Wohnanlage Corte Salvati in Freising

Verblendmauerwerk im WIlden Verband

Die Pallotiner-Gemeinschaft, die 1846 von dem Priester Vincenzo Pallotti gegründet wurde, ist eine Gesellschaft apostolischen Lebens in der römisch-katholischen Kirche und als eine Patres- und Brüdergemeinschaft weltweit vertreten. Am Standort im bayerischen Freising leben die örtliche Pallottiner in einem denkmalgeschützten Seminargebäude von 1930 zusammen, dem Pallottihaus, und betreiben dort ein Schulungs- und Bildungszentrum. In direkter Nachbarschaft entstand nun die Wohnanlage Corte Salvati mit 51 Mietwohnungen nach Plänen von MMZ Architekten und Ingenieure. Der Name des Neubaus setzt sich aus dem italienischen Wort für Hof, corte, und dem Namen eines engen Vertrauten Pallottis, dem Kaufmann Giacomo Salvati, zusammen.
 
Die Wohnanlage besteht aus zwei viergeschossigen Baukörpern, die städtebaulich so konzipiert sind, dass sie sich in sowohl in der Höhe als auch in ihrer Ausrichtung harmonisch in die Bestandsbebauung einfügen. Ein als Parkgarage angelegtes Untergeschoss bietet Platz für 94 Autos und 130 Fahrräder. Die Stellplätze stehen sowohl den Mietern der Wohnungen als auch den Gästen des Pallottihauses zur Verfügung.

Die Wohnanlage besteht aus zwei viergeschossigen Baukörpern, die städtebaulich so konzipiert sind, dass sie sich in sowohl in der Höhe als auch in ihrer Ausrichtung harmonisch in die Bestandsbebauung einfügen
Ein als Parkgarage angelegtes Untergeschoss bietet Platz für 94 Autos und 130 Fahrräder
In der Nachbarschaft befindet sich die Vimy-Kaserne aus dem Jahr 1906 (rechts im Bild)

Inspiriert von den historischen Hofhäusern der italienischen Heimat des Ordensgründers ordneten die Planer die Wohnungen um ein Atrium an, das zugleich deren Erschließung dient. Es soll zudem ein Ort der Begegnung und des Austausches zwischen den Bewohnern sein. Ein Lift und eine einläufige Treppe verbinden die Ebenen in der Vertikalen. Je eine Atriumswand thematisiert mit einem über alle Geschosse reichenden ornamentalen Relief aus Ziegelsteinen nach Entwürfen des interdisziplinären Studios 22quadrat das Verhältnis zwischen Palotti und Salvati auf abstrakte Weise. Ausgehend von dem Gedanken, dass jeder Mensch einen ihm eigenen Ton in sich trage, wurden die Schwingungen, die dieser auf einer Wasseroberfläche erzeugt, in ein wellenförmiges Ziegelrelief übersetzt.
 
Den Gemeinschaftsgedanken der Pallottiner aufgreifend, aus der Vielfalt aller Individuen eine Einheit zu bilden, entwickelten die Planer 51 ähnliche, aber niemals identische Wohnungsgrundrisse. Es gibt Ein- bis Dreizimmerwohnungen jeweils unterschiedlicher Größe, die sich mit raumhohen Fensterflächen zur Umgebung öffnen. Alle Einheiten sind barrierefrei angelegt und verfügen über private Freiflächen wie Terrassen, Balkone oder Loggien. Außerdem können die Mieter die Dachterrassen gemeinschaftlich nutzen.

Mauerwerk
Die Außenwände sind zweischalig mit Kerndämmung ausgeführt. Der Aufbau von innen nach außen sieht folgendermaßen aus: Die tragende Schicht wurde je nach statischer Erfordernis als 20 cm Stahlbetonwand oder als Hintermauerwerk aus Kalksandstein erstellt. Darauf wurde eine 20 bis 30 cm dicke Kerndämmung aus Mineralwolle mit Vlieskaschierung aufgebracht. Für das 10,8 cm starke Verblendmauerwerk wurde ein unbehandelter Wasserstrichziegel im Dänischen Normalformat mit den Abmaßen 22,8 x 10,8 x 5,4 cm im Wilden Verband vermauert.
 
Dabei nahmen die Architekten Bezug zu den historischen Bauten der Nachbarschaft, dem Palottihaus und der zu Wohnungen umgenutzten Vimy-Kaserne von 1906. Die Materialwahl entspricht der des Pallottihauses, der beige-graue Farbton des Klinkers hingegen orientiert sich am Putz der Kaserne. Aufgrund der hochwärmegedämmten Gebäudehülle erreicht der Neubau den Passivhausstandard. Zur Eigenstromgewinnung wurde eine Photovoltaikanlage installiert.

Bautafel

Architekten: MMZ Architekten und Ingenieure, Frankfurt a.M.
Projektbeteiligte: Reichmann + Partner Ingenieure, Ehringshausen (Statik/Brand- und Wärmeschutz); Konrad Huber, München (HLSE-Planung); TransSolar, München (Energiekonzept); LeitWerk, Augsburg (Bauüberwachung); 22quadrat, Osnabrück (Design Wandrelief); Helligsø Teglværk, Hurup Thy (Verblender)
Bauherr: Pallottiner K.d.ö.R.
Fertigstellung: 2016
Standort:
Pallottinerstraße, 85354 Freising
Bildnachweis: Jörg Hempel, Aachen; MMZ Architekten und Ingenieure, Frankfurt a.M.

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