Lufthansa Aviation Center in Frankfurt/Main

Aerodynamisch geformtes Dach

Nahe beim Frankfurter Flughafen entstand der erste Bauabschnitt des Verwaltungsgebäudes der Lufthansa. Der Entwurf ist das Ergebnis eines 1999 ausgelobten internationalen Wettbewerbs, den das Düsseldorfer Architekturbüro Ingenhoven und Partner für sich entscheiden konnte.

Das allseitig gekrümmte Dach
Ein begrüntes Atrium
Dachschichten im Einzelnen: Betontragschale mit Überzug (links) und haustechnischen Leitungen; bituminöse Dampfsperre; Dämmschicht; Winkelprofil am Überzug als Auflage für Trapezblechschalung; Dämmschicht und Tragelemente für die Teller auf dem Überzug; Abdichtung aus Kunststoff

Im ersten Bauabschnitt des Verwaltungskomplexes wurden zehn Gebäudefinger in einer kammartigen Struktur mit dazwischen liegenden Atrien für 1.650 Arbeitsplätze errichtet. Die natürliche Belichtung und Belüftung der Büroflächen soll attraktive Arbeitsplätze für die Mitarbeiter schaffen. So werden die Glashallen der Atrien zur passiven Energiegewinnung, für die natürliche Be- und Entlüftung und als Abschirmung gegen Schallimmissionen von Außen genutzt. In den begrünten Innenhöfen symbolisieren Landschaftstypen aus den fünf Kontinenten die weltweiten Verbindungen der Lufthansa.

Flachdach
Die doppelt gekrümmten Gitterschalen über den Atrien sind aus biegesteifen, verschweißten Rechteckrahmenprofilen zusammengesetzt und verbinden die 25 m hohen Gebäudeteile mit einer Spannweite von ca. 18 m. Stahlbetonschalen leiten die Auflagerkräfte in einen Stahlverbundträger. Ein multifunktionales Element am Tiefpunkt der Schalen dient der Entwässerung der Dachflächen sowie der Entlüftung und Entrauchung der Atrien. Für eine permanent neutrale Winddruckzone oberhalb des Elementes wurden Spoiler angeordnet. Diese verhindern das Anlegen des Windes an die Dachflächen und im Brandfall das Zurückströmen des Rauches ins Atrium. Das Element kann abhängig von den klimatischen Bedingungen geöffnet oder geschlossen werden.

Den konstruktiven oberen Dachabschluss bildet die gebogene Schale in Sichtbetonqualität I, die an jedem Punkt unterschiedlich gekrümmt ist. Die Deckenhöhen der einzelnen, insgesamt etwa 750 m² umfassenden Dachflächen variieren um je rund 40 cm. Um im Inneren eine homogene Fläche zu erzielen, führte man die 25 cm dicken Betonschalen mit Überzügen aus. Sämtliche Leitungen der Haustechnik wurden durch die Schalen geführt und oberseitig angeschlossen.

Aus optischen Gründen ist das Dach mit Alumiumverbund-Elementen verkleidet, die auf einer Tragkonstruktion verschraubt sind. Speziell detailliert wurden die Durchdringungen der eigentlichen Abdichtungsebene. Die gebogenen Betondachschalen mitsamt den Überzügen in Querrichtung sind mit einer bituminösen Dampfsperre versehen. In die Felder wurde eine zweilagige, 160 mm dicke Mineralwolledämmung (Baustoffklasse A1) eingelegt; entlang der Kanten der Überzüge wurden Winkelprofile befestigt, die als Auflager für die Trapezblechtafeln fungieren. Die Obergurte der montierten Trapezblechtafeln schließen bündig mit der Oberkante der Überzüge ab. Auf den Überzügen wurde die Tragkonstruktion für die Aluminumverbund-Elemente montiert. Darauf wurde eine weitere, 80 mm dicke und trittfeste Mineralwolle-Dämmung aufgebracht. Darüber wiederum erfolgte die Verlegung der abdichtenden PVC-Kunststoffdachbahn.

An den Längsseiten der Dachschalen befinden sich die Entwässerungsrinnen, die am tiefsten Punkt der Dachschale in einen Sauggully münden. Weil auch die Haustechnik-Stränge hier verlaufen, sind die Rinnen mit 240 mm dicker Mineralwolle ausgekleidet. Die Abdichtung ist mit derjenigen der Dachfläche identisch, der Anschluss der Rinne an die Fläche wurde ausgeführt mit gekanteten und kunststoffbeschichteten Verbundblechen.

Die Aluminiumverbund-Elemente wurden über Halteteller durch die Abdichtung in die Tragkonstruktion geschraubt. Neben der einwandfreien Ausführung musste ein homogenes Deckbild erzielt werden, welches die Krümmung der Schale aufnimmt. Dies bedeutet Präzisionsarbeit - entstanden ist ein modernes Bürogebäude mit aerodynamischer Dachform, das die Eleganz des Flugzeugbaus mit ökonomischen und ökologischen Anforderungen verbindet.

Bautafel

Architekten: Ingenhoven Architekten, Düsseldorf
Projektbeteiligte: Wittenauer, Sasbach (Dacharbeiten); KHS Bedachungen, Affalterbach (Dachabdichtungsarbeiten)
Bauherr: Lufthansa, Frankfurt/Main
Fertigstellung: 2006
Standort: Flughafen Frankfurt/Main

Baunetz Architekt*innen

Fachwissen zum Thema

 Wind: Windlasten, Winddruck, Windsog

Windlast

Wind: Windlasten, Winddruck, Windsog

Bedachungen müssem gegen eine Brandbeanspruchung von außen durch Flugfeuer und strahlende Wärme ausreichend lang widerstandsfähig sein

Bedachungen müssem gegen eine Brandbeanspruchung von außen durch Flugfeuer und strahlende Wärme ausreichend lang widerstandsfähig sein

Brandschutz

Allgemeines zum Brandschutz

Schema Freispiegelentwässerung

Schema Freispiegelentwässerung

Entwässerung

Freispiegelentwässerung und Druckentwässerung

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Flachdach sponsored by:
Paul Bauder GmbH & Co. KG | Korntaler Landstraße 63 | 70499 Stuttgart | www.bauder.de