Wohnhaus in Pilar

Gegen alle Verbandsregeln

Die argentinische Stadt Pilar befindet sich im nordwestlichen Ballungsgebiet von Buenos Aires. Im Stadtteil Los Robles del Monarca plante das Architekturbüro Film – Obras de Arquitectura ein eingeschossiges Wohnhaus. Der 105 m² große Baukörper befindet sich in der nordöstlichen Ecke eines 600 m² großen Grundstückes parallel zur Straße und ist an zwei Seiten von einem Garten umgeben.

Die Gartenseite im Südwesten
Der Grundriss ist offen gestaltet und verbindet die Funktionen Wohnen, Essen und Schlafen
Außer über die verglasten Querseiten erfolgt die Belichtung über kleine Öffnungen in der Ziegelwand und dem umlaufenden Fensterband auf Bodenhöhe

Das Wohnhaus ist einer lang gestreckten Röhre nachempfunden. Während die Längsseiten fast geschlossen gestaltet sind, wurden die Querseiten nahezu vollständig verglast. Als Entwurfsidee benennen die Architekten das Prinzip eines Umschlags (siehe Abb.1), der das Gebäude umhüllt. Diese gestalterische Absicht mündete in die durchgängige Verwendung des Baustoffs Ziegel als Sichtmauerwerk im Wand- und Deckenbereich. An den Querseiten entstehen durch das Fortführen der Ziegelfassaden- und Dachflächen eine überdachte Terrasse zum Garten, bzw. ein geschützter Eingangsbereich zur Straße. Vom Garten aus betrachtet ist die Gebäudelängsseite auf ein Betonraster gesetzt, dessen Felder mit Glaselementen und Fenster gefüllt sind (siehe Abb.3). Eine hohe Glastür teilt die Fassade. Weitere kleinere Öffnungen sind regelmäßig in der Sichtmauerwerksfassade verteilt.

Der Grundriss ist als ein offener Raum konzipiert ist. Die Funktionen Wohnen, Essen und Schlafen bilden Zonen, die fließend ineinander übergehen. Die Nebenräume wie Küche, Bad und Toilette sind in einem niedrigeren, straßenseitig gelegenen Betonriegel untergebracht (siehe Ansicht Abb. 13).

Mauerwerk

Innen und außen bleibt das Mauerwerk an Wand und Decke sichtbar. Als Mauersteine wählten die Architekten einen rötlichen Handstrichziegel aus der Region, den Chacabuco-Ziegel. Die massiven Steine weisen eine hohe Rohdichte und Druckfestigkeit auf.

Besonderes Kennzeichen und gefühlt einzigartig ist die Anordnung der Steine: Sie sind hochkant und ohne Verband gefügt – entgegen aller Mauerwerksregeln. Die Fugen sind deshalb ungewöhnlich breit und bestehen aus einem hellgrauen Zementmörtel. Im Wandbereich ist das tragende Sichtmauerwerk aus zwei über Anker miteinander verbundenen Schichten zusammengesetzt. Die Mauersteine weisen jeweils eine Tiefe von 12 cm auf, sodass die Gesamtstärke der Außenwand 24 cm beträgt. Für die Decke kamen vorgefertigte Elemente zum Einsatz. Hier wurden die Ziegel im Werk mit Beton zu 15 cm dicken Platten vergossen und dann auf der Baustelle montiert.

Bautafel

Architekten: Film - Obras de Arquitectura, Buenos Aires
Projektbeteiligte: Pedro Gea, Buenos Aires (Tragwerksplanung); Chacabuco (Mauersteinhersteller)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2010
Standort:
Los cedros 2400, Pilar
Bildnachweis: Gustavo Sosa Pinilla, Buenos Aires

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