Rathaus in Remchingen

Solider Stadtbaustein

Remchingen liegt am Rande des Nordschwarzwalds und südöstlich von Karlsruhe. Im Zuge eines ambitionierten Stadtentwicklungsprojektes gönnte sich die kleine Gemeinde ein neues Zentrum: Das neu errichtete Rathaus bündelt die bisher auf zwei Standorte verteilte Verwaltung in Remchingens neuer Ortsmitte am San-Biagio-Platani-Platz. Das exponierte Grundstück liegt zwischen Bundesstraße und Grünraum des Flusses Pfinz. Der polygonale Baukörper, entstanden nach Plänen des Büros Steimle Architekten, zeichnet sich durch die harmonische Verzahnung von scheinbar gegensätzlichen Positionen aus, die das neue Zentrum des Ortes definieren: Mit dicken Mauern aus Dämmbeton hat der Bau die monolithische Solidität eines Bollwerks der Politik. Zugleich positioniert sich das lichtdurchflutete Gebäude dank seines hohen Glasanteils in Dach und Lochfassade als offenes Haus für die Bürgerinnen und Bürger.

Die Fassade besteht aus hellgrauem Dämmbeton und farblich abgestimmten Aluminium-Fensterelementen.
Die Geschosse Drei und Vier springen an der Westfassade zurück und erhalten eine zweigeschossig verglasten Fassade. Dahinter befindet sich der Ratssaal.
Die innen und außen als Sichtbeton ausgeführten Wände wurden mit Pigmenten gefärbt.

Der fünfeckige Stadtbaustein hat keine Rückseite, wodurch zu allen Seiten Freiräume mit Aufenthaltsqualität geschaffen wurden, so etwa zum neu gestalteten benachbarten Marktplatz. Der viergeschossige Neubau vermittelt darüber hinaus zwischen der benachbarten Kulturhalle und dem Altenpflegeheim. Eine offene Platzfläche verbindet das Gebäudeensemble aus Rathaus und Bestandsbauten mit dem Landschaftsraum der Pfinz.

Gestapelte Kolonnaden

Die stark strukturierte Fassade aus hellgrauem Dämmbeton ist geschossweise durch eine horizontal umlaufende Linie unterteilt, wodurch die Geschosse wie gestapelte Kolonnaden wirken. Die großen Fensterelemente mit einer tief in der Laibung sitzenden festverglasten Scheibe und einem geschlossenen Lüftungspaneel sind an allen fünf Gebäudeseiten angeordnet. Das dritte und vierte Geschoss springen an der Westfassade zurück und wurden mit einer zweigeschossigen verglasten Fassade zusammengefasst. Dahinter befindet sich der Ratssaal. An dieser Seite befindet sich auch der Eingang. Er wird im Erdgeschoss dadurch gekennzeichnet, dass hier die Fassade abgeschrägt und leicht zurückgesetzt ist.

Im Erdgeschoss öffnet sich das Foyer mit dem Bürgerbüro und einem Gastronomiebereich. Im zentralen großen Atrium führt eine offene sechs- und gegenläufige Treppenanlage mit zwei Wendepodesten zu den Obergeschossen. Um den Charakter eines offenen Hauses für die Besucher erlebbar zu machen, wurden die Räume wie ein fließendes Band um das durch große Oberlichter mit viel Tageslicht belichtete Atrium angeordnet.

Im ersten Obergeschoss liegt der Trausaal, im zweiten Obergeschoss ist der zweigeschossige Ratssaal mit Blick auf die Landschaft zu finden. Im Inneren sind alle Betonoberflächen an Wänden und Decken in Sichtbetonqualität ausgeführt. Im Kontrast zu dem kühlen Material wurden für den Innenausbau Holzoberflächen gewählt. Im Trausaal wurde Parkett verlegt, alle anderen Bereiche erhielten einen betongrauen Bodenbelag, im Foyer kamen betongraue Steinzeugfliesen zum Einsatz.

Dämmstoffe: Pigmentierter Dämmbeton

Das Gebäude ist als Massivbau mit Stahlbeton errichtet. Die Außenwände bestehen aus Dämmbeton in Stärken von 54 bis 63 cm, die durch die gewählten Leichtzuschläge eine Wärmeleitfähigkeit von 0,045 W/mK erreichen. Die innen und außen als Sichtbeton ausgeführten Wände wurden mit Pigmenten gefärbt. Der außen liegende Sonnenschutz wurde in den Wandaufbau integriert, die 3-fachverglasten Aluminium-Fensterelemente wurden in einem zum Beton passenden Grauton eloxiert.

Das Flachdach mit Kiesschüttung erhielt eine Gefälledämmung aus Polyurethan-Hartschaum (PUR) in einer mittleren Dämmdicke von 14 cm. PU ist ein druckbelastbarer, dauerhaft wasserabweisender Dämmstoff mit einer niedrigen Wärmeleitfähigkeit von 0,025 W/mK. Die Geschossdecken wurden mit einer 35 mm starken Trittschalldämmung und einer Ausgleichsdämmung in 55 mm belegt. Die Decke über der Tiefgarage erhielt eine nicht brennbare 10 cm dicke Deckendämmung mit einer Wärmeleitfähigkeit von 10 cm. -sus

Bautafel

Architektur: Steimle Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: Ernst² Architekten, Stuttgart (Bauleitung); wh-p Ingenieure, Stuttgart (Tragwerksplanung)
Bauherrschaft:
Gemeinde Remchingen
Fertigstellung:
2019
Standort: Hauptstraße 97-109, 75196 Remchingen
Bildnachweis: Brigida González, Stuttgart

Fachwissen zum Thema

Einschalige Wandkonstruktionen können einschichtig (1 und 2) oder mehrschichtig (3 bis 6) ausgeführt sein.

Einschalige Wandkonstruktionen können einschichtig (1 und 2) oder mehrschichtig (3 bis 6) ausgeführt sein.

Wand

Einschalige Wandkonstruktionen

Aufgrund ihrer geringen Neigung müssen Flachdächer vollflächig gegen Niederschläge abgedichtet werden, wie hier das „Veles e Vents“ genannte America's Cup Gebäude von David Chipperfield Architekten in Valencia

Aufgrund ihrer geringen Neigung müssen Flachdächer vollflächig gegen Niederschläge abgedichtet werden, wie hier das „Veles e Vents“ genannte America's Cup Gebäude von David Chipperfield Architekten in Valencia

Dach

Flach- und flach geneigtes Dach

Polyurethan-Hartschaum (PUR)

Dämmstoffe

Polyurethan-Hartschaum (PUR)

Trittschalldämmung

Boden/​Decke

Trittschalldämmung

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Dämmstoffe sponsored by:
Deutsche Rockwool | Kontakt 02043 / 408 408 |  www.rockwool.de