Trockenestrich

Trockenestrich, auch Fertigteilestrich oder Trockenunterboden genannt, besteht nach DIN 18560-1 Estriche im Bauwesen aus vorgefertigten, kraftübertragenden Platten, die trocken und meist schwimmend eingebaut werden. Als Materialien kommen dafür Gipskartonplatten, Holzwerkstoffplatten, zementgebundene Holzspanplatten sowie Betonwerkstein- oder Naturwerksteinplatten zum Einsatz. Ebenfalls erhältlich sind gedämmte Sandwich-Estrichplatten, bei denen das Dämmmaterial aus Mineralfasern oder Hartschaumstoffen bereits aufkaschiert oder zwischen zwei Platten eingebracht ist.

Verlegung eines zementgebundenen Trockenestrichs

Eingesetzt wird Fertigteilestrich vorwiegend bei Sanierungsmaßnahmen und im Fertigbau, hier kommt er als Estrich auf Dämmschicht fertig montiert auf die Baustelle. Bei Altbausanierungen werden die Estrichplatten als Ausgleich von unebenen Böden und auf Höhenausgleichstrockenschüttungen oder im Verbund mit dem Untergrund auf alte Dielenböden verklebt oder verschraubt. Als Verbindung der einzelnen Platten untereinander gibt es verschiedene Möglichkeiten, u.a. geklebte Verbindungssysteme mit Nut und Feder, Verbindungen durch einen breiten Stufenfalz, geklebt oder verschraubt und geklebt. Die Platten können auch zweilagig mit versetzten Fugen verlegt werden, beide Lagen sind ganzflächig miteinander zu verkleben und/oder zu verschrauben. Die von der DIN 18560-1 verlangte kraftschlüssige Verbindung an Stoßstellen oder Überdeckungen der Platte besagt, dass an diesen Stellen geklebt oder verschraubt werden muss.

Verschleißwiderstand, Oberflächenhärte und andere mechanische Kennwerte entsprechen bei mineralisch gebundenen Trockenestrichen den analogen Werten von Calciumsulfat-, Gussasphalt-, Zement- oder Magnesiaestrichen. Für die erforderlichen Schichtdicken gilt dasselbe. Bei Holzwerkstoffen fallen die Kennwerte im Allgemeinen etwas geringer aus.

Die Vorteile bei Fertigteilestrichen bestehen darin, dass beim Einbau keine Feuchtigkeit eingebracht wird und keine Wartezeiten entstehen, da Trockenestriche nach dem Verlegen begehbar und nach dem Abbinden der Klebeverbindung belegbar sind. Zudem ist der Fugenanteil gering und Formveränderungen wie Quellen, Schwinden, Dehnungen (durch Temperaturschwankungen) treten nur geringfügig auf. Von Nachteil ist, dass die Platten bei Feuchtigkeitsanfall eine zusätzliche Feuchtigkeitsschutzschicht benötigen und dass bei einer Schallschutzkonstruktion gemäß DIN 4109 Schallschutz im Hochbau in der Regel der Nachweis des Schallschutzverbesserungsmaßes der Gesamtkonstruktion nachzuweisen ist, entweder durch eine spezielle Eignungsprüfung oder eine bauaufsichtliche Zulassung.

Belegen mit Fliesen und Platten

Trockenestriche stellen hinsichtlich der Untergrundkonstruktionen eine Besonderheit dar. Mit Feuchtigkeit ist nicht zu rechnen, da diese trocken eingebaut werden und ggf. entsprechende Feuchtigkeitsabdichtungsmaßnahmen am Untergrund in jedem Fall stattgefunden haben müssen. Hinsichtlich der Tragfähigkeit ist zu berücksichtigen, dass unterschiedliche Trockenestrichkonstruktionen existieren. Hier muss bereits im Rahmen der Planung und Ausführung der Trockenestrichkonstruktion beachtet werden, dass die vorgesehenen Verkehrslasten, also Flächenlasten und Einzellasten aufgenommen werden können. Insofern stellen Trockenestriche eigentlich bauphysikalisch einen idealen Untergrund zur Aufnahme von unterschiedlichen Nutzbelägen dar.
 
Bei dem Belegen mit Fliesen und Platten sind einige Sachverhalte zu beachten: Zum einen sind Ebenheitsmessungen und somit Einhaltungen der zulässigen Toleranzen der DIN 18202 Toleranzen im Hochbau wichtig. Zum anderen können bei Trockenestrichen nicht unendlich große Feldgrößen sichergestellt werden und deshalb sind entsprechende Bewegungsfugen vozusehen. Diese müssen deckungsgleich in den Fliesen-bzw. Plattenbereich übernommen werden, um entsprechende Folgeschäden zu vermeiden. Das Gleiche gilt für die erforderlichen Rand- bzw. Wandfugen, welche beim Verlegen von Fliesen und Platten zu berücksichtigen sind und nicht verschlossen werden dürfen.
 
Häufig werden Trockenestriche auf Trockenschüttungen ausgeführt. Hierbei ist es wichtig, dass diese zum einen als gebundene Schüttungen eingebaut werden und zum anderen ein Entweichen oder Nachverdichten vermieden wird.
 
Sowohl gegenläufige und federnde Bewegungen als auch Durchbiegungen der Trockenestrichkonstruktion führen zu Schäden an den Fliesen- und Plattenebenen. Risse und Ablösungen vom Untergrund sind nicht auszuschließen, außerdem können Beschädigungen an den starren Fugenmaterialien auftreten. Das Format der Fliesen und Platten spielt hier ebenfalls eine Rolle. Große Formate neigen bei diesen Sachverhalten eher zu Rissbildungen und Brüchen als kleinformatige Beläge. Bei Trockenestrichen, welche aus Holzwerkstoffen bestehen, empfiehlt sich zusätzlich der Einbau einer speziellen, dimensionsstabilen Armierung bzw. Unterlage (Entkopplung), um weitere mögliche Rissbildungen zu vermeiden.
 
Fugen zu Wänden, aufgehende Bauteile etc. sind in jedem Fall schallschutztechnisch zu berücksichtigen.

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