmarke des Neubauviertels Kajstaden am Ufer des Sees Mälaren. Das neue Quartier gehört zur kleinen Stadt Västerås und ist etwa eine Stunde von Stockholm entfernt. Ganze neun Stockwerke hoch ist der elegante Wohnturm. Alle Gebäudeteile – sogar die Aufzugs- und Treppenhausschächte – bestehen aus Brettsperrholz. Mit dem Bauwerk wollen die Planenden von C.F. Møller Architects ein Exempel für klimaneutrales Bauen statuieren.

Das Tall Timber Building ist seit seiner Fertigstellung die Landmarke des Neubauviertels Kajstaden.
Mit dem Bauwerk wollen die Planer ein Exempel für klimaneutrales Bauen statuieren.
Während die Nord-, Süd- und Ostfassaden über zahlreiche kleinere Fensteröffnungen verfügen, ist die Westseite durch große, geschosshohe Fenster und Loggien geprägt.

Nordischer Purismus mit edlem Finish

Sechs Regelgeschosse werden von einem erhöhten Erdgeschoss und einem Dachgeschoss mit stellenweise doppelter Deckenhöhe gerahmt. Durch die variierenden Deckenhöhen der Dachgeschosswohnungen ergibt sich eine markante Trauflinie, die sich von der eher nüchternen Quaderform des restlichen Baukörpers abhebt. Das begrünte Dach ist flach geneigt, der Grundriss ist rechteckig. Je vier Wohnungen gruppieren sich pro Regelgeschoss um den auf der nördlichen Fassadenseite angeordneten Erschließungskern mit Treppenhaus und Fahrstuhl. Die Fassadenverkleidung besteht aus behandelten Holzlatten.

Während die Nord-, Süd- und Ostfassaden über zahlreiche kleinere Fensteröffnungen verfügen, ist die Westseite durch große, geschosshohe Fenster und Loggien geprägt. Letztere heben sich durch ihre hellere Farbe vom Rest der Fassade ab. Diese besteht aus thermisch modifiziertem Holz (auch: Thermoholz) – mit und ohne Färbung. Durch eine besondere Hitzebehandlung ist Thermoholz weniger aufnahmefähig für Feuchtigkeit und damit widerstandsfähiger gegen Witterung und Fäulnisbefall. Überraschend wenig Holz erwartet Besucher des Gebäudes im Innenraum. Hier treffen verputzte Wände in zurückhaltenden Farben auf edle Details wie Beschläge und Fußläufe aus Messing oder Geländer mit lederumwickelten Handläufen.

Vorgefertigte Holzbaustoffe

Zum Einsatz kommen vornehmlich industriell verarbeitete Holzbaustoffe. Die Materialwahl erfolgte nach nachhaltigen Gesichtspunkten und basierend auf Studien. Die Produktionskette weist eine vergleichsweise geringe Höhe an CO2-Emissionen auf. Holz ist zudem ein Material, das Kohlenstoffdioxid speichert. Bäume nehmen Kohlenstoff aus der Luft auf. Werden sie zu Baumaterialien verarbeitet, wird der Kohlenstoff langfristig in der Gebäudehülle gespeichert. Das geringe Gewicht des Baustoffs Holz erfordert weniger Anlieferungsfahrten, während die Bauarbeiten sicherer, leiser und generell effizienter erledigt werden können im Vergleich zu konventionellen Bauten aus Stein, Beton und Stahl. Pro Geschoss benötigten drei Bauarbeiter im Schnitt nur drei Tage für die Errichtung des Tragwerks. Da die mechanischen Verbindungen geschraubt wurden, kann das gesamte Gebäude zum Ende seiner Lebensdauer demontiert und die Elemente und Baumaterialien umgenutzt oder recycelt werden.

Dämmstoffe: Steinwolle umhüllt Brettsperrholzelemente

Holz erzeugt ein gutes Raumklima, dass sich positiv auf das menschliche Befinden auswirkt. Es besitzt außerdem eine geringe Wärmeleitfähigkeit. Sämtliche Wand- und Deckenelemente einschließlich der Balkone, sogar Treppenhaus und Fahrstuhlschacht sind aus Brettsperrholzelementen zusammengefügt, die mittels CNC-Fräse präzise vorgefertigt wurden. Die Trennwände zwischen den Wohnungen sind als Masse-Feder-Masse-System (Abb. 26) ausgebildet, um den notwendigen Schallschutz zu gewährleisten. Als äußere Dämmschicht wurde Steinwolle verwendet: Diese umhüllt das Gebäude hinter der Holzfassade und dämmt das Flachdach unterhalb der Begrünung (Abb. 28). Die Wärmeleitfähigkeit der Steinwolledämmplatten beträgt λD = 33 mW/mK; sie entsprechen der Brandschutzklasse A1 nichtbrennbar. -sr

Bautafel

Architektur: C.F. Møller Architects, Aarhus, Stockholm u. w.
Projektbeteiligte: Martinsons, Bjerking und Consto, Bygdsiljum (Bauausführung); Bjerking, Stockholm (Tragwerksplanung); C.F. Møller Architects, Aarhus (Landschaftsplanung); Rockwool, Hedehusene (Hersteller Steinwolledämmung)
Bauherrschaft: Slättö Förvaltning, Stockholm
Standort: Bäckahästgatan, Västerås, Schweden
Fertigstellung: 2019
Bildnachweis: Nikolaij Jakobsen; C.F. Møller Architects, Aarhus

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