Teulada Moraira Auditorium in Alicante

Strukturierte Keramikfliesen in Tiefblau

Uralten Siedlungsstrukturen ist das Verhältnis der beiden Stadtteile Teulada und Moraira in der spanischen Provinz Alicante geschuldet: Moraira liegt unmittelbar am Meer, Teulada rund fünf Kilometer landeinwärts und fast 300 Meter höher an einem Hügel. Dorthin flüchteten die vom Fischfang lebenden Bewohner, wenn sie wieder einmal von marodierenden Seefahrern heimgesucht wurden; in ruhigen Zeiten lebten sie an der Küste. Heute sind beide Orte bewohnt – und zwar überwiegend von Ausländern, nur rund 40 Prozent der Einwohner sind Spanier. Im Sommer kommen noch zahlreiche Touristen hinzu. Für alle gleichermaßen konzipiert ist das Teulada Moraira Auditorium, das nach Plänen des Architekten Francisco Mangado an der Calle Orba am östlichsten Rand von Teulada errichtet wurde.

Während sich das Gebäude zur Stadt hin eher abweisend zeigt, öffnet es sich in Richtung Meer mit einer expressiven Südostfassade
Die gefalteten Flächen im oberen Teil des Gebäudes sind mit tiefblau glasierten Keramikfliesen bedeckt
Durch die weit zurückgesetzten Verglasungen im Obergeschoss, wirken die geflieste Einfassung als Sonnenschutz; links im Bild der tief eingeschnittene Eingang

Die topografische Beziehung zwischen den beiden Orten spielte auch bei der Planung des Gebäudes eine wesentliche Rolle. Während es sich mit seiner expressiven Südostfassade zum Meer hin orientiert, zeigt es sich zur Stadt eher abweisend und fast vollständig geschlossen. Von hier aus kommend, sind von dem Auditorium lediglich unterschiedlich große, über- und ineinandergreifende Sichtbetonvolumen zu sehen. Um in das Gebäude hineinzugelangen, müssen sich die Besucher auf die gegenüberliegende, stadtabgewandte Seite begeben. Über einen glatt betonierten Vorplatz, der eine Fortführung des Fassadenmaterials zu sein scheint, erreicht man den Eingang, der wie alle anderen Öffnungen tief in das Gebäudevolumen hineingeschnitten ist. Dahinter befindet sich die große Lobby. Hier zeigt sich, dass das Auditorium aus mehr als nur Beton besteht. Eine raumhohe, geknickte und weit nach innen zurückgesetzte Glaswand ohne sichtbare Rahmen gibt den Blick nach Südosten auf das umliegende Bergland frei. Eindrucksvoll ist aber vor allem die tiefe Einfassung der Verglasungen, die diese loggiaartig auf der Außenseite umschließt. Sie ist mit tiefblau glasierten Keramikfliesen bedeckt, die mit ihren strukturierten Oberflächen an das gekräuselte Wellenspiel des Meeres erinnern. Betreten werden kann die Lobby nur von der Cafeteria aus, die links des Eingangs angeordnet ist.

Sämtliche anderen Flächen der schräg verlaufenden Wände und Decken in der Lobby bestehen aus scharfkantig ausgeführtem Sichtbeton, die Böden aus poliertem Pigmentbeton. Darin eingelassene Öffnungen geben den Blick frei auf die eine Ebene tiefer liegende Ausstellung. Diese wird über zwei schwarze, scheinbar schwebende Stahlrahmentreppen erschlossen und liegt aufgrund der Hanglage des Grundstückes zu ebener Erde. Den äußeren Raumabschluss bilden auch hier Verglasungen, die wie in der Lobby vom Boden bis zur Decke reichen. Ein vor der Fassade dieses Geschosses verlaufendes Brisesoleil aus vertikalen Betonscheiben schützt vor Sonneneinstrahlung.

Der Zugang in das eigentliche Auditorium, das für Konzerte, Theater- und kleine Opernaufführungen bestimmt ist, erfolgt von der Lobby aus durch zwei etwas gedrungen wirkende Türen. Drei Geschosse hoch, bietet der Saal Platz für 620 Personen. Im hinteren Teil spaltet er sich ab dem Erdgeschoss in zwei Flügel auf. Diese Aufteilung führt dazu, dass die hier platzierten Besucher einander nicht sehen können. Neben dem großen gibt es einen zweiten, kleinen Saal mit fünfzig Sitzplätzen. In beiden sind die Wände mit Eschenfurnier verkleidet. Insgesamt beträgt die Nutzfläche des Gebäudes rund 4.350 Quadratmeter.

Fliesen und Platten
Die ausdrucksstarke Südostfassade des Auditoriums entstand aus dem Wunsch des Architekten heraus, dieses von Moraira aus kommend, als eine Art Leuchtturm erscheinen zu lassen. Einen wesentlichen Anteil an der Umsetzung dieser Idee haben die verwendeten Steingutfliesen. Mit ihrer tiefblauen Farbe und der unebenen Oberflächenstruktur stellen sie den Bezug zum Mittelmeer her, die gefalteten Sichtbetonflächen stehen für die felsige Hügellandschaft der Umgebung.

Farbig glasierte Keramikfliesen haben eine lange Tradition in Spanien. Von Mauren im 12. Jahrhundert ins Land gebracht, sind sie bis heute weit verbreitet. Auch die Fliesen für das Auditorium stammen aus der Region. Sie wurden mit unregelmäßiger Oberfläche und ebenfalls leicht ungleichmäßigem Farbverlauf im Zweibrandverfahren hergestellt. Dabei wird zunächst der unglasierte Formling bei hoher Temperatur gebrannt, dann glasiert und nochmals gebrannt. Der zweite Brand fixiert die Farbe und versiegelt die Fliese. Für das Auditorium kamen Fliesen mit Abmessungen von 7,5 x 15 cm zum Einsatz.

An den schrägen Dachflächen wurden sie mit einem zweikomponentigen, wasserdichten Polyurethanharz-Klebstoff auf der Unterkonstruktion aus 16 mm starken Holzfaserplatten (MDF) verlegt, die auf Kiefernholzlatten mit einem Querschnitt von 60 x 40 mm befestigt wurden. Auf den Böden erfolgte die Verlegung im 30 mm dicken Mörtelbett, mit dem Toleranzen im Untergrund ausgeglichen werden konnten. Darunter liegen geotextile Abdichtungsbahnen über einer 30 mm starken Dämmung aus extrudiertem Polystyrolhartschaum (XPS), es folgen eine Trittschalldämmung und mehrere Lagen verschiedener Kunststoff- und Bitumenbahnen.

Bautafel

Architekten: Francisco Mangado, Pamplona
Projektbeteiligte: Constructora San José, Madrid (Generalunternehmer); NB 35 SL (Jesús Jiménez Cañas/Alberto López), Madrid (Statik); Iturralde y Sagüés Ingenieros, Pamplona (Gebäudetechnik); Higini Arau Acústica, Barcelona (Akustik); ALS Architectural Lighting Solutions, Madrid (Lichtplanung); Hormingones los Serranos, Valencia (Betonassade); Bodycer Cerámica, Onda (Keramikfliesen)
Bauherr: Gemeinde Teulada, Generalitat de Valencia
Fertigstellung: 2011
Standort:
Calle Orba 3, 03725 Teulada, Alicante, Spanien
Bildnachweis: Juan Rodríguez, La Coruña

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