Wohnanlage Marthashof in Berlin

Weiße Screens und braune Faltschiebeläden aus perforiertem Lochblech

Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigem Wohnraum im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg ist seit Jahren ungebrochen. Um den anhaltenden Bedarf zu decken, werden Gründerzeitbauten saniert, ausgebaut und aufgestockt oder brachliegende Grundstücke mit Großwohnprojekten bebaut. So auch in der Schwedter Straße ganz im Westen des Stadtviertels: Hier entstand nach Plänen des Berliner Büros Grüntuch Ernst Architekten die Wohnanlage Marthashof – benannt nach der einstigen evangelischen Mädchenschule aus den 1850er Jahren, die sich bis zu ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg auf diesem Grundstück befand.

Zwei siebengeschossige Torgebäude mit brauner Lochblechfassade markieren den Eingang zur Wohnanlage, im Hintergrund ist das dritte Gebäude mit derselben Fassadenverkleidung erkennbar
Die Perforation der Lochblechpaneele soll an Pflanzenblätter erinnern
Stellenweise grenzen die Neubauten direkt an benachbarte Brandwände an

Die Anlage erstreckt sich auf einer Fläche von 12.380 Quadratmetern entlang einer zentralen Erschließungsachse, die auf drei Seiten von fünf- bis sechsgeschossigen Wohngebäuden eingefasst wird. Ihre strahlend weißen Putzfassaden sind von vielen Vor- und Rücksprüngen sowie großen Glasflächen geprägt. Im Westen öffnet sich die Anlage zur Schwedter Straße. Hier markieren zwei Siebengeschosser mit brauner Lochblechfassade den Eingang zur Wohnanlage. Ein weiteres Gebäude mit Lochblechverkleidung bildet den räumlichen Abschluss der Erschließungsachse im Nordosten. Die knapp 3.000 Quadratmeter große, teils begrünte Freifläche im Zentrum der Anlage steht allen Bewohnern zur Verfügung; darunter befindet sich die Tiefgarage.

Insgesamt 130 Wohn- und vier Gewerbeeinheiten mit einer Gesamtfläche von 17.800 Quadratmetern sind in den Gebäuden untergebracht. Für eine durchmischte Bewohnerstruktur sorgen unterschiedliche Wohnungsgrößen. Das Angebot reicht von Ein- bis Fünfraumwohnungen, wobei sich Letztere größtenteils als Maisonettes über mehrere Etagen erstrecken. Während die ebenerdig liegenden Wohnungen über einen eigenen kleinen Garten verfügen, sind die in den oberen Etagen mit Loggien, Balkonen oder Terrassen ausgestattet. Großflächige Fenster lassen viel Tageslicht herein und sorgen für eine optische Verbindung zwischen Innen- und Außenraum.

Sonnenschutz
Die unterschiedliche Gestaltung der einzelnen Gebäude schließt auch den Sonnenschutz mit ein. Vor den Fenstern der verputzten Häuser verlaufen weiße Screens aus Glasfasergewebe. Sie filtern das einfallende Sonnenlicht und schützen zudem vor neugierigen Blicken der Nachbarn. Die Sonnenschutzelemente der drei braun verkleideten Gebäude hingegen bestehen wie die Fassade aus perforiertem Lochblech. Geschosshoch aus pulverbeschichtetem, eloxiertem Aluminium gefertigt, sind 400 von ihnen als starre, feststehende Paneele ausgeführt, weitere 700 als bewegliche Faltschiebeläden. Die Breite sämtlicher Lochbleche beträgt zwischen 550 und 600 Millimeter. Die Perforation besteht aus unzähligen kleinen Kreisen mit einem Durchmesser von vier Millimetern, die einem unregelmäßig dichten Muster folgen, das an ein Pflanzenblattwerk erinnern soll.

Je zwei bis vier Paneele sind über mittig angebrachte Scharniere zu einem Fensterladen zusammengefasst. Für die notwendige Fixierung sorgt eine Rahmenkonstruktion, die mit Stahlkonsolen am Gebäude befestigt ist. Über Rollenapparate an der oberen Kante und in schienengeführten Rollen auf der Unterseite lassen sich die Läden manuell auseinander- bzw. zusammenfalten. In geschlossenem Zustand verschatten sie die dahinterliegenden Räume, in geöffnetem Zustand stehen sie im 90°-Winkel zur Gebäudehülle. Auf diese Weise entsteht eine lebendige, sich ständig ändernde Fassade. -kt

Bautafel

Architekten: Grüntuch und Ernst Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: City.bauten, Berlin (Projektentwicklung); Dr.-Ing. Pelle Ingenieurgesellschaft, Berlin (Tragwerk); Ingenieurbüro für Energie- und Haustechnik Andreas Duba, Tröbnitz (Haustechnik); Levin Monsigny Landschaftsarchitekten, Berlin (Freianlagen); Mull und Partner Ingenieurgesellschaft, Berlin (Geothermieanlage); Colt International, Kleve (Faltschiebeläden)
Bauherr: Stofanel Investment, Berlin
Fertigstellung: 2012
Standort: Schwedter Straße 37 bis 40, Berlin-Prenzlauer Berg
Bildnachweis: Jan Bitter, Berlin und Colt International, Kleve

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