Science College Overbach in Jülich

Elektrochrome Dreifach-Isolierverglasung

Seit 1918 unterhält die Ordensgemeinschaft der Oblaten des heiligen Franz von Sales in Jülich Barmen ein Kloster und eine Schule. Im Laufe der Jahre kamen weitere Einrichtungen in unmittelbarer Nachbarschaft hinzu, darunter ein Schulzentrum mit staatlich anerkanntem Gymnasium, eine Jugendausbildungsstätte mit Schwerpunkt Musik und ein Internat. Mit dem Science College Overbach hat es jetzt ein Jugend- und Bildungszentrum samt Gästehaus erhalten. Schüler und junge Erwachsene aus dem In- und Ausland können zusätzlich zum regulären Schulunterricht ihr Wissen durch Seminare, Kurse oder Workshops in den Fächern Mathematik, Biologie, Chemie, Physik und Technik vertiefen.

Das Forum - hier für eine Veranstaltung bestuhlt
Schaltbare Dreifach-Isolierverglasung in den großzügig verglasten Räumen
Haupteingang mit auskragendem Obergeschoss

Beide Gebäude erfüllen die Anforderungen eines Passivhauses, das Science College selbst und die hier eingesetzten Technologien sind Gegenstand des Unterrichts. Untersucht werden beispielsweise der Wärme- und Kühlbedarf, die Luftqualität, Akustik und Tageslichtversorgung des Hauses. Im Erdgeschoss arbeiten Schüler und Lehrer an zehn Rechnerarbeitsplätzen mit den aktuellen Energieverbrauchswerten des Bildungszentrums. Daraus ergeben sich Forschungsgebiete wie „Energiebilanz der Schule" oder „Lichtspektren und Tageslichtnutzung". Automatisch oder per Knopfdruck lassen sich Licht- und Energiedurchlass regulieren.

Als konzentrischer Baukörper ist das Gebäude um ein Forum herum angelegt, um das sich ringförmig die Klassenräume gruppieren. Diese sind wie eine Helix gewunden und verteilen sich ansteigend bis zu sechs Ebenen über zwei Geschosse. In seiner Konstruktion ist das Haus als Massivbau in Stahlbeton errichtet, lediglich der Bereich über dem Forum ist als Leichtbau in Stahl ausgeführt. Das erste Obergeschoss ragt an zwei Seiten bis zu acht Meter frei tragend über die Außenkante des Erdgeschosses hinaus.

Drei Heliostaten in der Decke, versehen mit dem Sonnenstand nachführbaren Spiegeln, leiten eine regelbare Menge Tageslicht in das Forum. So erhält das 1,5-Liter-Haus mit seinem hoch wärmegedämmten Dach eine erhöhte Lichtmenge. Die Außenfassade des Gebäudes wurde mit einem konventionellen Wärmedämmverbundsystem (30 cm Dämmstärke WLG 040) versehen. Die Aluminiumfensterrahmen liegen in der Ebene vor dem Beton, versetzt auf Winkelkonstruktionen.

Sonnenschutz
Die Fenster des Gebäudes sind mit einer schaltbaren Dreifach-Isolierverglasung (Ug-Wert: 0,5W/m²K) ausgestattet. Je nach Schaltzustand wechselt das Glas seine Färbung von transparent zu blau und macht damit den Licht- und Wärmeeintrag ins Gebäude steuerbar (Lichttransmissionsgrad TL: 13 - 46%; g-Wert 10 - 32%). Unter den 95 Fenstern mit Sonnenschutzverglasung befinden sich zum ersten Mal Modellscheiben in Parallelogramm-Form. Auf Wunsch der Objektplaner ist jede Fensterfront sowohl von Hand als auch über die Gebäudeleittechnik steuerbar. „Im Sommer-Halbjahr bleibt die Wärme draußen, ohne dass Jalousien oder Markisen die Schüler an einem Blick aus dem Fenster hindern. Außerdem lassen die schaltbaren Scheiben mehr architektonische Freiheiten, da gänzlich auf außen liegende Beschattungssysteme verzichtet werden kann.", erklärt Günter Helten, der Architekt des Bildungszentrums.

Die Fachräume erhalten von zwei Seiten Tageslicht, das tagsüber in Verbindung mit der elektrochromen Verglasung eine ausreichende Versorgung mit natürlichem Licht gewährleistet. Hinzu kommt eine künstliche Beleuchtung, die stromsparend und mit tageslichtabhängiger Steuerung ausgelegt ist. Zwei Seminarräume im Erdgeschoss sind mit speziellen Leuchtstofflampen ausgestattet, die tages- und jahreszeitliche Farbtemperaturen des Lichts abbilden. Hier erforschen die Schüler die Auswirkungen der Lichtfarbe auf das Lernverhalten.

Neben der Europäischen Union und der Landesregierung NRW hat auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) das Bauvorhaben gefördert. Das Science College gehört innerhalb des Forschungsschwerpunkts „Energieoptimiertes bauen“ (EnOB) zum Teilbereich „EnEff:Schule“.

Bautafel

Architekt: Hahn Helten + Assoziierte, Aachen
Projektbeteiligte: Harald von Reis, Aachen (Ing. für Umweltfragen, Projektkoordination); Ingenieurbüro Inco, Aachen (Haustechnik); Ingenieurbüro P. Jung, Köln (Thermische Gebäudesimulation); Econtrol-Glas, Plauen (schaltbare Sonnenschutzverglasung); Solarinstitut Jülich der FH Jülich-Aachen, Jülich (wissenschaftliche Begleitforschung)
Bauherr: Ordensgemeinschaft der Oblaten des hl. Franz von Sales e.V., Jülich-Barmen
Fertigstellung: 2009
Standort: Overbach, Nordrhein-Westfalen
Bildnachweis: Hahn Helten, Aachen (1-3, 5); Econtrol-Glas, Plauen (4, 6)

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