Lycée Français Maternelle in Barcelona

Geschwungene Lamellenfassade als Gegenüber eines Altbaus

Internationale Schulen mindern sprachliche Barrieren, sie fördern den kulturellen Austausch und damit ein tolerantes Miteinander unter den Völkern. Dass damit früh begonnen werden kann, demonstriert die Grundschule Lycée Français Maternelle in Barcelona. Hier werden Schulanfänger der katalanischen Hauptstadt auf Französisch unterrichtet. Die von der Einrichtung genutzten Gebäude wurden im Laufe ihrer Geschichte immer wieder um temporäre Bauten ergänzt. Mit diesen Provisorien ist endlich Schluss, seitdem B720 Fermín Vázquez Architekten ihre Erweiterung im Jahr 2018 vollendeten. Trotz beherzter Eingriffe in den Bestand verloren die Planer die holprige Baugeschichte dabei nicht aus den Augen.

B720 Fermín Vázquez Architekten planten die viergeschossige Erweiterung der Grundschule Lycée Français Maternelle in Barcelona
Vorrangig weiße und gelbe, aber auch orange, rote, beige bis olivgrüne Lamellen sind zwischen schmalen horizontalen Leisten aufgespannt und erzeugen eine bandartige Wirkung
Eine auf filigrane Stützen aufgeständerte Veranda verbindet alt und neu

Auf dem vom Straßenniveau angehobenen Grundstück standen ursprünglich zwei baugleiche, parallel angeordnete Villen, die in den 1930er Jahren von einer katalanischen Familie errichtet und bewohnt wurden: Den Eltern hatte ihr eigenes Zuhause so gut gefallen, dass sie für ihren heranwachsenden Sohn nebenan das gleiche noch einmal bauen ließen. Später bezog die Grundschule die Räumlichkeiten. Die aktuelle Erweiterung umfasst die Renovierung eines der beiden Altbauten, um darin die Mediathek, das Musikzimmer und Verwaltungsbereiche unterzubringen. Historische Details wie Zierleisten an den Decken, geflieste Fußböden und abgerundete Fenster in den Gebäudeecken wurden gesichert und behutsam restauriert.

Die zweite Villa allerdings wich einem deutlich größeren Neubau, in dem sämtliche Klassenräume untergebracht sind. Anstelle der temporären Erweiterungsbauten – und als Reminiszenz an diese – verbindet eine auf filigrane Stützen aufgeständerte Veranda die beiden Baukörper. Sie begrenzt den Schulhof im Nordwesten und bietet Unterstand bei Regen. Die Art und Weise, wie das Duo aus alt und neu harmoniert, lässt etwaigen Groll über den Abriss eines der Altbauten schnell vergessen. Das neue Schulhaus bietet dem zweigeschossigen Bestand – pastellgelb, mit Lisenen, Dachterrasse und Balustrade sowie einem gerundeten straßenseitigen Kopfbau – ein modernes Gegenüber: Trotz des größeren Umfangs strahlt es eine verspielte Leichtigkeit aus. Das unterste von vier Geschossen ist in den Geländesockel geschoben, auf dem der Altbau über Straßenniveau thront. Mit seinen Konturen nimmt der Stahlbau, bekleidet mit Holzleisten und Stahllamellen, die Rundung des Kopfbaus der Villa auf. Durch Einschnitte, Loggien und Terrassen ist die Gebäudeform jedoch aufgelockert.

Fassade

Zur hell verputzten Fassade des Altbaus bildet die in viele horizontale Schichtungen aufgegliederte Fassade des Neubaus einen deutlichen Kontrast. Die Farben korrespondieren: Vorrangig weiße und gelbe, aber auch orange, rote sowie beige bis olivgrüne Lamellen sind zwischen schmalen horizontalen Leisten aufgespannt und erzeugen eine bandartige Wirkung. Zum Teil dienen sie als Sonnenschutz, sind feststehend installiert oder beweglich und motorisiert. An anderer Stelle gehen sie in die Fassadenbekleidung über oder bilden ein filigranes Geländer rund um Balkone und Loggien.

Die Schatten spendenden Lamellen vor den Fenstern richten sich nach dem täglichen und jahreszeitlichen Sonnenverlauf. Sie sollen ein gutes Raumklima erzeugen und eine hohe Energieeffizienz unterstützen: Also im Sommer vor allem abschirmen, im Winter dagegen viel Tageslicht in die Räume lassen. Reicht das natürliche Licht nicht aus, werden mittels Sensoren LED-Leuchten zugeschaltet. Auch im Winter soll das Licht behaglich sein, um den Kindern eine angenehme Lernatmosphäre zu bieten. In diesem Sinne ist auch die Farbgestaltung der Fassade Teil des Erziehungskonzeptes und soll eine lebhafte, positive Stimmung im Einklang mit der Natur schaffen. -sr

Bautafel

Architekten: B720 Fermín Vázquez Arquitectos, Barcelona/Madrid
Projektbeteiligte: Peco Mulet, Gemma Ojea, Javier Artieda (Entwurfsteam); BIS Structures (Statik); JG Ingenieros (Technische Beratung), CPVSA Construcciones Perez Villora (Bauausführung), Tecnics G3 (Projektleitung) – alle Barcelona; Talleres Inox, Santa Perpètua de Mogoda (Sonnenschutzfassade Metall); Gabarró Hermanos (Holzfassade)
Bauherr: AEFE Agence pour l’Enseignement Français à l’Etranger, Paris
Fertigstellung:
2018
Standort:
Carrer de Munner 5, 08022 Barcelona, Spanien
Bildnachweis: Simón García, Barcelona

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Fassadenelemente

Bekleidungselemente

Farbiger Korrosionsschutz für Tragwerk und Bekleidung einer Busstation in Nördlingen (Architekten: Morpho-Logic, München)

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Materialien

Feuerverzinkter, beschichteter Stahl

Große Querschnitte werden geteilt und durchlüftet, um Rissbildungen vorzubeugen

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Materialien

Holz: Konstruktiver Holzschutz

Außen liegender Sonnenschutz s_enn aus Micro-Edelstahllamellen von MHZ an der Fassade des Merck Serono Headquarter in Genf, Architekten: Murphy/Jahn

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Zusatzelemente

Sonnenschutz

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