Villa am Wandlitzer See

Treppe wie am seidenen Faden

Von einem Häuschen im Grünen träumen viele Berlinerinnen und Berliner. Am Westufer des Wandlitzer Sees – rund 25 Kilometer vom Berliner Stadtzentrum entfernt – hat sich eine Familie diesen Traum erfüllt. Inmitten hoch aufragender Kiefern wurde nach Plänen von Thomas Kröger Architekten ein in Holz gekleidetes Wohnhaus realisiert. Die mit ihren 280 Quadratmetern Wohnfläche kaum als „Häuschen“ zu bezeichnende Villa kehrt dem umgebenden Wald den „Rücken“ zu und öffnet sich über eine großflächige Fensterfront zum See.

Zum See hin öffnet sich das Gebäude mit einer großflächigen Fensterfront.
Die Gebäudehülle besteht aus sägerauen Planken aus sibirischer Lärche.
An der nördlichen Fassade hebt sich der Kamin aus Sichtbeton gegen die hölzerne Fassadenbekleidung ab.

Zur Straße geschlossen, offen zum See

Das Wohnhaus besteht aus zwei ineinander verschachtelten Volumina: einem Quader und einem an die Apsis einer Kapelle erinnernden Baukörper. Die Westfassade zur Straße zeigt sich relativ geschlossen. Die Gebäudehülle besteht aus einer sägerauen, vertikalen Beplankung aus sibirischer Lärche. Mit einem geschwungenen Halbrund schiebt sich der südwestliche Gebäudeteil nach vorne. Einzig ein kleines Fenster durchbricht die hölzerne Fassade des tonnenartigen Volumens.

Eine langgezogene Betonrampe führt sanft zum Hauseingang hinab. Ebenfalls aus Sichtbeton besteht der markant nach außen tretende Kamin an der Nordwand des Hauses, der gemeinsam mit dem innenliegenden Treppenhaus die Holzkonstruktion aussteift. Das Pendant zur Betonrampe bildet eine großzügige Freitreppe auf der gegenüberliegenden Seite, die einen Werkraum im Untergeschoss erschließt. Die Kombination von Sichtbetonelementen und hölzerner Fassadenbekleidung lässt die Villa zeitgemäß wirken und bettet sie harmonisch in den ruralen Kontext ein.

Raumorganisation durch Split-Level-Prinzip

Durch die Haustür betritt man einen kleinen Eingangsbereich. Dieser führt rechts hinab ins Untergeschoss und geradeaus über vier Stufen hinauf in den zentralen Wohnraum. Mit fast fünf Metern Deckenhöhe bildet er das Herzstück des Hauses. Von einem der beiden leuchtend gelben, in den Boden eingelassenen Sofas kann man den Blick Richtung See ins umgebende Grün schweifen lassen. Ein spielerischer Umgang mit verschiedenen Ebenen zieht sich durch die gesamte Villa.

Das Haus ist mit Split-Level konzipiert: die einzelnen Ebenen sind zueinander versetzt und über kurze Treppen verbunden. Dadurch entsteht ein offener und doch zonierter Raumeindruck. Vom Wohnzimmer führt eine halbe Treppe zur Küche im gerundeten Gebäudeteil, an die östlich das Esszimmer anschließt. Darüber befinden sich das Elternschlafzimmer mit Ankleide und angrenzendem Badezimmer, ein halbes Geschoss weiter finden ein Gäste-, ein Kinder- und ein Arbeitszimmer Platz. Steigt man weiter hinauf, gelangt man an einer Sauna vorbei zu einer großen Dachterrasse, die sich über zwei Ebenen erstreckt.


Jeder Weg führt über die Treppe

In einem Split-Level-Haus kommt der Treppe eine zentrale Rolle zu, da fast jeder Weg über einen – wenn auch kurzen – Treppenlauf führt. Die Treppe in der Wandlitzer Villa ist funktional und dekorativ zugleich. Wie ein dreidimensionales Kunstwerk ragt das Wendepodest in den Wohnraum hinein. An einer zentralen Wandscheibe aus Sichtbeton kragen Podest und Stufen weit aus, am anderen Ende gehalten durch schmale, zur Decke gespannte Stahlstäbe. Sie bilden zugleich die filigrane Absturzsicherung. Über die Treppenkonstruktion mit Kragarmen eröffnen sich Blickbezüge zwischen den Ebenen. Zudem dringt Tageslicht bis in die hinteren, dunkleren Räume. Das Wendepodest ist zugleich Aussichtsplattform – es lässt in den hohen Wohnraum und durch die Fenster ins Freie blicken. -np

Bautafel

Architektur: Thomas Kröger Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Ziegert Seiler Ingenieure, Berlin (Tragwerksplanung); ZRS Architekten, Berlin (Bauphysik, Energieberatung); Reiner Elstermann, Berlin (Landschaftsarchitektur); Bauunternehmen Müller (Betonrohbau); BDP Baudenkmalpflege, Prenzlau (Holzrohbau, Fassade); Tischlerei Kathrein, Berlin (Innenausbau, Tischlerarbeiten); ES Reiter, Brieselang (Elektro); Dewald & Kriesel, Prenzlau (Heizung, Lüftung, Sanitär); Käding, Berlin (Garten- und Landschaftsbau)
Bauherr/in: privat
Fertigstellung: 2019
Standort: Wandlitz
Bildnachweis: Philipp Obkircher, Berlin (Fotos); Thomas Kröger Architekten, Berlin (Pläne)

Baunetz Architekt*innen

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Grundtypen mehrläufiger Treppen

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Mehrläufige Treppen

Podeste dienen als Ruhe-, Ausweich- und Sicherheitsebenen zwischen den Treppenläufen und am An- und Austritt, hier eine zweläufige, gerade Treppe mit drei Zwischenpodesten im Firmengebäude DSV in Krefeld.

Podeste dienen als Ruhe-, Ausweich- und Sicherheitsebenen zwischen den Treppenläufen und am An- und Austritt, hier eine zweläufige, gerade Treppe mit drei Zwischenpodesten im Firmengebäude DSV in Krefeld.

Treppenelemente

Podest

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