Wohn- und Atelierhaus in Berlin-Neukölln

Clusterwohnung, Laubengang und Atelier

Mitten im heterogenen Umfeld des Rollbergquartiers in Berlin-Neukölln ist eine neue Wohnanlage mit rund 100 Wohneinheiten, einem Café und einer Tiefgarage entstanden. Die aus mehreren Teilen zusammengesetzte Gebäudefigur vermittelt zwischen der umgebenden Blockrandstruktur, den Brandwänden und den Großstrukturen der 1960er- und 70er-Jahre. Für das Projekt wurde ein Wettbewerb ausgelobt, den das Büro EM2N, mit Sitz in Zürich und Berlin gewann. Ihr Konzept, das neben Ateliers und konventionellen Wohnungen auch große Gemeinschaftswohnungen vorsieht, richtet sich an finanzschwächere Mieter.

Die zusammengesetzte Gebäudefigur vermittelt zwischen der umgebenden Blockrandstruktur, den Brandwänden und den Großstrukturen der 1960er- und 70er-Jahre-Bebauung.
Das profilierte Aluminiumblech ist durch ein horizontale Fassadenbänder strukturiert.
Die straßenseitige Gebäudehülle besteht aus einer vorgehängten hinterlüfteten Fassadenkonstruktion und verfügt über einer Mineralwolledämmung.

Konventionelle und alternative Wohnformen

Der bis zu sieben Geschosse hohe vierteilige Wohnkomplex ist um einen zentralen begrünten Innenhof herum organisiert. Die zum Gemeinschaftshof ausgerichteten tiefen Laubengänge dienen der Erschließung, sind Begegnungszonen sowie Freifläche und Balkonersatz für die Bewohner. Große Fenster, Lichteinschnitte, Sichtbetonflächen, graue Putzoberflächen und verzinkte Gittergeländer bieten den neutralen Hintergrund für das Leben der Bewohner.

Die straßenseitigen Fassaden fügen sich in die Umgebung ein. Auf einem Sichtbetonsockel, der das Erdgeschoss bildet, ruht die Fassade aus profilierten Aluminiumpaneelen mit französischen Fenstern und kleinen Balkonen. Horizontale Bänder strukturieren die Fassade geschossweise und binden die Balkone ein. Das Erscheinungsbild ist durch die Verwendung industrieller Materialien gekennzeichnet.

Im Erdgeschoss befindet sich ein Café mit Außensitzplatz, der an einen kleinen Platz an der Kienitzer Straße angrenzt. Zur Briesestraße orientiert reihen sich Atelierwohnungen mit flexiblen Größen aneinander, in denen Wohnen und Arbeiten miteinander vereint werden sollen. Die insgesamt 101 Wohneinheiten erstrecken sich auf einer Bruttogeschossfläche von 13.343 Quadratmetern. Neben konventionellen Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen befinden sich darunter auch einige Atelierwohnungen sowie die sogenannten Clusterwohnungen in den Obergeschossen. Letztere sind dem gemeinschaftlichen Wohnen von mehreren Parteien zugedacht und erstrecken sich teils über zwei Geschosse.

Dämmstoffe: Nichtbrennbare Mineralwolle-Fassadendämmplatten in VHF und WDVS

Der Gebäudekomplex wurde als Massivbau aus Stahlbeton und Kalksandstein errichtet. Anstelle eines gängigen Wärmedämmverbundsystems (WDVS) fiel die Entscheidung für die straßenseitigen Fassaden auf eine vorgehängte und hinterlüftete Fassadenkonstruktion. Profiliertes Aluminiumblech wurde auf eine thermisch getrennte Metallunterkonstruktion genietet. Als Wärmedämmung kamen nicht brennbare, vlieskaschierte Fassadendämmplatten aus Mineralwolle zum Einsatz. Die 16 cm dicke Dämmung erreicht eine Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/mK. Die Fassade zum Innenhof wurde mit einem mineralischen WDVS versehen und erhielt einen Strukturputz. Als Dämmung werden hierfür ebenfalls nichtbrennbare 16 cm dicke Mineralwolledämmplatten verwendet.

Die extensiv begrünten Flachdächer wurden mit einer 30 cm dicken Dämmung belegt, die auf der bereits im Gefälle eingebauten Stahlbetondecke liegt. Die Balkone und Laubengänge aus Stahlbetonfertigteilen sind thermisch getrennt angeschlossen. -sus

Bautafel

Architektur: EM2N, Zürich/ Berlin
Projektbeteiligte: Implenia Hochbau, Berlin (Bauleitung); Gneise Planungs- und Beratungsgesellschaft, Berlin (Bauberatung/ Bauökonomie/ Haustechnik); HW-Ingenieure, Berlin (Ausschreibung/ Qualitätssicherung); Ingenieurbüro Rüdiger Jockwer, Berlin (Tragwerksplanung); Ingenieur- und Sachverständigenbüro Karl-Heinz Quenzel, Berlin (HLK-Planung, Lüftung Tiefgarage); Bauphysik Ritter, Potsdam (Akustik); Andreas Wilke Ingenieurbüro für Bauphysik und Baukonstruktion, Potsdam (Wärmeschutz- und Energiebilanzierung, Brandschutz); Man Made Land Bohne Lundqvist Mellier, Berlin (Landschaftsarchitektur)
Bauherrschaft: Stadt und Land Wohnbauten-Gesellschaft, Berlin
Fertigstellung: 2020
Standort: Briesestraße 19 / Kienitzer Straße 26, 12053 Berlin
Bildnachweis: Andrew Alberts, Berlin

Baunetz Architekt*innen

Fachwissen zum Thema

Schrägdachbegrünung (extensiv)

Schrägdachbegrünung (extensiv)

Dach

Dachbegrünung

Produkte aus Mineralwolle

Produkte aus Mineralwolle

Dämmstoffe

Mineralwolle

Bei vorgehängten hinterlüfteten Fassaden trägt neben der Dämmebene auch eine Luftschicht zum Wärmeschutz bei.

Bei vorgehängten hinterlüfteten Fassaden trägt neben der Dämmebene auch eine Luftschicht zum Wärmeschutz bei.

Wand

Vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF)

Nicht brennbare Putzträgerplatte mit Dübelbefestigung

Nicht brennbare Putzträgerplatte mit Dübelbefestigung

Wand

Wärmedämmverbundsystem

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Dämmstoffe sponsored by:
Deutsche Rockwool | Kontakt 02043 / 408 408 |  www.rockwool.de