Moesgaard Museum in Højbjerg

Begehbare grüne Dachlandschaft als zentrales Element

Nur knappe zehn Kilometer südlich von Århus liegt die dänische Kleinstadt Højbjerg. Im Oktober 2014 öffnete hier das Moesgaard Museum seine Tore. Ursprünglich ein Freilandmuseum zur dänischen Geschichte, entstand mit dem Neubau nach Plänen von Henning Larsen Architekten aus Kopenhagen ein Museum der Ur- und Frühgeschichte mit Fokus auf der Stein- bis Wikingerzeit. Damit erhielt auch eine der bekanntesten historischen Persönlichkeiten im nordischen Königreich ein neues Zuhause: Die gut erhaltene Moorleiche des „Grauballemanns“ aus der Eisenzeit zog ebenfalls in das knapp 15.000 Quadratmeter große Ausstellungshaus.

Blick von Südwesten: Begrüntes, begehbares Dach als zentrales Element
Westfassade mit Eingangssteg ins erste Obergeschoss
Eine Brücke führt zum Eingang an der Westseite

Als mit Gras, Moos und Blumen bewachsene Dachschräge erhebt sich das Museum aus der hügeligen Landschaft von Skåde Richtung Bucht von Aarhus. Vom Meer aus erscheint die Fassade als prägnante Landmarke. Gleich dem Ergebnis eines Spatenstichs in der Moorlandschaft steigt die Geländeoberfläche an und gibt – analog zum archäologischen Museumsthema – die einst darunter verborgenen Schätze frei.

Auch die innere Konzeption des Gebäudes ist angelehnt an die Vorgehensweise archäologischer Ausgrabungen: Als vielfältige Terrassenlandschaft mit Geschossen, die ihre Informationen schichtweise preisgeben. Terrassen, Lichthöfe und höhlenartige Einbauten beherbergen Ausstellungen, Werkstätten, Magazine und Labore. Der Eingang liegt an der Westseite: Eine Brücke führt ins erste Obergeschoss mit dem lichtdurchfluteten Foyer als Herzstück des Gebäudes. Kassen und Information, Besuchercafé und Shop sind in schlichten Quadern aus Holz und Sichtbeton unter dem weiträumigen Dach angeordnet. Zusätzlich zur vollständig verglasten Fassade sorgt eine große Dachöffnung für die natürliche Belichtung aller Ebenen über das weite Treppenhaus bis hinab ins Erdgeschoss. Innen dominieren Holz- und Betonoberflächen. Die großen Verglasungen sorgen für solare Energiegewinne, das mit Erdreich und Bewuchs bedeckte Schrägdach wirkt als natürliche Dämmung.

Flachdach
Das begrünte und begehbare Dach ist zentrales Element des Moesgaard Museums: konzeptionell, aber auch in Bezug auf energetische Aspekte. Es übernimmt außerdem praktische Funktionen und dient beispielsweise als Fluchweg.

Die Architekten suchten nach einem Weg, ein derart dimensioniertes Bauwerk rücksichtsvoll in die attraktive Landschaft einzufügen. Dafür hoben sie diese gleichsam an, und schoben das Museum in den entstehenden Zwischenbereich. Die losgelöste Grasnarbe bedeckt das um 10° geneigte Dach, das zugleich zum wesentlichen Bestandteil des Museumskonzeptes wird – als wertvoller Außenbereich, als parkähnliche Landschaft zum Verweilen, als Aussichtspunkt über die Meeresbucht, als Spazierweg oder auch als Rodelbahn im Winter.

Die tragende Konstruktion besteht aus Stahlbeton, und auch die Dachkanten bzw. Attiken sind aus vorgefertigten Betonteilen ausgebildet. Oberhalb der Stahlbetondecke ist eine 100 mm starke, druckfeste EPS-Dämmung angeordnet, darüber ein Flammschutz und eine Dampfsperre. Es folgen noch einmal 300 mm EPS-Dämmung, worauf eine zweilagige Bitumenbahn mit integriertem Wurzelschutz als Abdichtung fungiert. Diese ist von einer 7 mm starken Schutzmatte aus Polypropylen bedeckt, die als Wasserreservoir dient, es folgen Dränplatten und ein Filtervlies. Die Schichtstärke des Substrats auf dem extensiven Gründach beträgt 20-22 cm. An anderer Stelle bildet eine Kiesschüttung die oberste Deckschicht. Als weitere begehbare Bodenbeläge wurden Betonfliesen und Holzbohlen (mit Unterkonstruktion) im Splittbett verlegt (siehe Abb. 26-30).

Bautafel

Architekt: Henning Larsen Architects, Kopenhagen
Projektbeteiligte: Kristine Jensens Tegnestue, Aarhus (Landschaftsarchitektur);  Cowi, Kongens Lyngby (Tragwerksplanung); D-K2, Aarhus (Projektsteuerung); MT Højgaard, Søborg and Lindpro, Glostrup (Generalunternehmer)
Bauherr: Moesgaard Museum, Aarhus
Bildnachweis: Jan Kofod Winther, Jens Lindhe, Martin Schubert, Henning Larsen Architects

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