Umbau der Brauerei De Hoorn in Löwen

Umbau und Erweiterung eines Industriedenkmals aus den 1920er-Jahren

Mit Wurzeln im 14. Jahrhundert ist das älteste noch immer bestehende Unternehmen Belgiens eine Bierbrauerei mit dem Namen De Hoorn. Weltbekannt wurde die Brauerei in den 1920er Jahren unter dem Namen ihres damaligen Braumeisters Artois. Seit 1988 ist das Traditionsunternehmen Stella Artois allerdings Teil einer weltweit agierenden Brauereigruppe und hat seine stattlichen backsteinernen Anlagen mit Hafenanschluss im Norden der flämischen Stadt Löwen verlassen.

Nach langem Leerstand entschied sich die Stadt Löwen für eine Revitalisierung des alten Hafenviertels
Der alte Haupteingang führt nach wie vor in einen imposanten sechs Meter hohen Brausaal mit acht großen Kupferkesseln
Der Neubau unterscheidet sich mit seiner hellen Pfosten-Riegel-Fassade deutlich von den backsteinernen Bestandsbauten

Nach zwanzig Jahren Leerstand entschied sich die Stadt für eine Revitalisierung des brachliegenden Hafenviertels. Einen Wettbewerb für den Umbau und die Erweiterung des denkmalgeschützten Backsteingebäudes der ehemaligen Bierbrauerei gewann das Büro 360 architecten aus Gent. Fortan sollen sich hier Büros und Agenturen niederlassen sowie Veranstaltungen und Kongresse stattfinden.

Das fünfgeschossige Bestandsgebäude aus rotem Backstein wurde denkmalgerecht energetisch saniert, partiell vorsichtig verändert und durch einen Neubau erweitert, der für eine Verdopplung der Flächen auf nunmehr knapp 6.000 Quadratmeter sorgt. Der Neubau schließt im Süden direkt an den Bestand an und nimmt weitestgehend dessen Geschosshöhen auf. Ab dem dritten Obergeschoss sorgt ein Innenhof an der Schnittstelle zwischen Alt und Neu für eine bessere Belichtung des durch die Ergänzung tiefer gewordenen Volumens.

Der Haupteingang mit einer zweiläufigen geschwungenen Treppenanlage führt nach wie vor in den imposanten sechs Meter hohen Brausaal mit acht großen Kupferkesseln. Der durch hohe Rundbogenfenster belichtete und mit alten Boden- und Wandfliesen ausgelegte Saal kann heute für Veranstaltungen gemietet werden. Die ehemaligen Silos, in denen früher Hopfen und Malz zwischengelagert wurden, erhielten Türöffnungen und Zwischendecken aus Gitterrosten und werden heute als Büro- und Arbeitslandschaften genutzt.

Der Neubau mit seiner hellen und vom Bestand sich demonstrativ unterscheidenden Pfosten-Riegel-Fassade hat im Erdgeschoss ein Restaurant mit Café und darüber Büroflächen. Mit mobilen Glaswänden und offenen Besprechungsbereichen erfüllen sie die Anforderungen, die im Altbau nicht immer zu erreichen waren. An der überhöhten Südwestecke bietet eine Skylounge mit Dachterrasse weite Aussichten auf die Innenstadt von Löwen. Auf dem Dach des alten Brauereigebäudes steht auf gleicher Höhe ein lang gestrecktes kleines rotes Ziegelhäuschen, in dem sich früher die Lüftungsgeräte befanden. Es erhielt eine zweite Haut aus Glas und beherbergt heute einen Besprechungsraum.

Gebäudetechnik
Prinzipiell wird das Gebäude auf natürlichem Wege be- und entlüftet. Sollte dies aber im Sommer nicht ausreichen, schaltet sich ein mechanisches Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung automatisch hinzu. Die Gebäudeleittechnik regelt und steuert über motorisierte Öffnungsflügel in der Fassade die Luftzufuhr nach Bedarf. Parameter hierfür sind die Anzahl der Personen im Raum, die Lufttemperatur, der Winddruck und der direkte Sonnenlichteinfall. Eine auf dem Dach installierte Wetterstation mit einer Vielzahl von Sensoren prüft die Temperaturen innerhalb und außerhalb des Gebäudes. So öffnen sich beispielsweise die Fenster im Sommer nur dann, wenn die Außentemperatur tatsächlich niedriger als im Innenraums ist.

Mittels Nachtlüftung werden die Räume in der warmen Jahreszeit herabgekühlt. Dazu werden alle gegenüberliegenden Fenster in regelmäßigen Abständen zur Querlüftung geöffnet. Sollte die verfügbare Menge nicht zur Neuerung der Raumluft ausreichen, wird auf mechanischem Wege nachgeholfen. Die Öffnungsflügel und Luftauslässe sind so dimensioniert, dass sie stündlich bis zu fünf Kubikmeter Luft an den Raum abgeben können. Durch diesen recht hohen Luftvolumenstrom kann das Gebäude innerhalb kurzer Zeit herabgekühlt werden, sodass weitere Kühlsysteme entbehrlich sind.

Die Wärmeversorgung erfolgt derzeit auf konventionellem Wege über die Fernwärme der Stadt Löwen. Ist die geplante umfänglichere Konversion des Hafenviertels abgeschlossen, soll die Wärme zentral und in Gemeinschaft mit anderen Gebäuden in der Nachbarschaft erzeugt werden. Ein Teil des Strombedarfs wird über eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Neubaus gedeckt.

Bautafel

Architekten: 360 architecten, Gent, Belgien
Projektbeteiligte: Ney & Partners, Brüssel (Statik); Cenergie, Brüssel (HLKS-Planung); Daidalos Peutz, Löwen (Raumakustik)
Bauherr: De Hoorn, Löwen
Fertigstellung: 2012
Standort: Sluisstraat 79, 3000 Löwen, Belgien
BIldnachweis: Filip Dujardin, Brüssel

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