Terracottafliesen oder Cottoplatten

Das Wort Cotto stammt aus dem Italienischen und heißt übersetzt: gebrannt; Terracotta bedeutet demnach: gebrannte Erde. Während der Begriff Terracotta (oder Terrakotta) ganz allgemein für gebrannte, unglasierte Tonobjekte wie Gefäße, Plastiken und Baukeramik verwendet wird, bezeichnet Cotto ein ganz bestimmtes Ausgangsmaterial, das nur aus der Gegend nahe des italienischen Ortes Impruneta gewonnen wird. Die Besonderheit des „echten Cotto” sind die Schiefertone, die durch einen Meteoriteneinschlag eine chemisch-physikalische Metamorphose erlebt haben. Neben hohen Anteilen an Mineralien, Aluminium-, Kupfer- und Eisenoxiden ist dieses Material besonders frostfest. Der aufwendige Abbau macht es jedoch deutlich teurer als z.B. Siena-Terracotta, nicht selten werden daher Mischungen angeboten. Weitere Cottoplatten stammen aus Norditalien, diese enthalten unterschiedliche Tone, werden in unterschiedlichen Verfahren hergestellt und besitzen verschiedene Eigenschaften.

Cottoplatten im Castillo de Santa Bárbara in Alicante
Terracottaboden im Topkapi Sarayi, Istanbul
Cottoplatten aus dem 15. Jahrhundert

Beim toskanischen Cotto handelt es sich um nicht glasierte Platten mit rot- bis ockerbrauner Farbe. Ihre Herstellung kann sehr aufwendig auf manuelle oder auf industrielle Art erfolgen. Bei der industriellen Produktion, die im Strangpressverfahren erfolgt, ist die Bearbeitung von den zur Verfügung stehenden Rohstoffen abhängig. Während Cottoplatten der Region Emilia aus einem Tonmergel gefertigt werden, handelt es sich bei den Rohstoffen aus der Toskana um Kalkmergel. Aus diesem Grund ist es erforderlich, die Platten nach dem Brand in ein Wasserbad zu tauchen. Dadurch wird das in den Platten enthalten freie Kalkhydrat in Kalziumcarbonat umgewandelt, wodurch Ausblühungen vermieden und eine Steigerung der Festigkeit erzielt wird. Bei der manuellen Herstellung werden die Cottoplatten einzeln angefertigt. Der Rohstoff wird in Holzkästen eingebracht, anschließend erfolgt eine Lufttrocknung. Danach werden die Platten in einem Tunnelofen zwischen 950 – 1.050 C° gebrannt. Da nur ein einmaliger Brand und relativ niedrige Temperaturen erforderlich sind, ist die Herstellung einfach.

Platten aus Cotto sind in naturbelassener Art atmungsaktiv und regulieren die Raumluftfeuchtigkeit auf natürliche Weise. Im Vergleich zu harten, dichten Oberflächen kommt es durch die angeraute Oberfläche zu einer Reduktion der Schallreflektionen, was sich durch eine verringerte Nachhallzeit und somit angenehmes Raumempfinden bemerkbar macht. Auf Grund der hohen Porosität sind die Platten in unbehandeltem Zustand jedoch sehr fleckempfindlich. Deshalb ist eine Versiegelung der Oberfläche zu empfehlen. Derartige Versiegelungen sind entweder bereits werkseitig aufgebracht oder können nach Verlegung und Reinigung in Form von speziellen Wachsen aufgetragen werden. Je nach Art des Wachses ist eine Farbintensivierung oder Modifizierung des Grundfarbtones möglich.

Hauptmerkmal von Cottoplatten ist ihr natürliches Erscheinungsbild. Sie werden meist im Innenbereich als Boden- oder Treppenbelag eingesetzt. Die Verlegung im Außenbereich in Deutschland ist aufgrund der klimatischen Verhältnisse problematisch. Ist dies dennoch angestrebt, so sollte die Verlegung durch einen Fachbetrieb erfolgen. Außerdem sollte der Hersteller entsprechende Nachweise erbringen, dass seine Produkte für eine derartige Verlegung geeignet sind und entsprechend Produkthaftungsgesetz eine Gewährleistung für die Frostbeständigkeit seiner Produkte übernehmen.

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