Ruderzentrum Rotsee bei Luzern

Gegossen statt gemeißelt

Der langgestreckte Rotsee im Norden von Luzern bietet Ruderern ideale Bedingungen. Das neue Ruderzentrum Rotsee stellt die nötigen Räume zur Durchführung internationaler Wettkämpfe zur Verfügung und erlaubt es den Wassersporttreibenden, ihre Boote sicher zu verstauen. Andreas Fuhrimann Gabrielle Hächler Architekten setzten es an den stadtseitigen Rand der Rotseewiese, wo bereits der Vorgängerbau platziert war, sodass von der Grünfläche aus der ungestörte Blick über den See erhalten bleibt. Die Bauzeit betrug gerade einmal neun Monate. Dank einer sorgfältigen Planung und der Verwendung von vorfabrizierten Elementen konnte das Ruderzentrum rechtzeitig zur Rotsee-Regatta, die Teil des jährlichen Ruderweltcups ist, fertiggestellt werden.

Der Entwurf für den Neubau stammt von Andreas Fuhrimann Gabrielle Hächler Architekten.
Der Bau sitzt am stadtseitigen Rand der Rotseewiese, sodass von der Grünfläche aus der ungestörte Blick über den See erhalten bleibt.
Das Gebäude besteht im Erdgeschoss aus zwei leicht schräg zueinander angeordneten Volumina aus Beton, auf denen eine leichte, langgestreckte Holzkonstruktion ruht.

Das Gebäude besteht im Erdgeschoss aus zwei leicht schräg zueinander angeordneten Volumen aus Beton, auf denen eine leichte, langgestreckte Holzkonstruktion ruht. Diese kragt in einigen Bereichen aus und bildet regengeschützte Außenbereiche. Andernorts lugen die Betonbauteile unter dem Riegel hervor und lassen Terrassen und Balkone entstehen. Im Erdgeschoss befinden sich unbeheizte Lager und Bootshallen, Technik- und Nebenräume. Im Obergeschoss liegen Empfang, Umkleiden, Duschen, WC-Anlagen, ein Restaurant sowie Verwaltungsräume. Dieser Bereich wurde so gestaltet, dass er – außerhalb der Sommermonate, in denen die Regatta stattfindet – von einer internationalen Schule genutzt werden kann.

Eine skulpturale Treppe, die frei zwischen den beiden Baukörpern aus Beton angeordnet ist und Licht von oben erhält, führt nach oben in die Holzkonstruktion. Von dem Empfangsbereich rund um den Treppenabsatz gelangt man über zwei Flure zu den verschiedenen Räumlichkeiten. In den Erschließungszonen finden sich Bekleidungen aus unbehandelten zementgebundenen Spanplatten, deren lebendige, stellenweise fast fleckige Struktur vom Planungsteam gewünscht war. Die abgerundeten Ecken sowie die Sockelleisten sind aus Stahl. In den Verwaltungs- beziehungsweise Klassenräumen zeigen die Wände Bekleidungen aus Grobspanplatten. An den Decken sind durchgängig Holzwolleleichtbauplatten montiert.

Schalung: Angemessen pragmatisch
Außen wie innen prägen den Bau einfache und robuste Materialien wie Sichtbeton, Metall und Holz. Die beiden Betonvolumina im Erdgeschoss konnten als einschalige Stahlbetonkonstruktionen verwirklicht werden. Der Sichtbeton entspricht nach Schweizer Norm SIA 118/262 „Allgemeine Bedingungen für Betonbau“ dem Schalungstyp 2 – Betonoberfläche mit einheitlicher Struktur. Ein konkretes Schalungsbild war durch das Architekturbüro nicht vorgegeben, es ergab sich aus der Logik des Bauwerks. Maßgeblich waren hier die großen Tore der Lagerräume, die im Erdgeschoss untergebracht sind: Die Standard-Schaltafeln wurden im unteren Bereich hochkant angeordnet und nehmen dadurch die Oberkante jener Metalltore auf, die sich zum See hin orientieren. Über je zwei der senkrechten Elemente liegt eine Schaltafel quer. Diese Ordnung wurde bei Bedarf auch durchbrochen. Für die skulpturale Treppe im Zentrum ließ das Planungsteam vorfabrizierte Stützen- und Treppenelemente verwenden, welche auf der Baustelle zusammengefügt und durch Ortbeton ergänzt wurden.

Reliefe in Beton

Der Schriftzug „Ruderzentrum / Rowing Centre“ auf der Südwestseite des Gebäudes macht die Nutzung nach außen ablesbar. Das Hochrelief wurde mithilfe von Schalungsmatrizen verwirklicht, wobei die grundsätzliche Erscheinung des Schalungsbildes mit seinen Fugen in diesem Bereich erhalten blieb. Im Erdgeschoss zeigt die rückwärtige, zum Hang hin gelegene Betonwand im Bereich der Treppe die Namen der unterstützenden Personen und Unternehmen ebenfalls in Form eines Hochreliefs. Dafür wurden fünf Matrizen erstellt, die es erlaubten, die Namen unmittelbar mit dem Bauwerk zu verbinden. Bei der Ausführung der etwa 8,5 Meter langen und 2,8 Meter hohen Ortbetonwand war besonders auf eine sorgfältige Platzierung der Matrizen auf der Trägerplatte zu achten, sodass die die Buchstaben gleichmäßig auf einer Linie blieben. Als Schriftart wählte das Planungsteam „Replica Regular“. Wie groß die einzelnen Namen auf dem Beton erscheinen, hängt von der Höhe der Beträge ab, die jeweils zur Verfügung gestellt wurden. Ein Oberlicht sorgt für eine durchgängige Inszenierung dieser Wand.

Bautafel

Architektur: Andreas Fuhrimann Gabrielle Hächler Architekten, Luzern
Projektbeteiligte: Schärli Architekten, Luzern (Bauökonomie/Bauleitung); Berchtold + Eicher, Zug (Tragwerksplanung)
Bauherr: Naturarena Rotsee, Luzern
Standort: Rotseestrasse 18, 6006 Luzern
Fertigstellung: 2016
Bildnachweis: Valentin Jeck, Stäfa

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