Verbandshaus der Hessenchemie in Wiesbaden

Vorgehängte Fassade aus Mineralkunststoff vor Mineralwolledämmung

Wie mittlerweile nahezu jedes Unternehmen hierzulande fühlt sich neuerdings auch die chemische Industrie der Nachhaltigkeit verpflichtet. Als einen Schritt in diese Richtung sieht der Arbeitgeberverband Hessenchemie den Neubau seiner Zentrale an der Murnaustraße in Wiesbaden. Vormals auf zwei Standorte verteilt, bündelt er die Veranstaltungsräume und Büros für rund 40 Mitarbeiter an einem Ort. Die Planung übernahm das Wiesbadener Architekturbüro Grabowski Spork.

Die weißen, umlaufenden Fassadenbänder wechseln sich mit den schwarz gerahmten Fenstern ab
Der Haupteingang befindet sich etwas zurückgesetzt in einer Einbuchtung an der nordwestlichen Gebäudeecke
Im Erdgeschoss ist die Fassade als Wärmedämmverbundsystem ausgeführt

Das viergeschossige Gebäude liegt südlich der Innenstadt am Kulturpark am Schlachthof zwischen Mainzer Straße und den Gleisanlagen des Hauptbahnhofs. Als Zeichen der Corporate Architecture wurde es zu großen Teilen aus Produkten der Mitgliedsunternehmen des Verbands errichtet. Das zeigt sich unter anderem an der markanten vorgehängten Fassade der oberen drei Geschosse: Bandartig geschwungen wechseln sich umlaufend weiße Kunststoffelemente mit schwarzgerahmten Fensterbändern ab. Das Fassadenmaterial besteht aus einem eigens für den Neubau entwickelten Hybridwerkstoff aus mineralischem Füllstoff und Acrylharz. Er lässt nicht nur sich homogen durchfärben, sondern auch bei 150 Grad thermisch verformen, sodass sich die Gebäudeecken abgerundet ausführen ließen.

Der Haupteingang befindet sich etwas zurückgesetzt in einer Einbuchtung an der nordwestlichen Gebäudeecke. Linkerhand öffnet sich die Lobby mit Empfang, dahinter liegt das Treppenhaus. An die Lobby schließen auf der einen Seite die variabel teilbaren Veranstaltungsräume mit Zugang zu den Außenterrassen an, auf der anderen Nebenräume wie Küche, Lager und die WC-Anlagen. Dem Eingang gegenüber erstreckt sich das Foyer entlang der Westfassade und bietet Platz für Ausstellungen und Begegnungen vor, während und nach den Veranstaltungen; an seinem Ende befindet sich ein Nebeneingang. In den drei Obergeschossen sind die Büros rund um einen mittigen Versorgungstrakt mit Teeküchen, Sanitär- und Technikräumen sowie den zentralen Gemeinschaftsbereichen angeordnet. Im Untergeschoss stehen den Mitarbeitern und Besuchern 88 Parkplätze zur Verfügung. Insgesamt beträgt die Nutzfläche des Neubaus rund 4.000 Quadratmeter.

Das Gebäude ist als Niedrigenergiehaus konzipiert; sein Energiebedarf beträgt lediglich 7,6 kWh/m²a. Erreicht wurde dies durch eine hochwärmedämmende Hülle und eine dreifachverglaste Pfosten-Riegelfassade. Die Beheizung und Kühlung erfolgt durch Fernwärme (aus Biomasse), die Verteilung über die Fußbodenflächen in allen Geschossen. Eine kontrollierte Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung verteilt vorkonditionierte Frischluft; eine auf dem Dach aufgeständerte Photovoltaikanlage liefert Solarstrom.

Wärmedämmung/Konstruktion
Das Gebäude wurde in Massiv- und Stahlbetonskelettbauweise errichtet. In den Geschossdecken befinden sich kugelförmige Hohlkörper, die das Gewicht und den Materialverbrauch verringern. Der Aufbau der hinterlüfteten Fassade besteht aus einer 30 cm dicken Stahlbetonwand, die mit 24 cm Mineralwolle gedämmt ist. Die Wärmeleitfähigkeit der Mineralwolle beträgt 0,035 W/mK. Sie ist nicht brennbar und entspricht der Euroklasse A1. Eine außenseitige Glasvlieskaschierung macht ihre Oberfläche wasserabweisend. Die vorgehängten Fassadenelemente bestehen aus 12 mm dünnen Plexiglas-Mineralplatten, die auf einer justierbaren Aluminium-Unterkonstruktion ohne sichtbare Hängepunkte befestigt sind. Das Fassadensystem hat bislang noch keine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung und wurde durch eine Zulassung im Einzelfall nachgewiesen. Im Erdgeschoss ist die Fassade mit einem Wärmedämmverbundsystem ausgeführt. Als Dämmung kam hier eine 20 cm starke wasserabweisende Mineralfaserdämmung der Wärmeleitgruppe WLG 035 zum Einsatz.

Die teilweise als Dachterrassen genutzten Flachdächer wurden in zwei Dämmlagen aus Polyiso-Hartschaumplatten (PIR) ausgeführt. Die untere Schicht besteht aus 10 cm dicken Platten mit beidseitiger Deckschicht aus Aluminium und einer Wärmeleitfähigkeit von 0,022 W/mK, die obere Schicht aus einer Gefälledämmung der Wärmeleitfähigkeit von 0,028 W/mK. Sie ist im Mittel 20 cm dick. Die Kellerdecke wurde unterseitig mit einer 14 cm starken Mineralwolle-Kellerdämmplatte der WLG 035 belegt.

Bautafel

Architekten: Grabowski Spork Architektur, Wiesbaden
Projektbeteiligte: Zendel Engelmann Ingenieure, Wiesbaden (Tragwerksplanung); Ingenieurbüro Horn, Fernwald (HLS); Ingenieurbüro Pörsch, Beltheim (ELT); Vogel - Beratende Ingenieure, Wiesbaden (Brandschutz); Freiraum Landschaftsarchitekten, Wiesbaden (Freiflächenplanung); Evonik, Essen (Plexiglas-Fassadenplatten); Bauder, Stuttgart (PIR-Dämmung und Abdichtung); Rockwool, Gladbeck (Fassaden-Dämmung Fixrock)
Bauherr: Arbeitgeberverband Chemie und verwandte Industrien für das Land Hessen, Wiesbaden
Fertigstellung: 2013
Standort: Murnaustraße 12, 65189 Wiesbaden
Bildnachweis: Dirk Übele, Wiesbaden; Grabowski Spork Architektur, Wiesbaden

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Bei vorgehängten hinterlüfteten Fassaden trägt neben der Dämmebene auch eine Luftschicht zum Wärmeschutz bei.

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Wand

Vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF)

Nicht brennbare Putzträgerplatte mit Dübelbefestigung

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Wand

Wärmedämmverbundsystem

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