Polizeirevier in Münsingen

Gesichert durch Videoüberwachung, Zutrittskontrolle und EMA

Im Laufe der Jahre ist der Polizei von Münsingen, einer Kleinstadt auf der Schwäbischen Alb, ihr altes Hauptquartier zu klein geworden, sodass es erweitert werden sollte. Da sich die Bausubstanz des 1904 errichteten Hauses als zu marode für eine Sanierung erwies, wurde es kurzer Hand durch einen dreigeschossigen Neubau ersetzt. Rund 45 Beamte arbeiten nun im neuen Polizeirevier Münsingen, welches von Ulrich Schwille Architekten aus dem nahegelegenen Reutlingen geplant wurde.

Die Innenräume sind weitgehend durch Sichtbeton geprägt
Auf der Gebäuderückseite umfassen die Baukörper den erhöhten Innenhof
Eine einladende Rampe als barrierefreie Alternative zu wenigen Treppenstufen führt zum Haupteingang

Zwei im Grundriss rechteckige Baukörper aus massivem Sichtbeton erheben sich im rechten Winkel zueinander über einem Sockelgeschoss. Auf der Straßenseite ist die Sondernutzung des Gebäudes an großen Einschnitten für Fensteröffnungen und einem prägnanten Eingangsbereich ablesbar. Auf der Gebäuderückseite fassen die Baukörper den erhöhten Innenhof.

Eine Rampe als barrierefreie Alternative zu wenigen Treppenstufen führt zum Haupteingang. Dieser entsteht durch eine markante Aussparung des Volumens über Eck, kontrastierend zum übrigen Sichtbeton ist er mit Holz verkleidet. Im Erdgeschoss befinden sich die Wache und ein Zimmer für den Dienstgruppenführer, im ersten Obergeschoss sind Büroräume, im zweiten Obergeschoss Tagungs- und Aufenthaltsräume untergebracht. Das Sockelgeschoss beherbergt die Technik-, Umkleide- und Sanitärräume, einen Fitnessraum sowie Gewahrsamzellen. Auch im Inneren wurden die Decken und Wände mit Sichtbeton ausgeführt, dazu kommen Platten aus Eichenfurnier und lasierte, schwarze MDF-Platten.

Sicherheit
Das gesamte Areal der Polizeistation ist mit einem Sicherheitszaun eingefriedet. Die Zufahrten und alle wichtigen Zugänge sind durch eine Zutrittskontrolle und Videoüberwachung geschützt, sodass sämtliche Öffnungs- und Schließvorgänge protokolliert und aufgezeichnet werden. Die Bilder werden ständig auf Monitore in der Wache übertragen.

Die Fenster und Türen entsprechen den Widerstandsklassen WK2 oder WK3, Verglasungen und Türen sind teilweise durchschusshemmend und splitterfrei ausgeführt. Auch die Wände wirken in Teilbereichen beschusshemmend.

Die Zugänge für Besucher und Bedienstete sind getrennt. Besucher gelangen zunächst durch den Haupteingang von der Karlstraße aus in den Vorraum der Wache. Von hier aus erhalten sie nur mit einem Bediensteten weiteren Zugang zu den Dienst- oder Vernehmungszimmern im Erdgeschoss oder 1. Obergeschoss. Das zweite Obergeschoss ist normalerweise für Besucher nicht zugänglich, es bleibt Mitarbeitern der Führungsebene vorbehalten und enthält einen Tagungsraum.

Der Zugang für die Bediensteten erfolgt über den gesicherten Innenhof, auf dem auch die Parkplätze für die Dienstfahrzeuge sind. Ein hierarchisch verzweigtes, mechanisches Schließsystem sichert die Büros und ermöglicht differenzierte Befugnisse für Mitarbeiter, Techniker, bestimmte Abteilungen und gesonderte Funktionen. Über separate Zeiterfassungsterminals werden die Arbeitszeiten der Mitarbeiter gespeichert.

Speziell gesicherte Räume für Tresore, Waffen, Technik und Asservate sind mit einer eigenen Zugangskontrolle ausgestattet und werden per Videokamera überwacht; sie sind permanent an eine Einbruchmeldeanlage angeschlossen. Bewegungsmelder überwachen diese Räume, Öffnung und Verschluss der jeweiligen Türen und Fenster werden ständig kontrolliert. Nur berechtigte Personen erhalten mit Chip und Abfrage der PIN (Persönlicher Identifikationsnummer) Zugang zu diesen Räumen; jeder unberechtigte Öffnungsversuch löst einen sofortigen Alarm aus.

Im Falle eines Alarms sind die Sirenen in jedem Bereich des Gebäudes zu hören. Eine gemeinsame Zentrale der Einbruch- und Brandmeldeanlage ist in einem überwachten Umschrank im Technikraum montiert, auf einem Anzeige- und Bedienfeld in der Wache werden alle Meldungen dargestellt. Über den Leitstandtisch werden auch die Lautsprecherkreise einer elektroakustischen Anlage in allen Fluren sowie im Aufenthalts- und Trimmraum angesteuert.

Gegensprechanlagen sind beispielsweise am Übergang vom Polizeihof zum Erschließungsflur und an der Tür zum Vorraum der Wache installiert. Durch ein Notstromaggregat wird der Betrieb aller sicherheitsrelevanten Einrichtungen wie EMA, Alarm- und Signalanlage oder der Alarmbeleuchtung auf dem gesamten Gelände des Polizeireviers gewährleistet. -us

Bautafel

Architekt: Ulrich Schwille Architekten, Reutlingen
Projektbeteiligte: Tragwerkeplus Ingenieurgesellschaft, Reutlingen (Tragwerkplanung); Ingenieurbüro Käser, Stuttgart (HLSK); Günther Ingenieure, Leinfelden-Echterdingen (Elektroplanung); GN-Bauphysik, Stuttgart und Tragwerkeplus, Ingenieurgesellschaft (Bauphysik)
Bauherr: Land Baden-Württemberg
Fertigstellung: 2011
Standort:  Karlstr. 2, Münsingen
Bildnachweis: Studio Tümmers, Leinfelden-Echterdingen

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