Pavillon in Loenen

Ort der Erinnerung und Information in einem Wald

Im Auftrag der Stiftung Niederländische Kriegsgräberfürsorge (Oorlogsgravenstichting) entwarfen KAAN Architecten einen Gedenkpavillon in Loenen, der an die niederländischen Opfer des Zweiten Weltkriegs und späterer internationaler Konflikte erinnert. Der Neubau ergänzt eine Kriegsgräberstätte, die Mitte des 20. Jahrhunderts vom Landschaftsarchitekten Daniel Haspels entworfen wurde. Dieser schuf auf 17 Hektar einen Friedhof mit rund 400 Gräbern, die sich organisch auf dem Gelände mit Naturwald verteilen.

Nordseite
Südseite
Westseite

Haspels vermied vertikale Elemente, um keine unnötige Spannung zu erzeugen, und legte die Grabsteine stattdessen flach auf den Boden. KAAN Architecten entschieden sich, den Ansatz weiterzuverfolgen, und entwarfen ein Gebäude, das Architektur und Landschaft verbindet. Der Pavillon ist entlang einer der fünf Grundachsen platziert, und in der Abmessung von 52 und 19 Metern so gehalten, dass nur wenige Bäume gefällt werden mussten.

Horizontale Konzeption, Naturstein als Bekleidung

Zwischen zwei kleinen Waldungen ist der Bau von schlanken Birken und Kiefern flankiert. Mit seiner Horizontalität nimmt er Bezug auf das Gestaltungskonzept Haspels. Der Friedhofspavillon erscheint zurückhaltend und ruhig. Teilweise von Bäumen verdeckt, bleibt er doch sichtbar. Kennzeichnend sind strategisch platzierte, mit Naturstein verkleidete Wände vom Boden bis zur Decke.

Die Regelmäßigkeit des Baukörpers ist nicht gestört durch Verweise auf bestimmte religiöse Konfessionen. Das Dach ist gleichsam als horizontal geführte Wand mit verschiedenen Öffnungen versehen, die den Blick auf die Baumwipfel und den Himmel freigeben. Korridore vermieden die Architekten, um Raumfunktionen ineinander übergehen zu lassen.

Offene Raumbezüge, gezielte Blickführung

Das Auditorium für Versammlungen und Bestattungen öffnet sich zu einem Mehrzweckraum, der auch für Ausstellungen und zur Information sowie als Beileidsbereich dient. Für größere Zeremonien lassen sich Auditorium und Ausstellungsraum zu einer Halle vereinen.

Alle Räume haben spezielle Sichtverbindungen und Aussichtspunkte in die Umgebung. Während der Kondolenzbereich Blick auf den Wald bietet, endet die Aussicht vom Auditorium auf der Sichtlinie des Kreuzes mitten auf dem Friedhof. Hohe Decken und große Dachspannweiten erzeugen ein offenes Raumgefühl.

Flachdach aus Ortbeton und Bitumenabdichtung

Das Flachdach des Pavillons ist wie folgt aufgebaut: Die tragende Betonplatte ist auf der Innenseite mit einer hängenden Akustikdecke verkleidet, unter der sich eine Innendämmung, kombiniert mit einer Dampfsperre verbirgt. Auf der Betonplatte folgen eine weitere Dampfsperre und die Gefälledämmung. Die Abdichtung bildet eine zweilagige Bitumenbahn mit weiß beschieferter Oberfläche. Zu den Vorteilen von Bitumenbahnen gehören eine geringe Temperaturempfindlichkeit bei guter Wärmestandfestigkeit und Kälteflexibilität. Sie sind ausgeprägt elastisch bei gleichzeitig hoher Lebensdauer und Witterungs- bzw. Alterungsbeständigkeit.

Zusammen mit der Deckenplatte wurde die Attika vor Ort (in situ) gegossen. Die Außenwandbekleidung aus 20 mm dickem geschliffenen Naturstein im Großformat endet bündig mit der Deckenunterkante, sodass die Attika in Sichtbeton belassen bleibt. Bei sämtlichen Oberlichtern mit Profilen aus eloxiertem Aluminium wurde durchsturzsicheres Verbundglas verbaut.

Bautafel

Architektur: KAAN Architecten, Rotterdam (Kees Kaan, Vincent Panhuysen, Dikkie Scipio)
Projektbeteiligte: Alice Colombo, Sebastian van Damme, Paolo Faleschini, Raluca Firicel, Michael Geensen, Nicki van Loon (Projektteam Architekturbüro); Karres en Brands, Hilversum (Freianlagen); Van de Haar Groep, Wekerom (Landschaftsbauunternehmer); DGMR, The Hague (Technische Gebäudeausrüstung); Tinker, Utrecht (Ausstellungsdesign)
Bauherr/in: The Netherlands War Graves Foundation, The Hague; Nationale Veteranenbegraafplaats Loenen, Loenen
Fertigstellung: 2020
Standort: Loenen, Niederlande
Bildnachweis: Simone Bossi

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