Wohnhaus mit Büro in Wachtberg-Villip

Sanierung zum Passivhaus mit Zinkstehfalzdeckung

Giebelseite mit Rhombus-Lärchenschalung
Giebelseite zur Straße; Traufseite mit Verkleidung aus Zinkscharen
Giebelseite zum Garten mit Rhombus-Lärchenschalung

Noch immer ist es eher eine Ausnahme, ein marodes Wohnhaus aus den 1950er Jahren auf Passivhausstandard zu bringen. In Wachtberg-Villip bei Bonn hat der ortsansässige Architekt Kay Künzel mit seinem Team „Raum für Architektur“ ein Einfamilienhaus von 1954 für sich als Büro- und Wohngebäude energieeffizient umgebaut.

Das Bestandsgebäude wurde seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr renoviert: Vom Keller bis zum Dach entsprach nichts den aktuellen Anforderungen und Vorschriften. Angefangen bei Elektronachtspeicheröfen über die sanitären Anlagen bis hin zur schadhaften, aluminiumkaschierten Mineralwolldämmung des Sparrendachs haben die Architekten alles erneuert oder saniert.

Die Bimsstein-Wände des Bestands versahen die Architekten mit einer Vorsatzschale vor einer Holzständerkonstruktion, die wie auch das Dach mit Zellulose ausgeflockt wurde. Das Kellergeschoss integrierten sie in die wärmegedämmte und luftdichte Hülle und dämmten seine Außenwände. Die Warmwasserbereitung erfolgt zentral im Keller mittels eines elektrisch beheizten 30-Liter-Warmwasserspeichers. Für die Heizung des Gebäudes genügen drei kleine Ethanol-Heizöfen. Zudem nimmt die Südostseite des Daches eine Photovoltaikanlage auf.

Doch nicht nur die Technik, auch das Erscheinungsbild des Hauses ist nach der fünfmonatigen Umbauzeit verändert und zeitgemäß. Die traufseitigen Fassaden und das Dach sind hinterlüftet ausgeführt und mit farbigen Zinkscharen verkleidet. Die Giebelseiten hingegen versahen die Architekten mit einer wasserabweisenden, lasierten Rhombus-Lärchenschalung. Die dreifachverglasten Passivhausfenster sind in Holz bzw. auf der Ost- und Südseite in Holz und Aluminium ausgeführt. Die Proportionen der Öffnungen der Hauses wurden harmonisiert: Die neue, großzügige Eingangssituation und kleinere Öffnungen sowie ein großes Dachflächenfenster gliedern nun den zurückhaltenden Baukörper.

Dach

Beim Dach handelt es sich um eine hinterlüftete Dachkonstruktion mit Zinkstehfalzdeckung. Das bestehende Sparrendach wurde auf 40 cm aufgedoppelt und mit Zellulose ausgeflockt. Dabei war die variable Dampfbremsfolie wichtig, die außenseitig sorgfältig über die vorhandenen Sparren verlegt wurde. Ein neues großflächiges Dachflächenfenster sorgt für Licht und eine Photovoltaikanlage für Energie im Haus.

Dachaufbau von innen nach außen:

  • Holzwolle-Leichtbauplatte verputzt
  • Aufgedoppelte Sparrenkonstruktion
  • Zellulosedämmung
  • Außenseitige Dampfsperre
  • 16 mm DHF(diffusionsoffene Holzfaser)-Platte
  • 80 mm Hinterlüftung
  • Sägeraue Dachschalung
  • Zinkstehfalzdeckung in unterschiedlichen Farben und Formaten
Das Gebäude ist eines der ersten zertifizierten Passivhäuser im Bestand.

Bautafel

Architekten: Raum für Architektur; Kay Künzel, Wachtberg-Villip
Projektbeteiligte: Stephan Schüller, Remagen-Oedingen (Dachdeckung); Holzbau Kappler, Gackenbach-Dies (Holzbau); Fischer Sanitär- und Heizungstechnik, Meckenheim (Haustechnik); Harald Krause, Samerberg (Passivhausprojektierung)
Bauherr: Inka Degen, Wachtberg-Villip
Fertigstellung: 2010
Standort: Gimmersdorfer Straße 15, 53343 Wachtberg-Villip
 Bildnachweis: Oliver Volke, Bonn; Kay Künzel, Wachtberg-Villip

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