Thermoplastischer Abstandshalter
Warme-Kante-System für Mehrscheibenisolierglas
Auf dem schmalen Grat zwischen Form und Funktion müssen Glasfassaden heute scheinbar unumstößliche physikalische Grenzen überwinden. In den Hintergrund treten dabei Abstandshalter und Randverbund von Mehrscheibenisolierverglasungen, die in der Regel eine Vielzahl von wichtigen Funktionen erfüllen. Thermoplastische Randverbundsysteme ersetzen das herkömmliche Abstandhalterprofil aus Aluminium oder Stahl, die dabei die Funktion der Abdichtung optimal erfüllen und gleichzeitig metallische Wärmebrücken vermeiden. Speziell für den Einsatz in Glasfassaden wurde das Warme-Kante-System Ködispace 4SG vom Hersteller Kömmerling entwickelt.
Bei dem Warme-Kante-System geht das reaktive Butyl sowohl mit dem bei Glasfassaden eingesetzten Randverbund aus Silikon als auch mit der Glasoberfläche eine chemische Bindung ein. Dadurch wird eine feste Verbindung mit der Fassadenscheibe gebildet und eine dauerhafte Gasdichtigkeit bewirkt. Dieser Dichtstoff ermöglicht dadurch auch Structural-Glazing-Fassaden mit besonders hoher Energieeffizienz. Er besteht aus einem thermoplastischen Trägermaterial mit eingearbeitetem Trockenmittel zur Entfeuchtung des Scheibenzwischenraums.
Mithilfe eines Applikators wird das Material auf das Glas extrudiert und ersetzt somit den konventionellen Abstandshalter inklusive Primärversiegelung und Trockenmittel. Durch die guten Psi- und Ug-Werte wird außerdem die Kondensatbildung im Randbereich vermieden. Gleichzeitig weist das Material eine hohe Temperaturbeständigkeit auf, was es besonders geeignet für Structural-Glazing-Anwendungen in heißen Klimazonen macht.
Anwendungsbeispiel in Australien
Angewendet wurde das System beispielsweise auch als Warme-Kante-System für die kaltgebogenen Gläser am freigeformten Glasdach der Shoppingmall Chadstone in Australien (s. Abb. 2). Die dreidimensionale, fließende Form der über 7.000 qm großen Dachkonstruktion ergibt sich aus Stahlknoten, Stäben und Randträgern und besteht aus 2.672 kaltgebogenen Isolierglaseinheiten. Dabei gleicht keines der zwischen ein, zwei und acht Quadratmeter großen Glaselemente dem anderen, da sich jedes entsprechend an die organische Dachform anpassen muss. Dazu wurden die 39 mm dicken Zweifach-Isoliergläser bei der Montage an Ort und Stelle in ihr jeweiliges Profil kaltgebogen und fixiert. Durch das Kaltbiegen verformt sich auch der Randverbund, was bei konventionellen Abstandshaltern leicht zu Undichtigkeiten führen kann. Das thermoplastische Randverbundsystem kompensiert dagegen die auftretenden Deformationen wesentlich besser als starre Systeme.
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