Verwaltungsgebäude der Junta de Castilla y León in Zamora

Structural Glazing-Fassade aus Weißglas

Wie aus Luft gebaut scheint das neue Verwaltungsgebäude für die Regierung der autonomen spanischen Region Kastilien-León in Zamora, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Umhüllt von einer schützenden Mauer aus hellem Sandstein liegt es am Rand der Altstadt nahe der romanischen Kathedrale von Zamora. Der Entwurf für den Sitz der Junta de Castilla y León stammt von Alberto Campo Baeza Architekten aus Madrid. Sie schufen einen zweigeschossigen Glasbaukörper ohne jegliche Verzierung. Durch die strikte Trennung von gläsern filigraner Gebäudehülle und tragender Konstruktion, von der lediglich die Stirnseiten der weißen Betondecken und schlanke Rundstützen zu sehen sind, scheint er entmaterialisiert, fast wie eine Fata Morgana.

Der zweigeschossige Glasbau ist von einer schützenden Steinmauer umhüllt
Im Verwaltungsgebäude hat die Regierung der autonomen spanischen Region Kastilien-León ihren Sitz
Die äußere Ebene der Vorhangfassade besteht aus großformatigen Verbundsicherheitsgläsern

Als wichtiger Bestandteil des Gesamtentwurfs greift die gebäudehohe Steinmauer die Kontur eines ehemaligen Klostergartens auf. In ihrem vieleckigen Verlauf berührt sie an einigen Stellen die Glaswände, an anderen verläuft sie parallel dazu, in einigen Bereichen weitet sich der Abstand zwischen Stein- und Glaswand zu einem Innenhof. Den Boden bedecken Platten aus dem gleichen Sandstein, aus dem sowohl die umlaufende Mauer als auch die benachbarte Kathedrale bestehen. Einzelne Bäume sollen an den ehemaligen Garten erinnern; Öffnungen in den Mauerwänden rahmen Blicke auf die Kirche und die Umgebung.

Glas
Die Vorhangfassade ist als Structural Glazing-Fassade, also als geklebte, lastabtragende und zweischalige Glaskonstruktion mit einem Zwischenraum von 75 Zentimetern ausgebildet. Kein sichtbares Profil stört das Erscheinungsbild, alle Scheibenstöße sind ausschließlich mit Silikon verbunden. Ein gläserner Dachrand schließt die Konstruktion nach oben hin ab. Glasschwerter, die zwischen den Deckenstirnseiten im Bereich des oberen Geschosses spannen, steifen die mit Abmessungen von 2,70 x 6,00 Meter sehr großen Vertikalverglasungen aus. Diese bedecken eine Fläche von rund 800 Qudratametern und bestehen aus Verbundsicherheitsglas.

Für das VSG wurde ausschließlich farbneutrales Weißglas verwendet, das aufgrund des geringen Eisenoxidanteils nicht den glastypischen Grünstich aufweist. Der Aufbau besteht aus zwei thermisch vorgespannten Gläsern (2 x 12 mm) mit einer PVB-Folie als Zwischenmaterial. Der Lastabtrag des Eigengewichtes erfolgt über eine im Boden eingelassene, nicht sichtbare, stählerne Unterkonstruktion. Aufgrund der großen Abmessungen der äußeren Ebene, mussten die Glasscheiben im Obergeschoss durch Glasschwerter ausgesteift werden. Diese sind ebenfalls nicht sichtbar in Stahlschuhen an den Deckenstirnseiten gelagert und bestehen aus einem dreifachen Glasaufbau (15 mm / 10 mm / 15 mm). Der transparente Werkstoff findet sich auch im Gebäudeinneren in Form satinierter Glastrennwände.

Der Fassadenzwischenraum ist nach oben und nach innen hin durch einachsig spannende Verbundsicherheitsgläser (2 x 10 mm) getrennt. Neben dem innen liegenden Sonnenschutz sorgt die Steinmauer für eine Verschattung der Glasfassade.

Bautafel

Architekten: Alberto Campo Baeza, Pablo Fernández Lorenzo, Pablo Redondo Díez, Francisco Blanco Velasco und Alfonso González Gaisán, Madrid
Projektbeteiligte: Eduardo Díez - IDEEE, Alicante (Tragwerksplanung); José Pablo Calvo Busello, Madrid (Beratung Glas); Proinller, Madrid (Fassade)
Bauherr: Junta de Castilla y León. Consejería de Hacienda, Valladolid
Fertigstellung: 2012
Standort: Calle Obispo Manso 1, 49001 Zamora, Spanien
Bildnachweis: Javier Callejas, Granada

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