Raumakustik im Alltag

Raumakustik im Alltag

Christian Nocke

Hören – Planen – Verstehen
Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2019
2. überarb. u. erw. Aufl. mit 348 Seiten, 118 Abb., 47 Tab., Hörbeispiele als MP3-Dateien, Hardcover

Preis: 55 EUR

ISBN 978-3-8167-9896-5

Im Gegensatz zu Wärme- und Feuchteschutz finden Schallschutz und akustische Aspekte im Planungsalltag meist wenig Berücksichtigung. Dabei ist nicht nur der Schutz vor übermäßigem Lärm – von außen und aus dem Gebäudeinneren – essenziell für das Wohlbefinden. Auch eine gute Raumakustik trägt maßgeblich dazu bei, ob eine Person den Raum positiv wahrnimmt, bewusst oder unbewusst.

Im Fachbuch Raumakustik im Alltag von Christian Nocke liegt der Fokus auf Schulen, Kindertagesstätten, Sporthallen, Büros, Restaurants oder Wohnräumen. Planungsaufgaben, mit denen sich Architekten tagtäglich auseinandersetzen – oftmals jedoch, ohne raumakustische Überlegungen bereits in die Entwurfsphase einfließen zu lassen. Für viele Planer stehen gestalterische Aspekte im Vordergrund, und sie setzen bevorzugt glatte und schallreflektierende Oberflächen wie Beton oder Glas ein.

Der Autor möchte für ein besseres Verständnis sorgen und legt die Zusammenhänge bewusst einfach dar. Wichtige Begriffe wie Schalldruck, Schallpegel, Frequenz oder auch die Bewertung von Schall werden zu Beginn erläutert. Nachhallzeit, Reflexion und Absorption sowie die akustischen Eigenschaften verschiedener Materialien führen im Weiteren zur raumakustischen Beurteilung von Räumen. Obwohl sich das Schallverhalten in einem Raum heute genau berechnen bzw. simulieren lässt, spielt die subjektive, individuelle Wahrnehmung einzelner Personen immer eine wichtige Rolle.

Auch die rechtlichen und normativen Rahmenbedingungen sind Thema: Beispielsweise die VDI-Richtlinie 2569: Schallschutz und akustische Gestaltung im Büro oder die DIN 18041: Hörsamkeit in Räumen – Anforderungen, Empfehlungen und Hinweise für die Planung. Verwiesen wird zudem auf die Technischen Regeln für Arbeitsstätten ASR als Grundlage für eine fachgerechte und mängelfreie Planung.

Für die raumakustische Planung, das zentrale Thema des Buches, wird zunächst zwischen der Primärstruktur eines Raumes (Rohbau und geometrische Gestaltung) und der Sekundärstruktur (u.a. Innenausbau wie Wand-, Boden-, Deckenbekleidungen) unterschieden. Während es natürlich sinnvoll ist, bereits über die Primärstruktur eine gute Raumakustik zu schaffen, kann die Sekundärstruktur jedenfalls für eine akustische Nachbesserung genutzt werden und Defizite kompensieren. Quaderförmige Volumen haben akustische Vorteile gegenüber Kuppeldecken oder gerundeten Wänden. Runde bzw. elliptische Formen können Schallwellen bündeln – ähnlich dem Lichtstrahl unter eine Lupe – und für eine ungünstige Schallausbreitung sorgen.

Mit der gezielten Auswahl und Positionierung schallabsorbierender Elemente kann effizient Einfluss auf das akustische Verhalten eines Raums genommen werden – beispielsweise durch gelochte Paneele mit dahinterliegender Dämmung (z.B. in Sporthallen) oder mit Akustiksegeln in Büros, Veranstaltungsräumen, Speisesälen und Kantinen. Gerade der Umgang mit Akustiksegeln bedarf allerdings einer fundierten Planung – andernfalls kann es z.B. zu einem „Flatterecho“ kommen.

In Räumen, in denen viele Menschen miteinander reden, kommt es häufig zum sogenannten Lombard-Effekt: steigt die Umgebungslautstärke, erhöht man selbst die Lautstärke beim Sprechen. Auch die anderen Personen verhalten sich so – die Situation schaukelt sich hoch, die Gesamtlautstärke steigt kontinuierlich.

Abschließende Praxisbeispiele behandeln Einzel- und Großraumbüros, Kantinen und Konferenzräume wie auch Sporthallen – sowohl im Neubau als auch im Bestand. Nocke zeigt auf, dass sich auch eine Bestandssituation raumakustisch immer optimieren lässt.

Ein insgesamt höchst spannendes Buch, das mit zahlreichen Abbildungen, Berechnungsbeispielen, Diagrammen und Tabellen sowie praktischen Beispielen das von Architekten und Planern oftmals gemiedene Thema sehr ansprechend vermittelt.

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„Hörsamkeit” ist ein Begriff aus der Bauphysik. Er beschreibt die akustische Qualität eines Raums mit dem Ziel der Sicherstellung der Sprachkommunikation oder der Eignung für musikalische Darbietungen.

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