Wohnhaus in Überlingen

Flexible Nutzung im Sommer und Winter

In prominenter Lage direkt am Nordufer des Bodensees, zwischen der Segelschule und den Strandhäusern von Überlingen, errichteten die Stuttgarter (Se)arch Architekten ein ungewöhnlich flexibles, experimentelles und vielschichtiges Wohnhaus. In Anlehnung an Vorbilder der klassischen Moderne entwarfen sie ein Gebäude, das sich als Domizil für eine fünfköpfige Familie mit Gästen im Sommer ebenso eignet wie als Winterresidenz für ein Ehepaar.

Der Wohn- und Essbereich mit spektakulärem Blick über den Bodensee
Zentrales Atrium, um dass sich die Nutzungsbereiche flexibel anordnen lassen
Das zentrale Atrium mit raumhohen und flexiblen Glas-Schiebeelementen

Die Architekten Stefanie Eberding und Stephan Eberding entschieden sich für eine horizontale Zweiteilung: Sind die Bauherren in der kalten Jahreszeit unter sich, beschränkt sich der Wohnbereich auf die obere Etage. Wenn jedoch im Sommer Gäste kommen, weitet sich dieser auf das Gartengeschoss aus. Auch der Freibereich mit Pool und Uferzone werden in der warmen Jahreszeit stärker einbezogen.

Das Grundstück steigt zur Straße hin an, so dass die obere Ebene als Eingangsgeschoss fungiert. Sie basiert auf einem quadratischen Grundriss mit Atrium und weitgehend verglaster Hülle. Kaum ein Bereich ist dauerhaft funktional festgelegt, gewohnte Zusammenhänge von Boden, Wand und Decke sind aufhoben. Eine kleine Küche und ein WC in der nordwestlichen Gebäudeecke sind von massiven Wänden umschlossen, ansonsten begrenzen wenige Wandscheiben das Äußere des Winterhauses, dessen Fassade zum See nach Südwesten vollständig verglast ist. Der gesamte Innenraum des oberen Geschosses ist variabel: Raumhohe Wandelemente lassen sich über versenkte Rahmen in Boden und Decke verschieben, die transparente Hülle des Wohnhauses lässt sich mit Schiebewänden weitgehend verschließen. In geöffnetem Zustand entsteht eine durchgängige, großzügige und lichtdurchflutete Ebene mit eindrucksvollem Panoramablick über den See bis auf das gegenüberliegende Schweizer Gebirge.

Möglich ist aber auch die Abteilung verschiedener Nutzungseinheiten oder größerer Raumzonen, gruppiert um das Atrium. Die Verschieblichkeit der Innenwände und Außenfassaden eröffnet zahllose Grundrissvarianten, die sich den individuellen Anforderungen anpassen lassen. Ein weiteres Element im Zusammenspiel von Innen und Außen, von transparent und geschlossen, bildet ein fahrbarer Außenscreen, ein Gewebe als Sonnen- und Sichtschutz.

Das Gartengeschoss ist weniger flexibel konzipiert, der Grundriss weitgehend festgelegt: Es besteht aus einem nordwestlichen Teil mit Sauna, Sommerküche und Lagerräumen und einem südöstlichen Teil mit drei Individualräumen, Bädern und einer Wohnküche. Dazwischen liegt eine breite, zweiseitig verglaste Eingangszone, an die nördlich ein Wasserbecken angrenzt, dass sich zum Bodensee nach Süden als langgestreckter Pool ausdehnt. Angrenzend an den Pool ist im Südwesten des Grundstücks eine weiträumige Terrasse angeordnet.

Flachdach

Der Dachaufbau über der Stahlbetondecke besteht aus einem bituminösen Voranstrich, auf dem eine im Mittel 200 mm starke Gefälledämmung (WLG 040) in Heißbitumen verlegt wurde. Als Dachabdichtung kommen eine Bitumen-Abdichtungsbahn als Unterlage und eine Kunststoffabdichtung zum Einsatz. Diese werden von einer Bautenschutzmatte abgedeckt, gefolgt von einem 25 mm starken Dränageelement, einem Filtervlies und einer 100 mm hohen Vegetationstragschicht mit einem Rand aus 50 mm Kies.

Bautafel

Architekten: (Se)arch Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte:
Knippers Helbig KHing, Stuttgart (Statik)
Bauherr:
privat
Fertigstellung:
2011
Standort:
Überlingen, Bodensee
Bildnachweis: Zooey Braun, Stuttgart

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Die Flachdächer dieses Gebäudes sind mit rot beschieferten Bitumenbahnen abgedichtet.

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Großflächige Dachbegrünung auf einem Einkaufszentrum in Istanbul, FOA Architects, London

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Beispiel Aufbau extensiv bepflanztes Flachdach: 1) Begrünung; 2) Vegetationstragschicht; 3) Schutz-, Drän- und Filterschicht in einem; 4) Trenn- und Gleitschicht

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