Umbau und Sanierung eines Bürohauses in Kaufbeuren

Wellenförmiges Solardach

Den Kopf einer Straßenrandbebauung bildet das in den 60er Jahren entstandene Verwaltungsgebäude der Vereinigten Wertach-Elektrizitätswerke GmbH (VWEW) in Kaufbeuren. Über die Jahrzehnte wurden auf dem Gelände der VWEW technische Erweiterungen und eine Modernisierung der alten Bausubstanz notwendig. Teile des Gebäudes standen bereits leer, das Dach war an einigen Stellen undicht, die Fassade hatte Risse. Anstatt einen zusätzlichen Neubau zu konzipieren, planten Kehrbaumarchitekten die Erneuerungen im und am Gebäude selbst.

Das Verwaltungsgebäude nach dem Umbau
Umbau und Sanierung eines Bürohauses in Kaufbeuren
Das Verwaltungsgebäude vor dem Umbau

Besonders auffallend ist die neue Dachkonstruktion, deren wellenförmige Linie nun den Charakter des Gebäudes bestimmt. Die Wellen sind als Anspielung auf die Initialen des Unternehmens und das Thema Strom zu verstehen. Bei der notwendigen Fassadensanierung wurden Asbestrückstände beseitigt; durch den Einbau großflächiger und schallisolierender Scheiben werden die Innenräume nun gegen Außenlärm geschützt. Die Fassade erhielt eine weiß verputzte Oberfläche mit abgerundeten Gebäudeecken - so hat sich ein eher trist anmutendes Verwaltungsgebäude aus den 60er Jahren in eine Bauskulptur verwandelt, die elegant den Straßenzug dominiert.

Flachdach
Die Besonderheit dieses Daches ist seine unregelmäßig wellenförmige Ausbildung mit unterschiedlichen Winkeln, Dachrändern und Gefälle. Da der Umbau bei laufendem Betrieb stattfand, musste auf der obersten Geschossdecke eine hochwertige Notabdichtung hergestellt werden. Diese fungiert beim folgenden Dachaufbau als Dampfsperre. Auf der Notabdichtung wurden rasterförmig Stahlbetonüberzüge zur Aufnahme der Lasten aus der neuen Dachkonstruktion hergestellt. Eine Wärmedämmung aus Polystyrol-Hartschaum (EPS 035 DAA dm) wurde auf der Deckenfläche und an allen aufgehenden Bauteilen verlegt und mit dem Untergrund verklebt.

Das wellenförmige Dach selbst wurde als Kaltdachkonstruktion ausgebildet: auf einer entsprechenden Tragkonstruktion aus Nagelplattenbindern wurde eine Holzschalung windsogsicher aufgebracht. Diese dient als Unterlage für die 2 mm dicke und mechanisch befestigte Dachabdichtung aus flexiblen Polyolefinen (FPO).

Die Verbundbleche der Attikakonstruktion mussten individuell auf der Baustelle mittels Schablonen zugeschnitten werden, da sie sowohl der Wellenform des Daches als auch den abgerundeten Gebäudeecken folgen. Sie wurden im Abstand von fünf Zentimetern eingeschnitten, segmentweise gekantet und so den Bögen und Rundungen angepasst; abschließend wurden sie mit einer FPO-Anschlussbahn überzogen.

In Ausrichtung zur Sonneneinstrahlung wurde auf den Wellen ein so genanntes flexibles Photovoltaik-System aufgebracht. Hierbei werden im Werk Solarmodule auf Edelstahlfolie aufgebracht, die dann langzeitbeständig eingekapselt, untereinander verbunden und direkt auf die FPO-Bahn laminiert werden. Im Gegensatz zu aufgeständerten Systemen, die auf dem wellenförmigen Dach nicht möglich waren, sind diese Solarmodule biegsam, unzerbrechlich sowie schnell und einfach zu installieren. Ihr geringes Eigengewicht belastet die Statik der Holzkonstruktion nicht und eine Selbstverschattung der wartungsarmen Module ist ausgeschlossen.

Bautafel

Architekten: Kehrbaumarchitekten, Kaufbeuren
Projektbeteiligte: Regina Böhm, Andreas Harbich (Projektleitung Hochbau), Sika Deutschland, Stuttgart (Dachbahnenhersteller), Solar Integrated Technologies, Mainz (Hersteller Solardach), Ballmann Dächer, Waltenhofen-Hegge (Verarbeiter)
Bauherr: Vereinigte Wertach-Elektrizitätswerke (VWEW), Kaufbeuren
Fertigstellung: 2008
Standort: Kaufbeuren
Bildnachweis: Kehrbaumarchitekten, Kaufbeuren (Bilder 1-4), Sika Deutschland, Stuttgart (Bilder 5-6)

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