Transportables und autarkes Mikrohaus Wohnwagon

Gesundes Raumklima durch Holz, Schafwolle und Lehmputz

Tiny Houses sind eine Antwort auf die Frage: Wie wollen wir künftig wohnen und wie viel Platz braucht man? Der Kleinstwohnraum, oft auf Rädern, ermöglicht durch die Reduktion auf das Wesentliche Mobilität, Unabhängigkeit sowie die Umsetzung von ökologischen und ökonomischen Idealen. Aufgrund der Weiterentwicklungen in der Bautechnik können Mikrohäuser heutzutage hohen Komfort bieten und besonders umweltfreundlich, ja sogar energieautark sein. Mit seinem Wohnwagon hat das gleichnamige österreichische Start-up eine transportable Wohneinheit entwickelt, die Leben auf wenig Raum und Ressourcenschonung vereint. Die Wiener Werkstätte der anderen Art hat ein Konzept ersonnen, das auf natürlichen Baustoffen, regenerativen Energiequellen und geschlossenen Stoffkreisläufen beruht.

Das Team von Wohnwagon hat ein Konzept ersonnen, das auf natürlichen Baustoffen, regenerativen Energiequellen und geschlossenen Stoffkreisläufen beruht
Drei Varianten ermöglichen autarkes Wohnen auf 15, 25 oder 33 m². Zu sehen ist hier die kleine Version, die 6 m lang und 2,50 m breit ist
Alle Größen basieren auf einem Fahrgestell, auf dem sich ein hölzerner Aufbau mit markant abgerundeter Front- und Heckpartie und einem Flachdach erhebt

Basierend auf einem zweiachsigen, metallischem Fahrgestell erhebt sich ein hölzerner Aufbau mit markant abgerundeter Front- und Heckpartie und einem Flachdach. Durchbrochen wird die Fassade aus vertikal montierten Latten von rechteckigen sowie kreisrunden Tür- und Fensteröffnungen; horizontal verlaufende Bretter bilden die Attika. Die Gesamthöhe beträgt 3,62 m, für die Länge und Breite gibt es Varianten. Der Wohnwagon wird in drei Größen mit 15, 25 und 33 Quadratmetern Grundfläche angeboten; alle haben eine Innenhöhe von 2,40 m. Das minimalistische Raumprogramm umfasst immer ein Zimmer mit Küchenzeile und ein per Schiebetür abgetrenntes Bad. Die kleine Version misst 6,0 x 2,5 m und ist auch für den Straßenverkehr zugelassen, die mittlere 10 x 2,50 m, die große verfügt zusätzlich über einen Erker (3,30 x 2,0 m). Wahlmöglichkeiten gibt es auch bei der Ausstattung: Sie reichen von der Basisversion für den Selbstausbau bis zur Vollausstattung mit kompletter Einrichtung, Gebäudetechnik und Installationen. Die Möblierung, vornehmlich aus Holz, wird speziell für jeden Wagen hergestellt und ermöglicht dadurch eine individuelle Gestaltung mit optimaler Ausnutzung des raren Platzes.

Gesund und nachhaltig Bauen

Der gesamte Aufbau des Wohnwagons auf dem Chassis besteht aus Holz. Für die Fassade wird Lärchenholz verwendet, das durch seinen hohen Harz- und Ölanteil witterungsresistent ist und mit der Zeit vergraut. Für die Verkleidung der Innenwände kommen natürlich aufgehelltes Fichtenholz sowie farbiger Lehmputz zum Einsatz. Lehm hat ein sehr gutes Feuchteverhalten, wirkt so positiv auf das Raumklima und ist schall- und brandhemmend, absorbiert Gerüche und konserviert Holz. Als Dämmstoff dient Schafwolle, die die Luftfeuchtigkeit reguliert und Schadstoffe wie beispielsweise Formaldehyd bindet. Für das gesunde Wohnen ist der gesamte, 14 cm starke Wandaufbau von Bedeutung; so sorgen Holz, Schafwolle und Lehmputz im Zusammenspiel für ein gutes Feuchteverhalten, einen minimierten Wärmeverlust und Schadstofffreiheit. Der Fußboden ist mit geölten Dielen belegt. Die verwendeten natürlichen Materialien wirken aufgrund der guten Sorptionsfähigkeit klimaregulierend und schützen vor Schimmel.

Für autarkes Wohnen sind Wärme, Wasser und Strom erforderlich. Beim Wohnwagon deckt eine Photovoltaikanlage auf dem Dach mit Batteriespeicher im Unterboden den kompletten Strombedarf regenerativ – einen bewussten Umgang mit Energie vorausgesetzt. Sie versorgt in der Regel auch die eigens entwickelte Holz-Solar-Zentralheizung. Reicht das nicht aus, kann über den wassergeführten Holzofen geheizt werden. Eine Biotoilette und ein eigens entwickeltes Kreislaufsystem mit Grünkläranlage zur Wasseraufbereitung sorgt auch hier für Unabhängigkeit. Leicht verschmutztes Dusch- oder Abwaschwasser gelangt mithilfe einer Pumpe aufs Dach und wird ebenso wie das Regenwasser von speziellen Sumpfpflanzen gereinigt und gefiltert. In etwa 24 Stunden durchläuft das Wasser den Klärkreislauf und kann dann wieder zum Duschen und Händewaschen verwendet werden. Um Trinkwasser zu erhalten, wird ein spezieller Filter dem Kreislauf hinzugefügt. Der Wassertank aus Edelstahl ist wie die gesamte Technik im doppelten Boden untergebracht. Die Gebäudetechnik wird intelligent per WLAN-Router geregelt. Über Apps für mobile Endgeräten lassen sich jeweils das Heizungs- und Photovoltaiksystem steuern sowie einige Verbraucher betrachten, sodass Energieverbrauch und -produktion im Blick behalten werden können. Über eine weitere App kann für das Ein- und Ausschalten der Beleuchtung genutzt werden. -dg

Bautafel

Planer: WW Wohnwagon, Wien / Theresa Steininger und Christian Frantal (Planung und Technik)
Projektbeteiligte: Zimmerei Berger Holzbau, Pernitz (Holztragwerk); Raymann Kraft der Sonne, Deutsch-Wagram (Photovoltaik); Spengelei Webel, Pernitz (Dachabdichtung); Isolena, Waizkirchen (Dämmung)
Standort: Variabel. Zu mietende und besichtigende Wohnwagons stehen an verschiedenen Orten in Österreich und Deutschland
Bildnachweis: Wohnwagon, Wien

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