Sozialer Wohnungsbau in Paris

Fassadenbekleidung und Sonnenschutz aus weißen Metalllamellen

Das 15. Arrondissement von Paris liegt im Südwesten der Stadt und ist ihr einwohnerstärkstes. Für ein Grundstück in der recht heterogen bebauten Rue Castagnary, nah an den Bahngleisen und am Gare Montparnasse entwarf der Architekt Dietmar Feichtinger, der sein Büro im nahen Montreuil hat, ein schmales, sechsgeschossiges Wohnhaus mit einer weißen Fassade aus Metall. Auf der nur 300 Quadratmeter großen Parzelle integrierte er hier einen sozialen Wohnungsbau, der – bemerkenswert genug – allein schon maßstäblich in den städtischen Kontext passt. Die Integration gelingt aber auch über die Fassade, die bei aller Eigenständigkeit des durchgängig verwendeten weißen Metalls dennoch die Struktur und Gliederung, die Proportion und den Maßstab der Nachbarbauten fortschreibt.

Im Nordosten schließt der Bau direkt an die bestehende, niedrigere Eckbebauung an
Bewegliche Schiebeelemente aus Aluminium dienen dem Sonnenschutz
Die Fassade aus weißem Metall fügt sich in Struktur und Gliederung, in Proportion und Maßstab in die Nachbarbebauung ein

Das Wohnhaus steht direkt an der Straße und schließt im Nordosten an die bestehende Eckbebauung an, überragt diese jedoch deutlich. Im Südwesten verbleibt ein knapper Abstand zur anschließenden, ebenfalls niedrigen Bebauung, sodass der kleine Garten hinter dem Haus auch direkt von der Rue de Castagnary zugänglich ist und die Wohnungen hier an der kurzen Südwestfassade Fenster und Eckbalkone aufweisen. Die Wohnungen im Nordosten des Hauses verfügen über schmale, lange Balkone in Richtung Garten.

Neben einer Gewerbeeinheit mit raumhoher Verglasung und dem Eingangsbereich im Erdgeschoss beherbergt das Haus in den Obergeschossen insgesamt vier Zweizimmer-Wohnungen, fünf Vierzimmer-Wohnungen sowie ein Studio im fünften Obergeschoss. Jeweils zwei Einheiten liegen auf einer Etage. Die Erschließung erfolgt über einen hofseitigen kurzen Laubengang mit einem Aufzug und einer offenen Stahltreppe. Durch die für Pariser Wohnhäuser typischen französischen Fenster – schmal und bodentief – und die großzügigen Balkone verfügen alle Wohnungen über zahlreiche Beziehungen zwischen innen und außen.

Fassade
Das Wohnhaus ist mit weißen Metalllamellen verkleidet, deren helle Farbigkeit mit den Putzflächen der Nachbargebäude harmoniert. Die Gestaltung der Fassade durch vertikale, fensterbreite Elemente ist einheitlich und wird auch oberhalb der Traufe vor den zwei obersten, leicht schräg nach hinten flüchtenden Geschossen nahtlos fortgeführt.

Als Sonnenschutz vor den Fenstern dienen geschosshohe Schiebelemente mit ebenfalls weißen, justierbaren Metalllamellen in einem Aluminiumrahmen derselben Farbe. Diese können von den Bewohnern bewegt und auch vor die Balkone an der offenen Südwestecke geschoben werden. Die einzelnen Lamellen können flächig zur Fassadenebene gedreht werden, sodass der Baukörper wie ein geschlossener Monolith wirkt. Sind sie hingegen orthogonal zur Fassade gestellt, treten sie von vorn lediglich als schmale, weiße Streifen vor den Fenstern in Erscheinung. Somit tragen die Elmente zu einem wechselhaften, stark vertikal strukturierten Rhythmus der Fassade bei.

Hofseitig wird der Sonnenschutz nicht über Schiebeelemente, sondern über Außenrollläden gesteuert. Die Metallkonstruktion der Treppe und die kurzen Laubengänge sind auf ganzer Höhe mit einem Edelstahlnetz überzogen. Die betonierten Brandwände der Giebelflächen, an die potenziell ebenso hoch angebaut werden kann, ragen derzeit wegen der noch niedrigeren Nachbarbebauung sichtbar in die Höhe.

Bautafel

Architekten: Dietmar Feichtinger Architectes, Montreuil, Frankreich
Projektbeteiligte: AR-C, Paris (Statik); INEX, Montreuil (Haustechnik); Cabinet Jean-Paul Lamoureux, Paris (Akustik); AE Bretagne, Rennes (Kostenplanung)
Bauherr: Régie Immobilière de la Ville de Paris, Paris
Fertigstellung: 2016
Standort: 39-42, rue Castagnary, 75015 Paris
Bildnachweis: David Boureau, Paris

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