Verwaltungsgebäude der Stadtentwässerung Mannheim

Vormauerschale aus schlanken Kolumba-Klinkern

Eine heterogene Mischung aus Geschosswohnungsbau und Verwaltung, Gewerbe und Einzelhandel prägt den Mannheimer Stadtteil Wohlgelegen. Innerhalb dieser stark durchmischten und unterschiedlich hohen Gebäudestruktur ist Sichtmauerwerk ein wiederkehrendes Fassadenmaterial. Für das neue Verwaltungsgebäude des Eigenbetriebs Stadtentwässerung Mannheim wählten die Architekten der ortsansässigen Arbeitsgemeinschaft Motorplan Stadtbauplan daher eine Vormauerschale aus Klinker.

Rückwärtige Ansicht vom Betriebshof
Blick von der Käfertaler Straße in nordöstliche Richtung: Die Position des Baukörpers orientiert sich an der Abfolge der Portalhäuser des Kraftwagenhofs
Ansicht vom Hof: Im eingeschossigen Betriebsgebäude sind die Sozialräume der Mitarbeiter untergebracht

Das Baugrundstück an der Käfertaler Straße grenzt nordöstlich an einen historischen Kraftwagenhof aus den 1920er-Jahren, der heute den städtischen Eigenbetrieb Müllwirtschaft beherbergt. Dieses denkmalgeschützte Ensemble besteht aus zweigeschossigen Portalhäusern und einem eingeschossig bebauten Hof. Da die Betriebsabläufe der Müllwirtschaft denen der Stadtentwässerung ähneln, bezogen sich die Architekten mit dem Neubau typologisch auf den Bestand. Die Ausrichtung und Position des sechsgeschossigen Verwaltungsgebäudes orientiert sich an den alten Portalhäusern; Pausenhof und Besucherparkplatz sind straßenseitig durch eine Außenmauer gefasst. Der rückwärtig gelegene Betriebshof der Stadtentwässerung ist analog zu seinem historischen Nachbarn mit Stellflächen für den Fuhrpark und eingeschossig flankierenden Gebäuden ausgebildet. Daraus hervorragend, bildet der schlanke Verwaltungsbau weithin sichtbar die neue Adresse des städtischen Unternehmens.

Der Haupteingang an der Nordostseite orientiert sich zu einem kleinen Vorplatz mit angegliedertem Besucherparkplatz. Im Erdgeschoss der Verwaltung lassen sich das Foyer, der Empfang und ein angrenzender Vortragssaal für unterschiedliche Veranstaltungen flexibel zusammenschalten. In den oberen Geschossen sind die verschiedenen Abteilungen der Stadtentwässerung untergebracht. Geschossübergreifende Kommunikationszonen ermöglichen innerhalb der Abteilungen Ausblicke in die Umgebung. Aufgrund der Konzeption des Gebäudes als stützenfreie Stahlbetonkonstruktion sind die Büroräume flexibel unterteilbar. Der Betriebsbereich befindet sich ebenso wie die Umkleiden, die Meisterbüros, Sozial- und Pausenräume im rückwärtigen, eingeschossigen Gebäudeteil und wird über den Hof erschlossen.

Das Verwaltungsgebäude wurde dem europäischen „Green Building Programme“ entsprechend besonders energieeffizient konzipiert; der Primärenergiebedarf liegt bei 179,8 kWh/(m²a). Die Fenster sind mit Dreifachverglasung und Raffstoren als außen liegendem Sonnenschutz ausgeführt. Die Gebäudeleittechnik steuert die Verschattungselemente entsprechend Sonnenstand und Außentemperatur.

Mauerwerk
Die Außenwände des neuen Betriebs- und Verwaltungsgebäudes sind zweischalig mit Luftschicht und Wärmedämmung ausgeführt. Die vertikale Lastabtragung erfolgt über eine 25 cm starke Stahlbetonwand. Als Wärmeschutz dient eine 20 cm dicke Kerndämmung aus Mineralwolle, im Sockelbereich kommt stattdessen eine Perimeterdämmung zum Einsatz. Das Sichtmauerwerk ist als 11,5 cm starke Vormauerschale aus Klinker mit 4 cm Luftschicht zur Wärmedämmung ausgeführt. Die insgesamt 62 cm starke Außenwand erreicht einen U-Wert von 0,20 W/(m²K).

Die Architekten wählten hellgraue Klinker im schlanken, sogenannten Kolumba-Format: 52,8 x 11,5 x 3,7 cm. Der handgefertigte Kolumba-Klinker wurde im Jahr 2000 als gemeinsames Projekt eines dänischen Ziegelherstellers und des Schweizer Architekten Peter Zumthor für das Diözesanmuseum Kolumba in Köln entwickelt. Die Steine gehören zur Festigkeitsklasse 12 und der Rohdichteklasse 1,8.

Das Sichtmauerwerk wurde im wilden Verband mit einer Steinüberlappung von mindestens zehn Zentimetern gemauert. Die 1,8 cm breiten Fugen sind bündig mit weißem Vormauermörtel ausgeführt; die Dehnungsfugen als Mäanderfugen erstellt.

Bautafel

Architekten: Arge Motorplan Stadtbauplan, Mannheim
Projektbeteiligte: Bernhard Wondra, Stefan Trosdorf (Projektleitung); Imagine Structure, Frankfurt/Main (Tragwerksplanung); Fc Ingenieure, Heidelberg (HLSE); Golisch Bauphysik, Heppenheim (Bauphysik); HHP Süd Beratende Ingenieure, Ludwigshafen (Brandschutz); Leonhard Weiss, Öhringen (Rohbau); Petersen Tegl über Backstein Kontor, Köln (Klinker)
Bauherr: Eigenbetrieb Stadtentwässerung Mannheim
Fertigstellung: 2012
Standort:
Käfertaler Straße 265, 68167 Mannheim
Bildnachweis: Oli Hege, Frankfurt; Arge Motorplan Stadtbauplan, Mannheim

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