Wohnanlage Bellariarain in Zürich

Dunkle Keramikhülle mit besonderer Farbtiefe und kontrastierenden Fugen

Das Wohnviertel Wollishofen liegt unmittelbar am Zürcher See und zeichnet sich durch viel Grün und eine rege gastronomische und kulturelle Szene aus. So findet hier zum Beispiel jedes Jahr, unter freiem Himmel das Zürcher Theater Spektakel statt. Auf einer durch einen Gletscher geformten Geländekuppe mit weitem Blick über Stadt und Wasser entstanden nun acht neue Geschosswohnungsbauten nach Plänen von Michael Meier und Marius Hug Architekten.

Das Ensemble setzt sich aus vier Punkthäusern in der vorderen Reihe und vier höher gelegenen Längshäusern zusammen, die leicht radial zueinander angeordnet sind.
Das neue Quartier profitiert von dem alten Baumbestand und der erhöhten Lage mit Blick über den Zürcher See.
Die glänzende, auberginefarbene Glasur der Fassadenfliesen glitzert dezent, so als habe sie metallische Einschlüsse.

Alte Bäume, neue Bauten

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts umrahmte auf dem Grundstück ein imposanter Baumbestand eine Herrschaftsvilla. Diese wurde nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen und durch eine Siedlung für den gehobenen Mittelstand ersetzt. Der damals zuständige Landschaftsarchitekt Gustav Ammann konnte jedoch einen Großteil der vorhandenen Bäume erhalten, von denen die Ersatzneubauten auch heute noch profitieren.

Das Ensemble setzt sich aus vier Punkthäusern in der vorderen Reihe und vier höher gelegenen Längshäusern zusammen, die leicht radial zueinander angeordnet sind. Abstufungen, Ausdrehungen und Abkantungen sowie die schillernden Fassadenfliesen verhindern erfolgreich, dass das Quartier monoton wirkt, trotz der starken Ähnlichkeit der Baukörper. Ein Grünweg verbindet die vier Längshäuser auf der oberen Geländeebene miteinander und schafft dank Sitzmauern, großzügigen Eingangszonen, Spielbereichen und Aussichtsplätzen einen zentralen Begegnungsort für die Anwohnenden.

Unterschiedliche Ausbaustandards

Entstanden sind insgesamt 172 Wohnungen mit zweieinhalb bis viereinhalb Zimmern. Die viergeschossigen Punkthäuser beherbergen je drei Wohnungen pro Ebene, die einen etwas höheren Ausbaustandard aufweisen als diejenigen der Längshäuser. So haben selbst die Zweieinhalb-Zimmer-Wohnungen hier je zwei Bäder. Mit 2,5 m ist die Raumhöhe zudem überdurchschnittlich hoch. Die Wohnbereiche und Küchen gehen ineinander über, in allen Räumen wurde Parkett verlegt. Jede Einheit verfügt außerdem über einen 10 bis 12 m2 großen Balkon oder über eine Dachterrasse.


Die höher gelegenen Langhäuser sind fünfgeschossig mit sechs bis sieben Wohnungen pro Etage. Der Ausbaustandard ist etwas einfacher, es gibt jeweils nur ein Bad und die Eckbalkone sind mit 6 bis 7,5 m2 deutlich kleiner. Anstelle von Parkett sind sie mit einem fugenlosen und geschliffenen Anhydritboden ausgestattet. Laut Marketingbroschüre der H&B Real Estate, die für die Erstvermietungen zuständig ist, richten sich diese Wohneinheiten an Personen mit geringerem Einkommen, zum Beispiel als „Lebensraum für pfiffige Alleinerziehende“. Angaben zum Quadratmeterpreis sucht man allerdings vergebens.

Dunkle Keramikhülle mit kontrastierenden Fugen

Geschossbänder und Attiken aus Sichtbeton akzentuieren die Horizontale während die Fassadenfliesen die Vertikale betonen. Die schmalen, langen Riemchen mit asymmetrischem Spitzprofil in den Maßen 6,2 x 25 cm sind stehend im Kreuzverband verlegt. Ihre glänzende, auberginefarbene Glasur glitzert dezent, so als habe sie metallische Einschlüsse. Durch den V-förmigen Querschnitt entstehen bei seitlichem Lichteinfall lebendige Reflexionen und Schattenspiele, die die Fassaden je nach Wetter, Tages- und Jahreszeit anders wirken lassen. 


Besondere Farbtiefe

In der Regel werden keramische Fliesen liegend per Schnellbrand und im Rollenofen hergestellt. Die hier eingesetzten Fassadenfliesen wurden hingegen stehend per Langzeitbrand im Tunnelofen gefertigt. So entsteht eine archaische Optik mit besonderer Farbtiefe, deren Ergebnis sich nicht hundertprozentig vorherbestimmen lässt und jede Fliese zum Unikat macht.

Die Fassaden sind als Wärmedämmverbundsystem ausgeführt. Dabei sind die 1,6 cm dicken Fliesen direkt mit der 24 cm starken Wärmedämmschicht  aus Steinwolle verklebt. Die 2-fach-Einbettung weist eine Stärke von 8 bis 10 mm auf, die Klebemörtelschicht eine von 4 mm. Im Kontrast zur dunklen Keramik, aber farblich passend zu den Sichtbetonbändern, wurden die Fliesen abschließend hellgrau verfugt.

Die Rundstützen in den Eingangsbereichen erhielten hingegen ein Kleid aus glänzend weißen keramischen Riemchen mit halbkreisförmigen Profil von 3,5 cm Stärke und dazu lilafarbenen Fugen. Durch die vertikale Reihung der Fliesen ergibt sich eine Wellenbewegung rund um die Stützen, die wie eine gesteppte Polsterung wirkt und ihnen etwas Verspieltes verleiht. -sas

Bautafel

Architektur: Michael Meier und Marius Hug Architekten, Zürich
Projektbeteiligte: Allreal Generalunternehmung, Zürich; Manoa Landschaftsarchitekten, Meilen; Synaxis Bauingenieure, Zürich; IBG B. Graf Engineering, Winterthur (Elektro-Planung); Dr. Eicher + Pauli, Luzern (HLK-Planung); ALCO Haustechnik, Zürich (Sanitär-Planung); Durable Planung und Beratung, Zürich (Bauphysik); Rogger Ambauen, Emmen (Kostenplanung); Agrob Buchtal, Schwarzenfeld (Fassadenfliesen; Produkt: Craft)
Bauherr*in: Helvetia Versicherungen, St. Gallen, Schweiz
Fertigstellung:
2021
Standort: Bellariastrasse 51, 53, 57, 59, 61, 63 und Bellariarain 2, 4, 6, 8, 10, 12, 8038 Zürich, Schweiz
Bildnachweis: Roman Keller und Markus Bertschi (Fotos); Michael Meier und Marius Hug Architekten (Pläne)

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