Naturhus in Uppgrenna

Gläsernes Gewächshaus auf rotem Holzhaus

Das kleine Dorf Uppgrenna liegt am Ufer des Vätternsees im schwedischen Småland. Die Gegend ist auch hierzulande wohl jedem gut bekannt: Die Kinderbuchautorin Astrid Lindgren hat alle ihre Helden – von Pippi Langstrumpf über Michel bis Kalle Blomquist – hier angesiedelt. Inmitten grüner Felder und Wiesen stehen lose verstreut die typischen roten Schwedenhäuser mit weißen Fenstern; in der Farbe Falunröd wird in ländlichen Gebieten bis heute traditionell fast jeder Holzbau gestrichen.

Das schwedenrote Haus hat anstelle des üblichen Satteldachs ein aufgesetztes gläsernes Gewächshaus (Südwestansicht)
Das Hauptgeschoss ist ein typisches Holzständerwerk mit Beplankung, darüber thront das Gewächshaus, das bis zum First 5,50 Meter erreicht
Nordansicht

Schwedenrot ist auch das sogenannte Naturhus, das die Architekten Fredrik Olson und Kristine Larsson des Büros Taylor Made in Uppgränna entwarfen. Allerdings hat es anstelle des üblichen Satteldachs ein aufgesetztes gläsernes Gewächshaus, in dem Zitronenbäume blühen. Das neue Haus besetzt den Standort einer alten Scheune und wurde in Zusammenarbeit mit den Beratern von Greenhouse Living entwickelt. Es ist öffentlich und beherbergt Tagungs-, Veranstaltungs- und Behandlungsräume.

Das Gebäude folgt einem Konzept, das der schwedische Architekt Bengt Warne in den 1970er Jahren entwickelt hat: Es besteht aus einem gut gedämmten Kerngebäude, das von einer Klimahülle in Form eines ungeheizten Gewächshauses umgeben ist. Sein niedriges Hauptgeschoss ist also ein typisches Holzständerwerk mit einer ökologischen Faserdämmung und beidseitiger Holzbeplankung sowie Türen und Fenstern mit Klappläden. Es schließt mit einem Flachdach ab, das als gut ein Meter hoher Pflanztrog ausgebildet ist. Darüber thront ein großes gläsernes Gewächshaus, das bis zum First eine Höhe von 5,50 Metern erreicht. Durch den einfachen Ertrag von Solarenergie sorgt es für einen insgesamt niedrigen Energieverbrauch des Hauses.

Dach
Die simple Stahl-Glas-Konstruktion des Glashauses dient als gut geschützter „Außenbereich“, in dem Pflanzen aus wärmeren Klimazonen gedeihen, in dessen Pflanzbeete ein Abwasser-Recycling-System integriert wurde, das das Haus vom öffentlichen Abwassersystem unabhängig macht und dessen vorgewärmte Luft der Klimaanlage zugute kommt. Vor den niedrigen schwedischen Temperaturen und den kalten Nordwinden gut geschützt – kälter als 7 °C wird es im Wintergarten nicht – überstehen die mediterranen Gewächse hier problemlos auch den Winter. Und im Frühling und Herbst lässt es sich aus dem wohltemperierten Glashaus behaglich auf den See blicken.

Das große gläserne, auf das isolierte Holzhaus aufgesetzte Dach wird aus einer Rahmenkonstruktion aus Stahl gebildet, die mit 4 mm dicken gehärteten Glasscheiben einfach verglast wurde. Die Scheiben oben im Firstbereich lassen sich zu Lüftungszwecken nach außen aufschwenken. Die Dachneigung ist mit 45° sehr steil.

Bautafel

Architekten: Fredrik Olson, Tailor Made arkitekter, Göteborg, Schweden
Projektbeteiligte: Greenhouse Living (Beratung), Göteborg
Bauherr: Bodil Antonsson, Schweden
Standort: Uppgränna Gästgivaregård 3, 56391 Gränna, Schweden
Fertigstellung: 2015
Bildnachweis: Ulf Celander, Göteborg, Schweden   

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