Universitätsmensa in Freiburg

Zentrale Wärmerückgewinnung, adiabate Kühlung und Sanierung der Gebäudehülle

Im Zentrum der Studentenstadt Freiburg erstreckt sich zwischen dem Hauptbahnhof und der Justizvollzugsanstalt der Campus der naturwissenschaftlichen Fakultäten der Albert-Ludwigs-Universität. Inmitten des weitläufigen Institutsviertels befindet sich die Mensa, in der seit 1971 die Studierenden mit Speisen und Getränken versorgt werden. Nach fast 40 Jahren erfuhr der mittlerweile veraltete Bau eine grundlegende energetische Sanierung. Im ersten Abschnitt wurde 2008 die gesamte Küchentechnik erneuert, Innenräume bekamen einen neuen Anstrich. 2011 standen der Austausch der Fassade und die Überholung der Gebäudetechnik auf dem Programm – diese Maßnahmen wurden nach Vorgaben der EnEV 2009 vom ortsansässigen Büro Franz und Geyer Architekten geplant, das äußere Erscheinungsbild der alten Mensa sollte dabei unbedingt erhalten bleiben.

Im Innenraum trifft grauer Sicht- und Waschbeton auf rote Bestuhlungen
Die Böden im Küchentrakt sind orange gestaltet, das Inventar besteht aus Edelstahl
Der Empfang im Erdgeschoss ist leuchtend grün gestaltet und für Jedermann sichtbar

Das Gebäude setzt sich aus mehreren ein- bis dreigeschossigen, teilweise in ganzer Höhe verglasten Kubaturen zusammen, die ineinandergeschoben an die traditionellen Pavillons japanischer Baukunst erinnern. Die gerasterte Verglasung dieser Gebäudeteile war auf einer Gesamtfläche von rund 900 m² zuvor nur einfach verglast. Im Zuge der energetischen Sanierung erhielt sie eine neue Dreifachverglasung mit einem U-Wert von 0,6 W/m²K, die in die bestehenden Holzprofile eingepasst wurde. Die einzelnen Dächer der gläsernen Baukörper liegen auf einer sichtbaren Zangenkonstruktion aus Brettschichtholz auf, eine entsprechende Dämmung erhielten sie bereits einige Jahre zuvor. Im rückwärtigen Teil orientiert sich nach Norden hin der teilweise verglaste, teilweise geschlossene und hell verputzte Küchentrakt. Auch hier wurden die veralteten Fenster ausgetauscht, die Betonfassade erhielt einen neuen Anstrich.

Nach der Sanierung steht den Studenten nun eine Nutzfläche von 4.635 m² zur Verfügung. Rund 3.000 Mahlzeiten werden täglich ausgegeben, vor dem Umbau belief sich deren Anzahl auf 1.500. Der Küchentrakt und Ausgabebereich im ersten Obergeschoss ist offen und übersichtlich gestaltet, orangefarbene Industrieböden stehen im Kontrast zur schlichten Edelstahl-Einrichtung. Dort, wo gegessen wird, verleihen Vierertische mit roter Bestuhlung und Origami-Lampen aus Papier dem 1970er Jahre Charme des Gebäudes aus Waschbeton-Böden und Sichtbetonwänden einen gewissen Pepp. Abtrennbare Bereiche ermöglichen hier vielfältige Raumaufteilungen.

Gebäudetechnik
Nach 39 Jahren Laufzeit befand sich die gesamte Heizungs- und Lüftungsanlage der Mensa in einem desolaten Zustand. Da sie nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden konnte, entschieden sich die Betreiber für eine grundlegende Modernisierung. Die neuen Anlagen zur Kühlung und Beheizung befinden sich im Kellergeschoss der Mensa.

Das gesamte Gebäude ist an das Dampfnetz des nahegelegenen Heizwerkes der Uniklinik angeschlossen. Durch die energieeffiziente Technik der Kraft-Wärme-Kopplung wird die im Heizwerk produzierte Wärme durch Kondensation von Wasserdampf gewonnen und über Fernwärmeleitungen zur Mensa transportiert. Dort wird der Dampf über zwei Dampfwärmetauscher mit einer Leistung von je 350 KW in Wasser umgewandelt. Das warme Wasser zirkuliert anschließend durch das Rohrsystem der Mensa, an dem die Heizkörper angeschlossen sind. Um die Mensa möglichst energieeffizient zu beheizen, ist das gesamte Gebäude in mehrere Heizkreise eingeteilt.

Auch die Lüftungsanlage ist in mehrere Bereiche aufgeteilt. Sie ist mit einer zentralen Wärmerückgewinnung und einer energiesparenden adiabaten Kühlung ausgestattet. Die dem Innenraum abgeführte Luft wird großflächig mit Wasser in Verbindung gebracht. Durch die Wärmerückgewinnung wird die Verdunstungskälte aufgenommen und der frischen Luft zugeführt. Diese wird dann deutlich abgekühlt dem Innenraum zugeführt – die verbrauchte, befeuchtete Luft hingegen wird direkt ins Freie abgeleitet. Zudem befinden sich in der großflächig verglasten Fassade an manchen Stellen kleine automatisierte Lamellenfenster. Diese dienen hauptsächlich der Nachtlüftung und dem Luftaustausch am Tag – sollte die Luftfeuchte im Innenraum zu hoch sein, öffnen sich die Fenster automatisch, da sie mit der Lüftungsanlage gekoppelt sind.

Die gesamten Sanierungsmaßnahmen wurden während des laufenden Betriebs durchgeführt, die Mensa musste lediglich während der Semesterferien geschlossen werden. Durch den Einsatz der zentralen Wärmerückgewinnung, der adiabaten Kühlung und der Fassadensanierung konnte im ersten Jahr des laufenden Betriebes trotz Erhöhung der täglichen Auslastung eine Halbierung des Energieverbrauches erzielt werden. In einem weiteren Sanierungsabschnitt soll durch eine neue Deckenverkleidung die schlechte Akustik verbessert, alte Fluchttreppen im Außenbereich durch neue, filigranere ersetzt werden.

Bautafel

Architekten: Bauabschnitt 1: Küche und interner Umbau d. Essensausgabe durch das Universitätsbauamt Freiburg; Bauabschnitt 2: energetische Sanierung durch Franz und Geyer Architekten, Freiburg
Projektbeteiligte:
Scherberger und Fritsch, Freiburg (Tragwerksplanung); ASR Ingenieure, Freiburg (Haustechnik); Möhler und Partner, München (Akustikplanung); Stahl+Weiss, Freiburg (Bauphysik); Bälz, Heilbronn (Wärmetauscher)
Bauherr: Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Universitätsbauamt Freiburg
Fertigstellung: Juli 2011
Standort: Stefan-Meier-Straße 28, Freiburg
Bildnachweis: Miguel Babo Photography, Freiburg

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