Pneumatische Überdachung einer Terrasse in Berlin

Ausblick zum Himmel

Eine kleine Dachterrasse als Freibereich einer Penthousewohnung in Berlin-Mitte sollte nach Wunsch der Bauherren ein kostengünstiges und regendichtes Dach bekommen. Der Blick zum Himmel sollte aber keinesfalls durch konstruktive Elemente, einengende Dachneigungen oder schmutzfangende Flächen gestört werden. Auch das durch den Terrassenraum einfallende Licht zur Aufhellung der angrenzenden Innenräume durfte nicht gemindert werden. Aufgrund dieser funktionalen und ästhetischen Anforderungen entstand das vermutlich kleinste permanente pneumatische Dach der Welt.

Klare Sicht zum Himmel
Pneumatische Überdachung einer Terrasse in Berlin
Ansicht vom Hof

Dach
Pneumatische Folienkonstruktionen sind als besonders leichte, transparente und auch kostengünstige Hüllen spätestens seit der Realisierung der Münchner Allianz-Arena bekannt. Für kleine Flächen, also beispielsweise private Wintergärten, war diese Konstruktion bisher kaum denkbar. Denn die Membrane erfordern neben einem erhöhten planerischen auch einen besonderen technischen Aufwand für ihren „Betrieb“. Die luftgefüllten Kissen benötigen einen konstanten inneren Stabilisierungsdruck und müssen permanent sensorisch überwacht und vollautomatisch nachgefüllt werden. Eine entsprechende computergesteuerte Anlagentechnik gab es bisher für große Flächen (ab 100 m ²). Die herkömmlichen Gebläse-Anlagen laufen nicht ohne störende Geräuschentwicklung und benötigen viel Platz, Wartung und Energie.

Dabei besitzen pneumatische Dächer aus ETFE-Folie enorme Vorteile: Sie sind UV-durchlässig, können transparent oder bedruckt (vermindert durchlässig zwecks Sonnenschutz) ausgeführt werden, besitzen eine lange Lebensdauer, sind hagelschlagsicher und selbstreinigend. Durch ihre gewölbte Form lassen sich auch horizontal abschließende Flächen problemlos entwässern. Anders als bei einer Überkopfverglasung sind im Kissenbereich keine zusätzlichen Tragprofile notwendig, so dass die unbeeinträchtigte Durchsicht möglich ist. Die pneumatischen Kissen wirken zudem aufgrund der eingeschlossenen Luft wie eine transparente Wärmedämmung; sie können Überhitzungen abpuffern und Wärmeverluste deutlich reduzieren.

Die für die Dachterrasse gewählte volltransparente ETFE-Kissenkonstruktion trägt sich durch einen konstanten Innendruck von 200 Pa ohne weitere tragende Elemente über eine Fläche von 11 m² selbst. Der kaum wahrnehmbare Stahlbau in der Farbe der Wandflächen dient lediglich der Randaufhängung des Kissens, führt zudem das Regenwasser ab und nimmt Zuluft-, Mess- und Elektroleitungen (für die Kissenbeleuchtung) auf.

Da es für derart kleine pneumatische Flächen keine Steuertechnik gibt, musste eine selbstregulierende Low-Cost-Druckanlage als Prototyp entwickelt werden. Die Einheit arbeitet mit 230V auf kleinstem Raum völlig geräuschlos mit einem robusten Differenzdruckschalter und einer medizinischen Membranpumpe. Die Gesamtkosten für die Steuereinheit liegen bei 250,- EUR, das Kissen selbst kostet inklusive der Randträger 300-400 EUR/m². Die Membran-Pumpe läuft tagsüber nicht länger als zehn Minuten und reduziert so den Energieverbrauch auf ein Minimum.

Bautafel

Architekt: btob Architects, Berlin
Projektbeteiligte: Leicht Structural engineering and specialist consulting, Rosenheim (Statik)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2007
Standort: Berlin-Mitte
Bildnachweis: Andreas Meichsner, Berlin

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