Schwimmhalle „Glück auf“ in Zwickau

Ausgeklügeltes Energiekonzept für die Wassererwärmung und -aufbereitung

Nach über 35 Jahren Bade- und Saunabetrieb war die ehemalige Betriebsschwimmhalle in der Zwickauer Flurstraße aus technischer Sicht veraltet. Noch dazu entsprach sie nicht mehr den Ansprüchen ans heutige Bade- und Schwimmvergnügen. Aus diesem Grund entschied sich die Stadt für einen Abriss und ließ an anderer Stelle, nach Plänen des Büros Bauconzept aus dem sächsischen Lichtenstein, einen zeitgemäßen, wettkampftauglichen Neubau errichten. Die neue Schwimmhalle Glück Auf liegt in der Tonstraße im Stadtteil Schedewitz. Ihr Name, von der Bevölkerung gewählt, nimmt Bezug auf die Geschichte des Ortes: Einst lebten hier zahlreiche Bergarbeiter aus den umliegenden Schächten des Zwickauer Steinkohlereviers.

Blick in die große Schwimmhalle mit hellem Dachstahltragwerk, großen Verglasungen und anthrazitfarbenen Bodenfliesen
Ein waagerechter Strichcode mit wechselnden Farben ist auf die Wände appliziert, er dient der besseren Orientierung (Ansicht aus der Schwimhalle)
Der Strichcode lockert die schlichten grauen Wände optisch auf

Das Hallenbad umfasst eine Grundfläche von 3.500 m² und setzt sich aus zwei parallelen Baukörpern zusammen. In dem größeren der beiden, einem mit weißen Alu-Paneelen verkleideten Quader, ist das 50 Meter lange Schwimmerbecken mit Sprungturm untergebracht. Er ist zu drei Seiten verglast, vor den Fenstern verlaufen Sitzbänke. Neben dem Quader erstreckt sich ein mit schwarzen Klinkern verkleideter, teils doppelgeschossiger Riegel mit verglastem Sockel. Über diesen gelangt der Besucher von Norden her ankommend in das Foyer mit Kasse, Wartebereich und kleinem Imbiss. Dahinter verläuft der Umkleidetrakt mit sanitären Einrichtungen und Schließfächern. Den südlichen Abschluss des Riegels bildet das knapp 160 m² große Nichtschwimmbecken. Der Personal- und Verwaltungsbereich nebst Konferenzraum ist über dem Foyer angeordnet.

Das gesamte Innere der Schwimmhalle ist schlicht und zeitgemäß gestaltet, das Erdgeschoss barrierefrei und behindertengerecht ausgeführt. Die beiden Becken sind aus Edelstahl, die Böden aus rutschhemmenden, anthrazitfarbenen Fliesen. Während manche Wandflächen in strahlendem Weiß gehalten sind, ist ein Großteil der Innenwände hell- oder dunkelgrau. Zur besseren Orientierung sind viele dieser Flächen mit einem waagerechten Strichcode versehen dessen Farbe regelmäßig wechselt. Die Umkleide- und Sanitärbereiche sind mit weißen und schwarzen Fliesen in unterschiedlichen Formaten bekleidet.

Das gesamte Hallenbad wurde als Massivbau errichtet; das Kellergeschoss unter den Schwimmbecken, nimmt die gesamte Technik auf und besteht aus WU-Beton. Eine weiße Tragkonstruktion aus geschweißten Stahlfachwerkbindern und Tragschalen aus Trapezblechprofilen überspannt die beiden Schwimmhallen. Während die Fassade des weißen Quaders aus gedämmten Aluminium-Sandwichprofilen mit feinem hellgrauem Wellenmuster hergestellt wurde, besteht die dunkle Hülle des Riegels aus einer hinterlüfteten Klinkerkonstruktion im Riegelformat.

Gebäudetechnik
Zur Becken- und Trinkwassererwärmung sowie zur Beheizung und Belüftung der Schwimmhalle wurde eine Wärmeleistung von knapp 1.000 kW installiert. Die Grundlast der Wärmeversorgung übernimmt ein Blockheizkraftwerk in Modulbauweise mit einer Leistung von 200 kW. Zwei Brennwertkessel mit einer Leistung von jeweils 370 kW decken Spitzenlasten ab. 39 auf dem Dach installierte solarthermische Module erstrecken sich über eine Fläche von circa 300 m² und tragen zur ressourcenschonenden und energieeffizienten Warmwasserbereitung und Erwärmung des Beckenwassers bei.

Die Lüftungsanlage der beiden Schwimmbäder ist zur Entfeuchtung mit einer Luft-Wärmepumpe ausgestattet. Mit einer Leistung von 63,5 KW kühlt sie die Raumluft unter ihren Taupunkt ab. Anschließend wird die „getrocknete“ Luft mit ihrer eigenen, beim Abkühlen entzogenen Wärme wieder aufgeheizt. Dies funktioniert ganz ohne Energieverluste. Aus hygienischen Gründen wird der Luft ein gewisser Anteil an Frischluft zugeführt, angesogen über zwei frei stehende Türme im Außenbereich. Anhand des Feuchtemaßstabs gemäß VDI 2089 Technische Gebäudeausrüstung von Schwimmbädern konnten die Planer die über den einzelnen Wasserflächen verdunsteten Wassermengen die erforderlichen Luftvolumen ermitteln. Mit der Wahl dieses Lüftungskonzeptes verzichteten die Planer bewusst auf das konventionelle Rein-Raus-Lüften, also den Austausch feucht-warmer gegen trocken-kalter Luft.

Zur weiteren Energieoptimierung arbeiten Umwälzpumpen und Wärmetauscher mit Permanent-Magnet-Motoren. Dadurch lässt sich mehr Leistung durch höhere Wirkungsgrade erzielen; Stromverbrauch, CO₂-Emissionen und Betriebskosten werden reduziert. Zudem wird während der Betriebszeit die Umwälzmenge permanent kontrolliert und an die tatsächliche Belastung der Becken durch die Badegäste angepasst. So wird immer nur so viel neues Wasser ins Becken zugeführt, wie zur Aufrechterhaltung der Wasserqualität notwendig ist. Außerhalb des Badebetriebes schaltet das System automatisch auf Internumwälzung um. Das bedeutet, dass das Wasser direkt aus den Becken abgesaugt, gefiltert und wieder ins Becken zurückgeführt wird. Das Absenken des Wasserspiegels verhindert ein Überlaufen in die Rinnen. So gelangt nichts in den Schwallwasserspeicher. Eine Schlammwasseraufbereitungsanlage reinigt bis zu 70% des Filterrückspülwassers und führt es in die Schwallwasserbehälter als Frischwassernachspeisung wieder zurück.

Auch die Beleuchtung der Schwimmhalle erfolgt energieeffizient mit wartungsarmen Langfeldleuchten. Zur frühzeitigen Erkennung von Bränden wurde eine flächendeckende Brandmeldeanlage installiert, eine Sicherheitsbeleuchtungsanlage stellt die Beleuchtung von Flucht- und Rettungswegen im Notfall sicher. EIN EIB-System steuert und überwacht alle elektrotechnischen Anlagen. Dabei kommunizieren die Sensoren, Aktoren und Messfühler der Geräte miteinander, deren Steuerung kann direkt vom Benutzer, z.B. an einem Computer, durchgeführt werden. -kt

Bautafel

Architekten: Bauconzept Planungsgesellschaft, Lichtenstein (Generalplanung)
Projektbeteiligte: Bauplanungs- und Ingenieurbüro Hertrampf, Zwickau (Projektsteuerung); Vermessungsbüro Ralf Sonntag, Zwickau (Vermessung); Ingenieurbüro Dr. Beierlein, Zwickau (Brandschutz/Prüfstatik); Otto Luft- und Klimatechnik, Schkeuditz (Lüftung); Wassertechnik Wertheim, Wertheim (Badewassertechnik)
Bauherr: Gebäude- und Grundstücksgesellschaft Zwickau
Fertigstellung: Juni 2013
Standort: Tonstraße 5 in Zwickau
Bildnachweis: Thomas Schlegel Fotografie, Lunzenau

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