Sanierung: Haus Pungs bei Berlin

Kleinod in Kleinmachnow

Das kleine Einfamilienhaus in Kleinmachnow, das Haus Pungs, wurde im Jahr 1932 nach Plänen des Architekten und Bildhauers Paul Rudolf Henning im Auftrag von Elisabeth Pungs im Stil der Neuen Sachlichkeit südlich von Berlin erbaut und 2017 unter Denkmalschutz gestellt. Zwar war das Gebäude damals in einem schlechten Zustand, von der Originalsubstanz war jedoch viel erhalten. Dem mit der denkmalgerechten Sanierung beauftragten Planungsbüro Müller-Stüler und Höll gelang es darum unter Mithilfe der neuen Eigentümern, das ursprüngliche Erscheinungsbild weitgehend wiederherzustellen.

Das Haus war 1932 nach Plänen des Architekten Paul Rudolf Henning im Stil der Neuen Sachlichkeit erbaut und 2017 unter Denkmalschutz gestellt worden.
In seiner Grundstruktur blieb das Bauwerk weitgehend erhalten.
Der farbige Putzanstrich konnte entsprechend der Ergebnisse der restauratorischen Farbbefunduntersuchungen originalgetreu rekonstruiert werden.

Die Bauherrin Pungs wohnte in dem Haus nur wenige Jahre. Sie veranstaltete dort regelmäßig Gesprächskreise zu Literatur, Kunst und auch Politik, was zur Beobachtung durch die Nationalsozialisten führte. Bereits im Jahr 1936 verkaufte sie das Haus aus unbekannten Gründen. Nach mehreren Eigentümerwechseln stand das Gebäude ab 2014 leer. Das ursprünglich rund 1.500 m² große Grundstück wurde geteilt und der ehemalige Obstgarten als Bauland verkauft.

Der lange Leerstand und eindringendes Wasser hatten die historische Bausubstanz schwer beschädigt. Glücklicherweise waren der ursprüngliche Grundriss und die Fassaden weitgehend unverändert geblieben. Der zweigeschossige, rechteckige Baukörper mit eingeschossigem, halbrundem Gebäudeteil und Teilunterkellerung verfügt auf einer Grundfläche von 56 Quadratmetern über eine Wohnfläche von insgesamt rund 100 Quadratmetern. Mit der Modernisierung wurden die Terrassenflächen, die Zugangstreppen und die Stützmauern um das Gebäude rekonstruiert. Ein aus den 1950er-Jahren stammender Wintergartenanbau wurde abgerissen.

Restauratorische Maßnahmen
Das nur 18 cm starke Mauerwerk aus Hochlochziegeln wies Setzungsrisse auf, worauf die unzureichende Gründung erst einmal ertüchtigt werden musste. Das Außenmauerwerk wurde in der Vergangenheit bereits mit einer nicht fachgerecht angebrachten Wärmedämmung aus Styrodur versehen. Die fehlende Verdübelung, Luftschichten unter der Dämmung und ein darunter hohlliegender historischer Fassadenputz mussten entfernt und die Risse im Mauerwerk saniert werden. Der farbige Putzanstrich konnte entsprechend der Ergebnisse der restauratorischen Farbbefunduntersuchungen originalgetreu rekonstruiert werden. Die vorhandenen Holzkastenfenster wurden instandgesetzt und teilweise durch baugleiche Elemente ersetzt. Die Innenflügel wurden mit einer Isolierverglasung ertüchtigt. Das große Fenster im Obergeschoss wurde komplett erneuert. Alle im Originalfarbton gestrichenen Fensterelemente wurden, wie im ursprünglichen Zustand, bündig mit der Außenfassade eingesetzt.

Im Inneren wurde die ursprüngliche Raumaufteilung weitestgehend beibehalten. Zwei zwischenzeitlich verschlossene Türöffnungen wurden wieder hergestellt, die Trennwand in der halbrunden Küche wurde entfernt und eine im Original vorhandene Schiebetür im Erdgeschoss wurde zugunsten eines größeren Raumeindrucks weggelassen. Der Parkettfußboden im Erdgeschoss konnte restauriert und beibehalten werden, die historischen Natursteinplatten (Solnhofer Platten) für Küche und Flur konnten wiederverwendet und teils ergänzt werden. Die Dielenböden im Obergeschoss wurden neu lackiert. Türgriffe, Fenstergriffe waren teils noch vorhanden und wurden entsprechend ergänzt. Schalter und Steckdosen wurden nach historischem Vorbild eingebaut. Ziel war, das ursprüngliche Erscheinungsbild wiederherzustellen und das Baudenkmal zugleich für eine zeitgemäße Wohnnutzung auszurüsten.

Dämmstoffe: Wärmedämmverbundsystem mit Mineralwolle und Einblasdämmung für das Dach

Als neue Außenwanddämmung kam ein Wärmedämmverbundsystem WDVS mit einer 8 cm starken Mineralwolledämmplatte zum Einsatz. Diese nicht brennbare Dämmung erreicht einen Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit λB von 0,035 W/mK. Die Platte ist beidseitig vorbeschichtet, diffusionsoffen und dank ihrer Zweischichtcharakteristik mit einer weichen und flexiblen Wandseite und einer harten und verdichteten Außenseite ausgestattet. Der Dachstuhl, eine Walmdachkonstruktion, wurde repariert und statisch ertüchtigt. Als Dachdämmung kam eine Einblasdämmung aus Zellulose in einer Dämmdicke von 18 bis 30 cm und einer Wärmeleitfähigkeit von rund 0,040 W/mK zum Einsatz. Im Zuge der Sanierung wurde ein später hinzugefügter Dachüberstand zurückgebaut und der ursprüngliche Zustand mit fast fassadenbündigen Kastenrinnen wieder hergestellt. -sus

Bautafel

Architektur: Müller-Stüler und Höll, Berlin
Projektbeteiligte: Büro Rüdiger, Olaf Rüdiger, Berlin (Tragwerksplanung)
Bauherr/in:
Gudrun und Sven Massen, Berlin
Fertigstellung:
2019
Standort: privat
Bildnachweis: Florian Höll, Berlin

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