Stadthalle Laufenburg

Feiern unterm Holztragwerk

Südostansicht mit dem Kirchturm der pittoresken Altstadt im Hintergrund
Der geschützte Eingangsbereich auf der Westseite
Westansicht der minimalistisch gestalteten Stadthalle

Moderne Architektur ist eher die Ausnahme im schweizerischen Laufenburg, das mit seinem gleichnamigen deutschen Nachbarort im Rheintal zwischen Basel und Bodensee liegt. Als Ersatz für ihre konstruktiv und funktional veraltete Stadthalle aus dem Jahr 1930 entschied sich die Gemeinde für den Abriss und einen Neubau. Dieser entstand nach Plänen der Architektengemeinschaft BBKA an der Schnittstelle zwischen städtischer Bebauung und Landschaftsraum.

Von der Altstadt entlang der Rheinstraße kommend, fällt der minimalistisch gestaltete Neubau zunächst kaum auf – und auch seine Funktion ist von außen nicht erkennbar. Seine Fassaden bestehen aus hellgrau eingefärbtem Sichtbeton, die Dachkonstruktion ist mit anthrazitfarbenen Dachpfannen gedeckt. Für eine Multifunktionshalle erscheint der Bau zudem recht niedrig. Ein neu angelegter Vorplatz auf der Westseite formiert sich nach Norden zu der ebenfalls neu entstehenden Rheinterrasse; ein Grünstreifen trennt das Gebäude von der angrenzenden Liegewiese des benachbarten Rheinfreibads.

Im Inneren ist die Halle in verschiedene Raumschichten gegliedert, die den reibungslosen Ablauf auch parallel stattfindender Veranstaltungen in zwei Sälen erlauben. Der Zugang erfolgt über einen überdachten Eingangsbereich. Von hier gelangen die Besucher in das 175 Quadratmeter große Foyer, das mit 350 Stehplätzen für kleinere Feiern konzipiert ist. Erst hier wird die großzügige Höhe des Gebäudes deutlich. Wände und Böden bestehen aus grauem Sichtbeton bzw. -estrich, die sichtbaren Holz-Fachwerkträger der Dachkonstruktion dagegen sind dunkel gestrichen, um dem Raum eine rustikale Note zu verleihen. Zum Rhein hin öffnet sich eine wandhohe Verglasung mit anschließender Außenterrasse, die viel Tageslicht hereinlässt. Links neben dem Eingang sind die Sanitärräume angeordnet, dahinter die Garderobe, rechts befinden sich eine Küche und eine Vorküche. Letztere besitzt eine breite Durchreiche zum Foyer hin, die über eine Klappe geschlossen werden kann.

Vier große Flügeltüren trennen das Foyer vom 560 Quadratmeter großen Festsaal mit 1.000 Stehplätzen, 600 Konzertplätzen oder 350 Bankettplätzen. Er ist komplett mit weißen, unterschiedlich profilierten Holzlamellen verkleidet. Hinter der Vertäfelung verbirgt sich nicht nur die gesamte Technik, sie verbessert auch die Raumakustik und sorgt für ein einheitliches Erscheinungsbild. Eine mobile Bühne erlaubt maximale Flexibilität bei der Raumnutzung. An den Saal schließen sich in der letzten Raumschicht die Künstlergarderoben sowie Anlieferungs- und Lagerräume an. Im Untergeschoss befindet sich eine Tiefgarage mit direktem Zugang zum überdachten Eingangsbereich.

Die Stadthalle entspricht dem Minergiestandard, einem am niedrigen Energieverbrauch orientierten Gebäudekonzept der Schweiz. Eine Lüftungsanlage sorgt nach Bedarf für Wärme oder Kühlung. Den Strom liefert eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, deren Erträge bei Nichtnutzung der Halle ins Ortsnetz eingespeist werden.

Dach
Das asymmetrische Walmdach ist von der Konstruktion her eine Mischung aus Mansarddach und liegendem Stuhl mit Knotensystem. Es besteht aus Holz-Fachwerkträgern, deren hohe Ausführung notwendig war, um den großen Saal überspannen zu können. Hier wirkt es mit seiner Holzvertäfelung aus weißen Akustikelementen wie ein Festzeltdach. Im Foyer dagegen verschwindet die unverkleidete Dachkonstruktion im Dunkel. Ihr Aufbau von außen nach innen ist wie folgt:

  • Flachziegel mit sturmsicherer Befestigung
  • Lattung
  • Konterlattung
  • Unterdachbahn
  • Diffusionsoffene Holzfaserplatte (DHF)
  • 3-Schichtplatte
Dort, wo die Dachüberstände sichtbar sind, wurde die DHF-Platte durch eine Funierschichtholz-Platte ersetzt. Um die Photovoltaikanlage in die polygonale Dachfläche gestalterisch zu integrieren, wählten die Planer anthrazitfarbenen Dachziegel.

Bautafel

Architekten: Oliver Brandenberger, Stephan Buehrer, Adrian Kloter als Architektengemeinschaft BBKA Basel/Zürich
Projektbeteiligte: Ulaga Partner, Basel (Tragwerksplanung); Bakus, Zürich (Bauphysik, Bauakustik); Gruner, Basel (Brandschutzplanung); Schweizer Solar Power, Bad Zurzach (Photovoltaik); PM Mangold Holzbau, Ormalingen (Holzmontagebau); Schnetzler Metallbau, Laufenburg (Metallfenster); Peneder Bauelemente, Zürich (Brandschutzelemente); Strittmatter, Laufenburg (Spenglerarbeiten); Husner, Frick (Bedachungen); Weiss, Haustechnik & Metallbau, Sulz (Flachdach und Dichtungen); Erhard, Laufenburg (Deckendämmung); Schnetzler, Laufenburg (Metallbauarbeiten); Erne, Laufenburg und Weiss, Sulz (Schreinerarbeiten)
Bauherr: Gemeinde Laufenburg
Standort: Spitalstraße, 5080 Laufenburg, Schweiz
Fertigstellung: 2013
Bildnachweis: Basile Bornand, Basel für die Gemeinde Laufenburg

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