Passivhaus-Wohnanlage Kaisermühlenstraße in Wien

Wärmedämmverbundsystem aus Resol-Hartschaumplatten

Im Norden eine oberirdisch geführte U-Bahn-Trasse, im Westen die breite Gleisanlage eines Verschiebebahnhofs, dahinter eine Autobahn, großmaßstäbliche Industriebauten und wieder eine Schnellstraße: Das Baugrundstück am U- und Fernbahnhof Stadlau im Wiener Bezirk Donaustadt scheint auf der ersten Blick nicht unbedingt prädestiniert für einen Wohnungsbau. Doch immerhin, nach Süden und Osten schließt die große Parzelle an Grünflächen und Kleingartensiedlungen an, die wiederum eine Verbindung zum Erholungsgebiet Lobau und zum Nationalpark Donau-Auen herstellen.

Auch für die niedrigeren Zeilenbauten sind die farbig hervortretenden Balkone und Loggien charakteristisch
Dreifach verglaste Fenster halfen zum Erreichen des Passivhausstandards
Im Gebäudekomplex sind 264 Wohneinheiten 264 Wohneinheiten, vier Büros und vier Geschäfte untergebracht

Aus den Bedingungen des Standorts entwickelten Treberspurg & Partner Architekten ein kammförmiges Gebäudeensemble, das aus einem lang gestreckten, insgesamt achtgeschossigen Riegel entlang der Bahntrasse und fünf in den Grünraum hineinragenden, vier- bis fünfgeschossigen Zeilenbauten besteht. Alle Gebäude zusammen beherbergen 264 Wohneinheiten, vier Büros und vier Geschäfte.

Der achtgeschossige Baukörper schirmt die niedrigeren Zeilen gegen den Verkehrslärm von der Kaisermühlstraße ab. Seine einbündige Erschließung von einem metallverkleideten Laubengang aus, dient als Schallschutzschicht. Er erhebt sich über einem zweigeschossigen, großflächig verglasten Sockel, in dem die Gewerbeflächen, Gemeinschaftsräume und Fahrradabstellplätze untergebracht sind. Hinter den geschlossen Wandflächen liegen drei Treppenhäuser, die zu den Laubengängen ab dem zweiten Obergeschoss führen. Entlang der Erschließungsflure liegen weitere Gemeinschafts- und Abstellräume beispielsweise für Fahrräder oder Kinderwägen, die sich an der Nordwestfassade als unregelmäßig angeordnete, verschieden proportionierte, knallig grüne Boxen abzeichnen. Sie gliedern die Gebäudefront aus einheitlich breiten, geschosshohen und perforierten Metallpaneelen, hinter denen sich die eigentliche, weiß verputzte Außenwand verbirgt. Für die nach Südosten ausgerichtete Fassade ist dieselbe Farbgebung prägend: Hier wechseln sich grüne Balkonsicherungen mit perforierten Metallbrüstungen ab und dominieren die ansonsten ebenfalls weiß verputzte Gebäudehülle.

In den niedrigeren Zeilenbauten erschließen jeweils drei Treppenhäuser zwei oder drei Wohnungen pro Geschoss. An den jeweiligen Gebäudelängsseiten nach Süden und den Stirnseiten nach Westen treten die Balkone und Loggien als Farbtupfer in Grün, Hell- oder Sonnengelb hervor.

Wärmedämmung/Konstruktion
Die Gebäude wurde in Massivbauweise mit tragenden Wänden und Decken aus Stahlbeton errichtet und mit einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) aus 18 cm dicken Resol-Hartschaumplatten verkleidet. Bei dem Dämmmaterial handelt es sich um einen sehr strapazierfähigen, duroplastischen Kunststoff mit niedriger Wärmeleitfähigkeit= 0,022 W/mK).

Die Außenwände des Laubengangs und der Treppenhäuser erhielten ebenfalls ein Wärmedämmverbundsystem, hier allerdings aus 14 cm starken Dämmplatten aus expandiertem Polystyrol (EPS) mit einem Nennwert der Wärmeleitfähigkeit λD = 0,31 W/mK. Die in der Fassade integrierten Abstellboxen sind beidseits mit beschichteten Hochdrucklaminatplatten (HPL, s. Surftipps) verkleidet. Dazwischen verbirgt sich eine hinterlüftete Konstruktion mit – je nach Anforderung der dahinterliegenden Räume – zwischen 16 und 26 cm nicht brennbarer Mineralwolledämmung mit λD = 0,034 W/mK.

Die extensiv begrünten Flachdächer der Wohnhäuser sind mit einer im Mittel 36 cm hohen Gefälledämmung aus druckbelastbarem EPS mit λD = 0,036 W/mK und 4 cm extrudiertem Polystyrol (XPS)  ausgestattet. Das ebenfalls begrünte Flachdach des Laubengangs hingegen kommt mit einer Dämmung aus durchschnittlich 26 cm EPS und 4 cm XPS aus. Wände und Decken zu unbeheizten Keller- und Lagerräumen sind mit 10 cm starken, ebenfalls nicht brennbaren Holzwolle-Mehrschichtplatten mit Steinwollekern gedämmt. Auf den Geschossdecken zwischen den Wohnungen wurde zunächst eine 5 bzw. 6 cm dicke, gebundene Polystyrolschüttung zur Leitungsführung und darauf eine 3 cm starke Trittschalldämmung aus EPS eingebracht.

Neben der hochgedämmten Gebäudehülle sind die dreifach verglasten Wärmeschutzfenster, die mechanische Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung sowie die auf dem Dach der Wohnanlage installierte Photovoltaikanlage weitere entscheidende Faktoren zurm Erreichen des Passivhausstandards.

Bautafel

Architekten: Treberspurg und Partner Architekten, Wien
Projektbeteiligte: DSP, Wien (Tragwerksplanung); Thermoprojekt, Wien (Haustechnik); Wilhelm Hofbauer, Wien (Bauphysik); Plansinn, Wien (Landschaftsplanung)
Bauherr: BWSG Gemeinnützige allgemeine Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft, Wien
Fertigstellung: 2014
Standort: Kaisermühlenstraße 22-24, Wien
Bildnachweis: Treberspurg und Partner Architekten, Wien

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