Mädchenturm in Dafins

Wohnhauserweiterung mit Cortenstahl-Fassade

An einem Hang mit Blick über das Vorarlberger Rheintal liegt der kleine Ort Dafins eingebettet in eine bewaldete Hügellandschaft. In der Ferne sind die Stadt Feldkirch und die Schweizer Alpen zu sehen – kein Wunder also, dass sich der sogenannte Mädchenturm am oberen Ende des Ortszentrums auf die schöne Landschaft bezieht. Den viergeschossigen, schmalen Baukörper konzipierten Marte Marte Architekten als Erweiterung des Hauses Marte, das bereits im Jahr 2000 realisiert wurde. Mit dem Neubau schufen sie ein Ensemble aus liegenden und stehenden Baukörpern, zwischen denen sich mehrere Ebenen aufspannen. Neben den Bauten sind von außen vor allem der neue, mit Corten belegte Freisitz zwischen den Häusern sichtbar und der in den Hang gebaute Swimmingpool, der ebenfalls mit Corten eingefasst ist.

Im Norden lässt sich die geschlossene Cortenstahlfassade mit einer kaum sichtbaren Eingangstür öffnen
Mädchenturm, Wohnhaus und Pool bilden ein Ensemble aus liegenden und stehenden Baukörpern
Die Fassaden des Mädchenturms öffnen sich zur Berglandschaft, die des Elternhauses zum Tal hin

Der Zugang zu den Wohngebäuden erfolgt von Norden, wo sich die geschlossene Cortenstahlfassade des Turms mit einer kaum sichtbaren Eingangstür öffnen lässt. Im Innenraum führt eine Wendeltreppe hinauf in die darüber liegenden Kinderzimmer oder hinab in das darunter liegende Sockelgeschoss. Durchquert man den daran anschließenden Aufenthaltsraum mit Küche, erschließt sich eine weitere Treppe, die in einen tiefer gelegenen Mehrzweckraum führt. Dieser öffnet sich zum Freisitz und beinhaltet eine weitere Treppe ins bestehende Wohnhaus.

Das Sockelgeschoss des Mädchenturms ist teilweise in den Hang gebaut und beherbergt neben dem Aufenthaltsraum mit Küche mehrere Sanitärräume. In den drei Obergeschossen befindet sich jeweils ein Kinderzimmer, sodass drei der insgesamt sechs Töchter das rund 109 m² große Haus bewohnen können. Während sich die Mädchenzimmer nach Osten öffnen und den Blick auf das zweigeschossige Elternhaus sowie die Vorarlberger Bergwelt freigeben, ist die Verglasung des Sockelgeschosses nach Süden orientiert. Die übrigen Seiten des Turms sind vollständig mit Cortenstahl umschlossen.

Die Materialität der Fassade setzt sich in Teilen des Innenraums fort: So wurden die Wände des Treppenhauses mit Cortenstahl bekleidet und die Treppenstufen daraus geformt. Die Kinderzimmer sind im Gegensatz dazu mit Böden aus geöltem oder lackierten Birkensperrholz ausgelegt und mit hellen Wänden und Decken versehen. Sollten die Mädchen eines Tages ausziehen, lässt sich der Neubau als eigenständige Wohneinheit nutzen.

Die Beheizung der Räume erfolgt in den Zimmern über eine Fußbodenheizung, im Treppenhaus über eine Wandheizung. Die dafür notwendige Energie wird mittels einer Erdwärmepumpe gewonnen

Fassade/Konstruktion
Mit seiner dunklen, überwiegend geschlossenen Cortenstahl-Fassade wirkt der Mädchenturm ausgesprochen massiv. Auf den ersten schnellen Blick wird sogar die Assoziation an Beton geweckt. Umso erstaunlicher ist es, dass er als dreigeschossiger Holzbau auf einem Betongeschoss konstruiert ist. Festverglasungen sind nach Osten orientiert, stählerne Lüftungsklappen nach Süden und Norden. Hinter ihnen verbergen sich öffenbare Holzfenster mit Dreifachverglasung, welche die natürliche Belüftung aller Räume erlauben.

Die verwendeten Cortenstahlplatten sind als großformatige Elemente ausgebildet, von denen jeweils zwei die Höhe eines Geschosses überdecken. Auf diese Weise entsteht ein minimiertes Fugenraster. -cr

Bautafel

Architekten: Marte.Marte Achitekten, Weiler
Projektbeteiligte: M+G Ingenieure, Feldkirch (Statik); 3P Geotechnik, Bregenz (Bodenmechanik); Markowski Straka ZT, Feldkirch (Vermessung); Bernhard Weithas, Hard (Bauphysik); Martin Gludovatz, Schaan (Haustechnik); Bernhard Nitz,Weiler (Bauausführung)
Bauherr: Familie Stefan Marte, Dafins
Fertigstellung: 2012
Standort: Dafins, Österreich
Bildnachweis: Marc Lins / Marte.Marte Architekten, Weiler

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