Seniorenwohnungen im Gerberhausensemble in Schongau

Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden mit schadstofffreien Baustoffen

Am Fuß des Altstadtberges im oberbayerischen Schongau erstreckt sich das historische Gerberviertel am Nordufer des Lech. Viele alte Gebäude wurden dort im Laufe der Jahre restauriert und umgenutzt, so auch das Gerberhausensemble aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Es besteht aus dem Gerberhaus und dem angrenzenden Bürgermeisterhaus, die beide unter Denkmalschutz stehen.

In die historische Bausubstanz wurden die neuen Räume sensibel eingefügt
Moderne Materialien wie Stahlprofile und -gewebe im alten Treppenhaus
Die Belichtung erfolgt zum Teil über großformatige Dachlamellen-Fenster

Mit schadstofffreien Baustoffen nahm das ortsansässige Büro Hafenmeier Schlüsselfertigbau die Sanierung und den Umbau der historischen Bauwerke vor. Zusammen mit einem dreigeschossigen Neubau bilden sie heute eine Senioren-Wohnanlage mit 20 barrierefreien Einheiten (30 bis 130 m²) und Tiefgarage. Die Altbauten bieten dabei Platz für sieben Wohnungen, Gemeinschaftsräume und einen Veranstaltungssaal, der sowohl von den Bewohnern als auch von der Öffentlichkeit genutzt wird. Ziel der Sanierung war es, die historische Bausubstanz trotz Nutzungsänderung weitestgehend zu erhalten und Teile des Gebäudes in ihren Originalzustand zurückzuversetzen.

Das ehemalige Gerberhaus ist ein massives Gebäude mit Satteldach. Die bestehende Dachkonstruktion und die Holzbalkendecken waren nach heutigem Stand der Technik unterdimensioniert. Deshalb wurden die Sparren mit beidseitiger Bohlen-Aufdoppelung versehen und neue Mittelpfetten eingefügt. Die Stützweiten der alten Holzbalkendecken sind seit der Sanierung reduziert und die Bestandsdeckenbalken mittels Stahl-U-Profilen oder Holzbohlen verstärkt.

Als energetische Maßnahme wurde das Dach mit einer Holzwolle-Dämmung aus heimischen Hölzern wie Fichte oder Kiefer versehen. Da der Baustoff aus natürlichen Rohstoffen besteht und bei der Herstellung auf die Verwendung von Formaldehyd und Pilzgiften verzichtet wird, ist er schadstofffrei. Auch ohne chemische Behandlung gilt der Dämmstoff als resistent gegen Pilzbefall. Er soll außerdem für eine gute Regulierung der Luftfeuchtigkeit und einen guten Schallschutz sorgen. Wie auch das Dach wurden die Außenwände zusätzlich gedämmt. Hier entschieden sich die Architekten für eine Inndämmung aus Kalzium-Silikat-Platten, die aus Quarzmehl (Sand), Kalk hydrat und Zement bestehen.

Der Veranstaltungssaal im Erdgeschoss des ehemaligen Bürgermeisterhauses ist ein besonderer Raum, der von einem historischen, zweischiffigen Kreuzgradgewölbe mit Gurtbögen über quadratischen Pfeilern geprägt ist. Um die alte Bausubstanz originalgetreu wiederherzustellen, wurde ein emissionsfreier Sumpfkalkputz auf das Gewölbe aufgetragen. Der Putz besitzt feuchtigkeitsregulierende Eigenschaften, ist hochalkalisch und hat einen pH-Wert von über 12. Damit ist er resistent gegen Schimmelpilze, die nur bis zu einem pH-Wert von 11 überlebensfähig sind.

In den anderen Räumen der historischen Gebäude verwendeten die Architekten weitere Putze aus natürlichen Materialien. Die glatten, spiegelnden Oberflächen des Hausflurs im Erdgeschoss sind mit einem mineralischen Kalkfeinputz versehen,die Decken und Wände der Wohnungen mit einem Reinkalkputz. Bereiche, in denen das Mauerwerk nass und teilweise salzbelastet war, erhielten einen speziellen, zweilagigen Sanierputz.

Bautafel

Architekt: Hafenmeier Schlüsselfertigbau (Bereich Architektur), Schongau
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Müller, Schongau (Statik); PB Hinterseher, Schongau (HLS); Ingineure Körbl & Feneberg, Füssen (Elektroplanung)
Bauherr: Fritz Holzhey, Schongau
Fertigstellung: 2009
Standort: Lechvorstadt 21-23, Schongau
Bildnachweis: Christian Penning, Buchenberg

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