Wohnanlage Holzhalbinsel in Rostock

Wärmedämmverbundsystem mit Wasserstrichriemchen

Wo sich der Fluss Warnow zur schiffbaren Unterwarnow aufweitet, liegt die Rostocker Holzhalbinsel. Für den ehemaligen Hafen- und Handelsplatz am östlichen Ende des alten Stadthafens schrieb die städtische Wohnungsgesellschaft Wohnen in Rostock (WIRO) im Jahr 2013 einen nichtoffenen Architekturwettbewerb aus. Hier sollte ein neues Wohnquartier entstehen – überzeugen konnten letztlich Tchoban Voss Architekten mit einem Entwurf, der dem Leitgedanken „vom Wind geformt“ folgt.

Weithin sichtbar flankiert der westliche Wohnturm mit neun Stockwerken die Einfahrt in das Hafenbecken
Entsprechend dem Leitgedanken „vom Wind geformt“ sind die Flachdächer teilweise abgeschrägt
Die Uferpromendade ist mit einer breiten Treppenanlage gesäumt, die den direkten Zugang zum Wasser erlaubt

Die Planer entwickelten einen großräumlich U-förmigen, fünf- bis sechsgeschossigen Wohnblock, dessen Gemeinschaftshof sich nach Norden zum Wasser öffnet. Ihm vorgesetzt sind vier Punkthäuser mit fünf bis neun Geschossen, die an der Uferpromenade aufgereiht sind. Weithin sichtbar markiert der westliche Wohnturm mit neun Stockwerken als Landmarke die Einfahrt in das Hafenbecken. Der Entwurfsidee entsprechend weisen die Punkthäuser polygonale Grundrisse auf, und die Flachdächer der Wohnanlage sind teilweise in Hauptwindrichtung abgeschrägt.

Insgesamt entstanden 170 Mietwohnungen mit jeweils eigenem PKW-Stellplatz in der Tiefgarage. Die Grundrisse sind barrierearm konzipiert und variieren von Zweizimmerwohnungen mit 55 bis 75 Quadratmetern bis zu Vierzimmerwohnungen mit bis zu 135 Quadratmetern. Alle Einheiten sind über Aufzüge zu erreichen. Um die Nähe zum Wasser erlebbar zu machen, verfügen sämtliche Wohnungen über Ausblicke zur Unterwarnow und großzügige Loggien mit Sichtschutz und verschiebbaren Glaselementen als Witterungsschutz. Die Gebäude entsprechen dem Standard KfW-Effizienzhaus 55 und werden über Geothermie mit Wärmeenergie versorgt.

Gemeinsam mit Wiggenhorn & van den Hövel Landschaftsarchitekten aus Hamburg entwickelten die Planer ein Gestaltungskonzept für die Außenanlage, die neben dem circa 5.000 Quadratmeter großen Innenhof auch die Übergänge zur öffentlichen Uferpromenade umfasst. Gesäumt von einer breiten Treppenanlage, erlaubt sie den direkten Zugang zum Wasser. Diverse Sitzgelegenheiten sowie Spiel- und Erholungsflächen stehen den Bewohnern des Quartiers zur Verfügung. Bestehende Landschaftsstrukturen wurden aufgegriffen, um die Übergänge zwischen Stadt und Natur zu akzentuieren: In der Breite variierende Wege durchziehen das Quartier, dazwischen finden sich geschwungene Rasenhügel sowie eine ortstypische Bepflanzung mit vom Wind bewegten Weiden.

Mauerwerk

Als Fassadenmaterial wurden Klinkerriemchen eingesetzt, angelehnt an Backstein als ein traditionelles norddeutsches Baumaterial. Die insgesamt 47,2 cm starken Außenwände sind auf der Innenseite mit 10 mm Gipsputz versehen. Das tragende Kalksandsteinmauerwerk ist 24 cm breit. Die hohe Rohdichte des Baustoffs sorgt für einen guten Schall- und Wärmeschutz. Auf dem Kalksandsteinmauerwerk wurde ein 20 cm dickes Wärmedämmverbundsystem mit Mineralwolle angebracht. Den äußeren Abschluss bilden Klinkerriemchen im Normalformat (24 x 2,2 x 7,1 cm). Eingesetzt wurden zwei unterschiedliche Farbtöne: 75 Prozent der Gebäudehülle sind Hellbeige, 25 Prozent sind Schwarz-Weiß. Verlegt sind die aus Wasserstrichziegeln geschnittenen Riemchen im Wilden Verband mit hellbeiger Fuge. Vereinzelt wurden Fassadenflächen am Sockel und zwischen den Fenstern als Ziermauerwerk mit horizontal vorspringenden Schichten ausgeführt, die für Akzente sorgen.

Bautafel

Architekt: Ekkehard Voss, Tchoban Voss Architekten, Hamburg
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Dr. Binnewies Ingenieurgesellschaft, Hamburg (Statik); BOW Ingenieure, Hamburg (Haustechnik); Jolmes Ingenieure (Vorbeugender Brandschutz), Hamburg; Wiggenhorn & van den Hövel Landschaftsarchitekten, Hamburg (Gründungsgutachten und Landschaftsplanung); H.S.W. Ingenieurbüro Gesellschaft für Energie und Umwelt, Rostock (Geothermie); Klinkerwerk Muhr, Emmrich/ Lichterfeld (Klinkerhersteller)
Bauherr: WIRO Wohnen in Rostock Wohnungsgesellschaft, Rostock
Fertigstellung: 2018
Standort:
Loggerweg, Holzhalbinsel, 18055 Rostock
Bildnachweis: Hans-Jürgen Landes, Dortmund; Tchoban Voss Architekten, Hamburg

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