Umbau einer Scheune in Palfau

Haus-im-Haus erreicht Passivhausstandard

Damit das Erscheinungsbild einer alten Scheune in Palfau, im Norden der Steiermark, erhalten blieb, stellte der Wiener Architekt Georg W. Reinberg ein neues Ferienhaus in das bestehende Gebäude hinein. Der Bauherr hatte ihn mit der Planung einer Ferienwohnung für bis zu acht Gäste beauftragt, wollte dabei aber die Scheune nicht zerstören: Das historische Gebäude war im traditionellen Stil der Region als „Pfeilerstadel“ errichtet worden und durch eine Renovierung in den 1940ern erhalten geblieben.

 Wohnraum-Galerie
Fassadendetail
Wohnraum von oben

Die Architekten entschieden sich deshalb für einen Ausbau nach dem Haus-im-Haus-Prinzip. Im Erdgeschoss wurden dazu die bestehenden Wände der ehemaligen Stallnutzung herausgenommen und ein Eingangsbereich sowie ein Technikraum untergebracht. Das Bruchsteinmauerwerk der Außenwände wurde repariert und von außen mit einem neuen Anstrich versehen. Die Tragkonstruktion für die neuen Räume stellte man im Inneren der ehemaligen Scheune auf, sie besteht aus massiven verleimten Holzplatten, die mit Mineralwolle gedämmt sind. Bereiche, die sich außerhalb dieser thermischen Hülle befinden, dienen als Galerie.

Die im aufgeständerten Obergeschoss untergebrachten Räumlichkeiten lassen sich über die ehemalige Scheuneneinfahrt, eine Rampe im Norden des Gebäudes, auch direkt erreichen. Hier befinden sich zwei Schlafzimmer mit jeweils eigener Sanitäreinheit und ein teilweise zweigeschossiger Wohnbereich, der sich im Süden des Gebäudes über die gesamte Länge erstreckt. Im Dachgeschoss sind zwei Gästezimmer mit eigenem Badezimmer im Osten und ein weiteres Wohnzimmer mit Wellnessbereich im Westen angeordnet. Diese Räume sind vom Obergeschoss über eine freistehende Stiege zu erreichen und lediglich durch eine Brücke miteinander verbunden. Der dadurch entstehende Luftraum erlaubt Blicke in das darunter liegende Wohnzimmers.

Da dem Gebäude eine besondere baukulturelle Bedeutung zukommt, war es Ziel der Architekten, seinen Charakter erhalten. Im Sinne eines klar ablesbaren „Pfeilerstadels“ mit nicht tragenden Füllelementen verwendeten sie ost- und westseitig eine Holzverkleidung, die auf die traditionelle Verkleidung zurückgeht, sowie süd- und nordseitig Glas.

Nachhaltig Bauen
Das hoch wärmegedämmte Gebäude im Inneren der Scheune und die gewählte Verglasung sorgen dafür, dass der Bau dem Standard eines Passivhauses entspricht. Bei Sonnenschein wird das Gebäude über die großen Sonnenfenster im Süden mit passiver Solarenergie gewärmt. Die Beheizung und Wassererwärmung erfolgt durch 30 m² Indach-Sonnenkollektoren, welche - im Bedarfsfall durch einen Stückholzofen ergänzt - die Wärme für einen zweigeschossigen Schichtspeicher mit 3.000 Litern Fassungsvermögen liefern. Aus dem Speicher erfolgt die Warmwasserversorgung und die Beheizung über Fußbodenheizung und Radiatoren. Das Gebäude ist mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Das System ist so ausgelegt, dass es bei voller Belegung ebenso funktioniert wie bei der Nutzung durch nur einen Bewohner. Dadurch ist auch dafür gesorgt, dass die Innenräume bei Leerstand nicht völlig auskühlen.

Bautafel

Architekten: Architekturbüro Reinberg, Wien
Projektbeteiligte:
Solar 4 You Consulting, Mödling (Haustechnik, Bauphysik); Johann Riebenbauer, Graz (Statik)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2008
Standort: Palfau
Bildnachweis: Architekturbüro Reinberg, Wien

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Baustoffe/​-teile

Holz

In der nördlichen Hemisphäre erzielen Südfassaden im Winter die höchsten solaren Wärmegewinne, im Sommer lassen sie sich am leichtesten gegen Überhitzung schützen (im Bild: VM Häuser in Orestad/Kopenhagen, 2005; Architektur: BIG + JSD = PLOT, Kopenhagen).

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Planungsgrundlagen

Solarenergie nutzen

Die Erwärmung eines Gebäudes hängt in erster Linie von der Menge der in das Gebäude gelangenden Sonneneinstrahlungsenergie ab; maßgebend sind dabei Größe, Art und Orientierung von Verglasungen sowie eventuelle Sonnenschutzvorrichtungen.

Die Erwärmung eines Gebäudes hängt in erster Linie von der Menge der in das Gebäude gelangenden Sonneneinstrahlungsenergie ab; maßgebend sind dabei Größe, Art und Orientierung von Verglasungen sowie eventuelle Sonnenschutzvorrichtungen.

Konstruktionen/​Elemente

Wärmeverhalten von Gebäuden

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