Stadtbibliothek Stuttgart

Steuerung der elektrotechnischen Anlagen über KNX

Im Zuge des Projektes Stuttgart 21 und des damit einhergehenden Umbaus des Stuttgarter Hauptbahnhofs vom Kopf- zum unterirdischen Bahnhof sowie der Verlegung der Gleise, soll auf dem Gelände des ehemaligen Güter- und Rangierbahnhofs ein neuer Stadtteil entstehen – das Europaviertel. Auf dem nordöstlich des Hauptbahnhofs gelegenen innerstädtischen Quartier wurde 2011 als erstes öffentliches Gebäude die Stadtbibliothek Stuttgart nach Plänen des koreanischen Architekten Eun Yound Yi realisiert.

Das Gebäude hat mit einer Grundfläche von 44 x 44 m und einer Höhe von 40 m nahezu die Form eines Würfels
Die Galerien dienen als Lesesäle, im obersten Geschoss sind die Gra­fo­thek, die Kunstbibliothek und das Café untergebracht
Fünf Geschosse beherbergen die Lesesäle der Bibliothek

Auf einer Grundfläche von 44 x 44 m und mit einer Höhe von 40 m hat die Bibliothek nahezu die Form eines Würfels. Sie umfasst mit zwei unterirdischen und neun oberirdischen Geschossen eine Bruttogeschossfläche von 20.180 m², die genug Raum bieten für insgesamt 500.000 Bücher, CDs und DVDs. Ihre Gebäudehülle ist als Doppelfassade ausgeführt: Die innere Fassade besteht aus einer Pfosten-Riegel-Konstruktion, die äußere aus 9,00 x 9,00 m großen, gerasterten Sichtbetonfeldern, die mit Glasbausteinen gefüllt sind und von regelmäßigen Öffnungen unterbrochen werden. Im Fassadenzwischenraum befinden sich bewegliche Sonnenschutzlamellen, ein Blendschutz, schmale Gänge und eine Beleuchtungsanlage. Damit wird das Gebäude nachts zu einer überdimensionalen Lichtskulptur.

Die vier Gebäudeansichten sind identisch gestaltet, die vier öffentlichen Zugänge liegen, als Rücksprünge kenntlich gemacht, in den Mittelachsen jeder Fassade und entsprechen exakt den Himmelsrichtungen. In der ringförmig gestalteten Eingangshalle im EG befinden sich die Information sowie die Medienrückgabeautomaten der Buchsortieranlage, deren Funktionsablauf durch Glaswände betrachtet werden kann.

In den oberen drei Geschossen sind die Musikbibliothek (1. OG), die Kinderbibliothek (2. OG) und die Abteilungen der Philosophie, Psychologie, Medizin und anderen Wissensgebieten (3. OG) angeordnet. Sie umschließen zusammen mit der Eingangshalle das sogenannte „Herz“ der Bibliothek – ein leerer, über vier Stockwerke hoher Raum in der Mitte des Gebäudes. Kein Buch ist hier zu sehen, keine Funktion wahrzunehmen, lediglich ein sehr kleines im Boden eingelassenes Wasserbecken erweckt die Aufmerksamkeit. Erhellt wird er von einem Feld aus Glasbausteinen in der Decke. Unterhalb des leeren Raumes ist der Veranstaltungssaal für bis zu 300 Personen angeordnet, über ihm befindet sich ein trichterförmiges Atrium, das von fünf Galerieebenen umgeben ist. Diese weiten sich von unten nach oben immer weiter auf und werden von einem Glasdach abgeschlossen. Die unteren vier Galerien (4. bis 8. OG) dienen als Lesesäle, auf der obersten sind die Gra­fo­thek, die Kunstbibliothek und das Café. Von hier aus gelangen die Besucher über eine Treppe auf die Dachterrasse.

Elektro/Gebäudetechnik
Das Glasdach über den Lesesälen ist mit beweglichen Sonnenschutzelementen inklusive Photovoltaikmodulen ausgestattet. Um eine Überhitzung der Lesesäle zu verhindern, aber trotzdem ausreichende Belichtung zu gewährleisten, kann dieser Sonnenschutz zentral oder dezentral geregelt werden und wird von künstlichem Licht unterstützt, das bei Bedarf automatisch angeht. Die Steuerung der Beleuchtung wird mit dem Standard DALI (aus dem Engl. Digital Adressable Lighting Interface) umgesetzt, bei der einzelne Leuchten direkt und abhängig vom Bedarf geregelt werden können. Des Weiteren ist das Gebäude mit einer Brandschutz- und Einbruchmeldeanlage, einer Videoüberwachung und einer Beschallungsanlage für Durchsagen ausgerüstet. Sämtliche elektrotechnischen Einrichtungen werden gewerkeübergreifend über die KNX-Systemtechnik zusammengeführt und gesteuert.

An den Haupt- und Nebeneingängen sind Türkommunikationsanlagen aus gebürstetem Edelstahl installiert, die sich fast nahtlos in die Fassade einfügen. Sie sind mit LED-Leuchten, flächenbündiger Videokamera und einer Transponder geregelten Zutrittskontrolle ausgestattet.

Das gesamte Gebäude verfügt über eine moderne Elektro- und Medientechnik: Bereits im Erdgeschoss kann sich der Besucher auf 16 verschiedenen 64 Zoll großen Plasmabildschirmen über Fachbereiche, Buchtitel und Veranstaltungen informieren. Im Veranstaltungssaal, in den Gruppenräumen der Obergeschosse und in der Cafeteria sind Video- und Datenprojektoren eingebaut, die über Touchpanels bedient werden. Von hier können auch aufgrund der Anbindung an das Bussystem KNX die übergreifenden Funktionen wie Beleuchtung und Klimatisierung in den Räumen geregelt werden.

Insgesamt wurden für elektrische Leitungen und Fernmeldeeinrichtungen 436.000 m Kabel verlegt, 2.350 Beleuchtungskörper und 605 Brandmelder installiert sowie zusätzlich 150.000 m Kabel für EDV-Einrichtungen verbaut.

Bautafel

Architekten: Yi Architects, Köln
Projektbeteiligte: Landeshauptstadt Stuttgart, Technisches Referat, Hochbauamt (Projektleitung); Drees und Sommer, Stuttgart (Projektsteuerung); Boll und Partner, Stuttgart (Tragwerksplanung); Ingenieurbüro Conplaning, Ulm (Elektroinstallationen und Medientechnik); Steinbeis Transferzentrum, Stuttgart (Energiekonzept, thermische Bauphysik, Akustik); Rentschler und Riedesser, Filderstadt (HLSK)
Bauherr: Landeshauptstadt Stuttgart
Fertigstellung: 2011
Standort: Mailänder Platz 1, 70173 Stuttgart

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Die Einrichtung von Beleuchtungsanlagen mit zentraler Steuerung ist für den öffentlichen wie privaten Bereich interessant.

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An die 100-V-Zweidrahtleitung, über die das Tonsignal verteilt wird, können beliebig viele Lautsprecher (unterschiedlicher Größe) über eingebaute oder vorgeschaltete Übertrager angeschlossen werden

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Der Installationsbus KNX ist ein offenes, genormtes Bussystem für die flexible Elektroinstallation (im Bild: KNX-Taster F 40 aus Aluminium, LS 990).

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Zeitgemäße Zutrittskontrollsysteme bestehen meist aus mechatronischen Schließgeräten, zum Beispiel Elektronikzylinder, die oft über RFID-Technik aktiviert werden (im Bild: Schlüsselloses Schließen: Zylinder mit integriertem Transponder).

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