Umbau einer alten Brauerei in Meerbusch

Sicherung der nachträglichen Dämmung mit Klettsystem

Der Gebäudekomplex der ehemaligen Brauerei Bacher in Meerbusch-Osterath blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück: Das am Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Bauwerk bestehend aus Turm, Sudhaus, Maschinenhaus, Kellerei, Schwankhalle und Kontorgebäude wurde nach Aufhebung seiner eigentlichen Funktion als Bier-Lagergebäude mit Getränkehandel und schließlich in Teilen als Asylantenheim genutzt. Nach langem Leerstand wurde im Jahr 2010 mit den Umbau- und Sanierungsarbeiten nach Plänen des Büros Rheinschiene Architekten begonnen.

Vor dem Hintergrund des hellen Bodens kommen die alten Ziegelwände und Kappendecken des Foyers besonders gut zur Geltung
Alte, gemauerte Arbeitsplattformen und Podeste sowie mittig angeordnete Stahlstützen sind Bestandteile der Ausstellungsflächen
Neu und alt prägen die Fassaden (Ansicht mit Eingang)

Das Konzept für die Sanierung war für die Architekten dabei von Anfang an klar: Die Geschichte des Industriegebäudes sollte sichtbar bleiben, nichts beschönigt oder begradigt werden. Zunächst wurde die Brauerei in eine Büromöbelausstellung für Objekte internationaler Hersteller umgewandelt. Danach erfolgte die Umnutzung des ehemaligen Kontorgebäudes in ein Gästehaus mit fünf individuell gestalteten Zimmern. Heute gehören zu den Räumlichkeiten der Büroausstellung zehn Showrooms, ein Fotostudio und eine etwa 250 m² große Büroeinheit, die in Form eines modernen weißen Riegels auf einen zweigeschossigen Anbau aus Ziegelmauerwerk gesetzt wurde. Ein neues, zentrales Treppenhaus mit Aufzug verbindet das Foyer mit den Ausstellungsräumen und sticht aus dem Gebäudekomplex besonders hervor: Die Fassaden des massiven Stahlbetonbaukörpers sind mit dunkelrot und anthrazit beschichteten Paneelen aus Steinwollefasern gestaltet.

Die Innenräume der Brauerei besitzen einen besonderen Charakter: Alte gemauerte Arbeitsplattformen und Podeste sowie mittig platzierte Stahlsäulen blieben erhalten und bilden integrale Bestandteile der Ausstellung. Die Höhen und Größen der Räume variieren, das alte, kaum bearbeitete Ziegelmauerwerk zeigt seine Gebrauchsspuren und das oberste Geschoss gibt Blicke in das darüberliegende Dachgebälk frei.

Wärmedämmung/Konstruktion

Eine wesentliche Aufgabe der Sanierungsarbeiten bestand in der Minimierung des Gebäudeenergieverbrauchs. Viele Wände der ehemaligen Brauerei sind ein Meter dick, sie dienten der Kühlhaltung des Bieres. Das größte Energieeinsparpotenzial lag deshalb in den Dächern. Die insgesamt rund 1.200 m² großen Steildachflächen wurden mit einer kombinierten Zwischen- und Untersparrendämmung aus nicht brennbarer Steinwolle gedämmt. Dazu wurden eine 120 mm dicke Dämmschicht (WLG 035) zwischen den Sparren, eine vollflächig verlegte Dampfbremse und eine 50 mm dicke Dämmschicht (WLG 035) auf den Sparren verlegt.

Unmittelbar an die Schrägdachflächen grenzen drei Flachdächer an, die insgesamt eine Fläche von 700 m² bilden. Weil hier die Ableitung des Regenwassers sicherzustellen war, wurden Gefälledämmplatten verlegt. Der gesamte Aufbau besteht aus einer Dampfbremse (Bitumenbahn mit Aluminiumeinlage), einer Grunddämmung aus 110 mm dicken, druckbelastbaren, lose verlegten Dämmplatten sowie einer zweiten Lage aus Gefälle- oder Kehlgefälleplatten, die auf der Grunddämmung verklebt sind. Zur Lagesicherung wurde der gesamte, bis zu 400 mm dicke Dachaufbau mit einem Klettsystem fixiert. Eine abschließend aufgebrachte Abdichtungsfolie schützt die Flachdächer gegen Feuchtigkeit.

Der eingeschossige Büroriegel wurde aus Holzkastenelementen in der Schweiz vorgefertigt und in den Gefachen mit einer 120 mm dicken Dämmung versehen. Die Hülle dieses Gebäudeteils konnte in 14 Tagen fertiggestellt werden.

Bautafel

Architekten: Rheinschiene Architekten, Düsseldorf
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro K.-H. Scheuten, Essen (Statik, Schall- und Wärmeschutz); Corall Ingenieure, Meerbusch (Brandschutz); Mandla Bauunternehmung, Düsseldorf (Rohbau); Ernst Vogel Bedachungen, Düsseldorf (Dachdeckerarbeiten); Rockwool, Gladbeck (Dachdämmung und Fassadenplatten Rockpanel am Treppenhausneubau); MB Bedachungen und Fassadenbau, Bochum (Fassade Treppenhausneubau)
Bauherr: Alte Brauerei Projektgesellschaft, Meerbusch
Fertigstellung: 2010/2011 (Brauerei/Kontor)
Standort: Krefelder Straße 78-82, 40670 Meerbusch-Osterath

Fachwissen zum Thema

Viele verschiedene Materialien lassen sich zu Dämmstoffen verarbeiten.

Viele verschiedene Materialien lassen sich zu Dämmstoffen verarbeiten.

Dämmstoffe

Ausgangsmaterialien für Dämmstoffe

Aufgrund ihrer geringen Neigung müssen Flachdächer vollflächig gegen Niederschläge abgedichtet werden, wie hier das „Veles e Vents“ genannte America's Cup Gebäude von David Chipperfield Architekten in Valencia

Aufgrund ihrer geringen Neigung müssen Flachdächer vollflächig gegen Niederschläge abgedichtet werden, wie hier das „Veles e Vents“ genannte America's Cup Gebäude von David Chipperfield Architekten in Valencia

Dach

Flach- und flach geneigtes Dach

Produkte aus Mineralwolle

Produkte aus Mineralwolle

Dämmstoffe

Mineralwolle

Dachbodenausbau und Dämmung eines Satteldachs

Dachbodenausbau und Dämmung eines Satteldachs

Dach

Nachträgliche Dachdämmung

Variantenreiche Dachdämmung: Einblasdämmung aus Zellulose zwischen Pfetten bei einem Wohnhaus in Bad Homburg von Wolfgang Ott, Kronberg

Variantenreiche Dachdämmung: Einblasdämmung aus Zellulose zwischen Pfetten bei einem Wohnhaus in Bad Homburg von Wolfgang Ott, Kronberg

Dach

Steildach

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Dämmstoffe sponsored by:
Deutsche Rockwool | Kontakt 02043 / 408 408 |  www.rockwool.de