Lens Lab in Linz

Fertigteilefassade in Weißbeton

Linzer Linsen – nein, dabei geht es in diesem Fall nicht etwa um Hülsenfrüchte. Optik ist hier das Stichwort: Lens Lab in Lentia. Es ist ein kurioser Zufall, dass Linz und Linse mit lentos – gekrümmt – tatsächlich denselben etymologischen Ursprung haben: Der lateinische Name des Römerkastells Lentia, auf das Österreichs drittgrößte Stadt zurückgeht, verweist auf die Donaubiegung des Linzer Beckens. Und der Designbrillenhersteller Silhouette International produziert seit 2017 am Hauptsitz Linz nicht nur Gestelle und Sonnenbrillen, sondern auch Brillengläser. Eigens hierfür erstellten X Architekten, ebenfalls in Linz ansässig, ein 2.400 Quadratmeter großes Produktionsgebäude: das Lens Lab. Seine Architektur greift mit Rundfenstern und einer gekrümmten Fassade das Thema Linsenoptik auf.

Die konkav gekrümmte Südwestfront ist rasterförmig mit 1300 kreisrunden Öffnungen versehen
Die Fassade erinnert mit ihrer Krümmung an eine Streuungslinse
Ausgeführt in Weißbeton verbindet sie entsprechend der Firmenphilosophie Präzision und Design

Das Silhouette-Firmenareal befindet sich rund sechs Kilometer südlich der Altstadt. Hier wurde das neue, dreigeschossige Produktionsgebäude in zentraler Lage zwischen bestehenden Werkstätten und Büros eingepasst, nachdem an dieser Stelle eine nicht mehr benötigte Halle abgebrochen worden war. Über Flure und Stege bestehen nach drei Seiten hin Verbindungen zu den anderen Bereichen. 

Der neue Baukörper ist auf einem quasitrapezförmigen Grundriss aufgebaut, wobei die südwestliche Längsfront leicht konkav gekrümmt ist. Der Eingang befindet sich in einer Schattenfuge zwischen der prägnanten Neubaufassade und dem südlich angrenzenden Bestandsbau. Im Erdgeschoss nimmt ein Halbteillager die Hauptfläche ein. Für die Linsenfertigung sind die beiden Obergeschosse vorgesehen, wobei Teile des ersten Obergeschosses als Produktionsreservefläche dienen. Nebenflächen für Haustechnik, WCs, Teeküchen, Umkleiden, Treppen und Lastenaufzug sind auf allen Geschossen kompakt organisiert, und zwar weitgehend im Südostteil des Baus, wo auch die Verbindungen zu den anderen Gebäuden bestehen. Ein zweites Fluchttreppenhaus befindet sich gegenüber an der Gebäudenordecke. Die Konstruktion hat ein Stützenraster von 6,50 Metern in der Längs- bzw. 9,30 Metern in Querrichtung.

Fassade
Die symbolträchtige, weiße Fassade mit 1.400 Quadratmetern Fläche ist als Firmensignet konzipiert. In der Nordostfront wurde das Thema Linsenoptik durch 21 Rundfenster mit konvex gewölbten Scheiben buchstäblich in Architektur übersetzt. Die Fenster lassen sich über eine vertikale Drehachse öffnen. In der Südwestfassade korrespondieren 1.300 im Raster angeordnete, kreisrunde Löcher mit den größeren, gegenüberliegenden Rundfenstern. Die konkave Krümmung der auf die Hauptzufahrt ausgerichteten Längsfront erinnert an den Schliff einer Streuungslinse. 

Dahinter befindet sich im Abstand eines Reinigungs- und Wartungsstegs eine Vollverglasung, ausgeführt in Pfosten-Riegel Konstruktion. Sonnenschutzlamellen sind außenliegend vor der Verglasung angebracht durch die perforierten Betonfertigteile vor Wettereinflüssen geschützt. Stehende, fast raumhohe Öffnungsflügel ermöglichen hier eine natürliche Belüftung. Die Fertigteilfassade aus Weißbeton hat eine porenfrei glatte, matt schimmernde Oberfläche. Die Rezeptur bestand aus selbstverdichtendem Beton C34/45 unter Verwendung von Weißzement und Titanoxid. Die hohe Qualität des Baustoffs war zugunsten des Firmenimage gewünscht.

Die Anforderungen an die Ausführungsqualität, die im Sinne des Firmenimage gewünscht war, erforderten eine enge Abstimmung zwischen Architekten und dem oberösterreichischen Hersteller. Die möglichst großflächigen Elemente sollten keine Schalungsstöße und möglichst schmale Fugen aufweisen. Die Fertigteile konnten nicht wie geplant, vorgehängt werden, sondern mussten mit auf das Außenwandfundament aufgestellt werden. Dennoch konnte über einen zurückversetzten, schwarzen Sockel der Eindruck einer schwebenden Fassade erzielt werden. Auch die Gebäudeschmalseiten sind in Weißbeton, allerdings als geschlossene Flächen, ausgeführt.

Bautafel

Architekten: X Architekten, Linz; Max Nirnberger (Projektleitung), Gunther Oberlehner (Projektmitarbeiter)
Projektbeteiligte: Palzer, Neumarkt (Statik), Waizenauer & Ing. Schummer, Taufkirchen/Pram (Rohbau), Systembau Eder, Peuerbach (Fertigteilfassade), Linzner Metallbau, Alkoven (Fenster, Außentüren), Grillenberger, Baumgartenberg (Haustechnik und Flachdach), TB Freudenthaler, St. Florian (Lichtplanung), Elektro Kagerer, Pasching (Elektroinstallation).
Bauherr: Silhouette International Schmied, Linz
Fertigstellung: 2017
Standort: Ellbognerstraße 24, A-4020 Linz, Österreich
Bildnachweis: David Schreyer, Tirol; X Architekten, Linz

Fachwissen zum Thema

Tragwerksraster, Ausbauraster und Fassadenraster können anhand der Außenwände erkennbar sein und so einen Eindruck vom Inneren des Gebäudes vermitteln.

Tragwerksraster, Ausbauraster und Fassadenraster können anhand der Außenwände erkennbar sein und so einen Eindruck vom Inneren des Gebäudes vermitteln.

Fassadenarten

Außenwände

Sichtbeton und Glas prägen das Bundeskanzleramt in Berlin, Architekten: Axel Schultes und Charlotte Frank

Sichtbeton und Glas prägen das Bundeskanzleramt in Berlin, Architekten: Axel Schultes und Charlotte Frank

Materialien

Beton

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Fassade sponsored by:
MHZ Hachtel GmbH & Co. KG
Kontakt  0711 / 9751-0 | info@mhz.de