Museum in Bad Münster am Stein

Tadao Ando baut mit Beton und Schiefer

Über vier Jahrzehnte lang haben sich Anna Kubach-Wilmsen und ihr Ehemann Wolfgang Kubach mit dem Material Stein beschäftigt. Sie erschufen Großskulpturen im In- und Ausland, ihre Werke waren in zahlreichen Ausstellungen über die ganze Welt verteilt zu sehen. Als die Bildhauer im Hunsrück ein Museum für ihre Skulpturen erbauen wollten, konnten sie den japanischen Architekten Tadao Ando als Planer gewinnen. Für seinen Entwurf kombinierte er erstmals sein bevorzugtes Material, feinsten Sichtbeton, mit einer teilweise rekonstruierten historischen Fachwerkscheune samt Schieferdach.

Museum in Bad Münster am Stein
Museum in Bad Münster am Stein
Modell

Die Scheune stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert und dient nun als Ausstellungsraum innerhalb des 15.000 m² großen Museumsgeländes. Mithilfe der ursprünglichen Pläne aus dem Jahr 1785 ließ Ando ein regionaltypisches Gebäude entstehen - in seiner ursprünglichen Bauweise aus Holzfachwerk mit Lehmausfachungen. Es liegt eingefriedet in einen doppelten, terrassierten Vorhof aus frei stehenden, fein profilierten Sichtbetonwänden. Die Bereiche zwischen diesen im Grundriss L-förmigen Mauern sind über Einschnitte und Öffnungen mit der Umgebung verbunden. Durch eine schmale Betongasse gelangen die Besucher in den ersten Hof mit Skulpturen, von diesem führen einige Stufen zum höher gelegenen zweiten Hof mit großem Wasserbecken und einer direkt zum Gebäude orientierten Kiesfläche. 

Die Rekonstruktion der Scheune erfolgte in ihrem architektonischen Aufbau nicht detailgetreu. So wurden mehrere Fenster eingefügt, die den Innenraum großzügiger mit Tageslicht versorgen. Im Obergeschoss sind beide Stirnseiten - hinter der sichtbaren Fachwerkkonstruktion - vollständig verglast.

Schiefer
Die Scheune stammt aus einem Nachbarort und wurde erst für den Bau des Museums nach Bad Münster versetzt. Die Schiefereindeckung passt wie selbstverständlich zu den Mauern aus Feldsteinen und Fachwerk. Ando öffnete die Giebelflächen über ihre gesamte Höhe und Breite und ließ nur die Konstruktion stehen. Um diese insgesamt zu vereinfachen, verzichtete er auf die Ausführung von einigen Balken, darunter die Diagonalaussteifungen des Dachtragwerks. Das Museum sollte von innen wie von außen so schlicht wie möglich in Erscheinung treten.

Dementsprechend wurde auch die Deckart ausgewählt: Die Altdeutsche Schieferdeckung liegt über einer 24 mm dicken Holzschalung samt Schalungsbahn. Die verarbeiteten Schiefer stammen aus Deutschland und weisen - der Deckart gemäß - unterschiedliche Abmessungen auf, verfügen allerdings durchweg über einen normalen Hieb. Die schöne Deckfläche wird von Traufgebinden und gezogenen Ortgängen eingerahmt. Gleichmäßig über die Dachfläche verteilt zeichnen sich Dachreparaturhaken ab. Diese Sicherheitshaken dienen einerseits zur Befestigung der Dachschaukeln (sie werden bei der Erstellung von den Dachdeckern als Sitzplatz genutzt) und andererseits zur Absicherung der Dachleitern bei späteren Reparaturmaßnahmen.

Entstanden ist ein außergewöhnlicher Ort, ein Kunstwerk aus Beton, Holz und Schiefer, an dem andere Kunstwerke aus Stein zu bestaunen sind.

Bautafel

Architekt: Tadao Ando Architect & Associates, Osaka/ Japan; Dorian Zapp, Bad Kreuznach, Wien; Bodo Zapp, Bad Kreuznach (Architektur und Projektmanagement vor Ort)
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Jürgen Rothenberger JRN, Niedermoschel (Bauleitung); Ingenieurbüro Lunkenheimer und Schulte, Bad Kreuznach (Statik); Ars Ligni, Münchwald (Historisches Fachwerk); Bernhard Lukas, Idar-Oberstein (Dachdecker)
Bauherr: Fondation Kubach-Wilmsen, Bad Münster am Stein
Fertigstellung: 2010
Standort:
Bad Münster am Stein

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