Schadensursachen bei Reetdächern
In Norddeutschland stellen Reetdächer einen erheblichen Beitrag
zur Kulturlandschaft dar. Zudem ist Reet ein natürlicher Baustoff,
der vom Wachstum der Pflanze bis zur Eindeckung auf dem Dach
keinerlei chemischer Behandlung unterzogen wird. Dennoch wird das
Material nur noch selten für Neubauten eingesetzt.
Reetdächer verfügen nach Aussage der Reetdachdeckerinnung über
eine Lebensdauer von 30 Jahren. Diese schwankt aber in Abhängigkeit
von der Ausrichtung des Daches, das Umfeld und die Lage des Hauses
sowie die Nutzung des Dachraums. Mit dem Aufstellen von Fachregeln
für diese Deckungen unternimmt die Innung einen ersten Versuch,
ihre traditionellen Erfahrungen mit der Bauweise festzuhalten und
damit planenden und ausführenden Firmen und Beteiligten ein
Regelwerk an die Hand zu geben. Eine Normierung fehlt noch
gänzlich.
Die Regeldachneigung wird in den Fachregeln mit
45° angegeben, um ein schnelles Ablaufen des Regens zu ermöglichen
und ein Durchnässen des Reets zu verhindern. Dabei darf die Neigung
in Kehlbereichen 40° nicht unterschreiten. Besonders bei
nachträglich angefügten Gauben und Aufbauten wird dies häufig nicht
berücksichtigt und führt zu frühzeitiger Vermoosung und
Pilzbefall.
Das Reet muss ausreichend hinterlüftet sein. Früher wurden die Dachräume zu Lagerzwecken genutzt und hatten eine dauernde Querlüftung oder wurden durch die offenen Feuerstellen von unten warm und trocken gehalten. Bei heutigen Dachausbauten wird zwar auf Wärmedämmung und Belichtung der Dachräume geachtet, vielfach jedoch nicht darauf, dem Material das Austrocknen zu ermöglichen und es vor Durchnässung zu schützen.
Auch die Beschaffenheit des Deckmaterials beinflusst nachhaltig die Qualität des Dachs. Dazu hat das Dachdeckerhandwerk ein Produktdatenblatt entwickelt, in dem es heißt: "Reet soll ausgereift, gesund, blattfrei, dünnhalmig (etwa 3 mm bis höchstens 9 mm dick), gradhalmig und bei der Verarbeitung trocken und gesäubert sein. Die Länge der Reetbunde für die Flächendeckung soll entsprechend der Dachneigung, der Sparrenlänge und der Dicke der Dachdeckung zwischen 1,40 m und 2,00 m lang sein. Bei An- und Abschlüssen können andere Längen verwendet werden."
Die falsche Anordnung von Gauben (z.B. in der Nähe von Kehlen) oder eine zu geringe Dachneigung lassen die Lebenserwartung dieser Bereiche standardmäßig auf unter 20 Jahre sinken. Im Gegensatz dazu ist für eine gut belüftete und sonnenreiche Dachfläche mit sehr steiler Dachneigung eine Lebenserwartung von über 60 Jahren keine Seltenheit.
Bildnachweis: Gesellschaft zur Qualitätssicherung Reet mbH, Stefan Melchior, Berlin