Licht- und luftdurchlässige Hülle

Flexible pneumatische Fassadentechnologie

Eine gewissermaßen atmende Fassade mit sich öffnenden und schließenden Poren ist das Ergebnis einer Diplomarbeit am Institut für Leichtbau, Entwerfen und Konstruieren (ILEK) der Universität Stuttgart. Ziel von dem Architekten Tobias Becker war es, die Durchlässigkeit von Außenhüllen zu variieren und durch natürliche Belüftung ein gesünderes Raumklima zu schaffen sowie den energetischen Bedarf von Gebäuden zu reduzieren. Mit Breathing Skins können Innenräume über porenartige Kanäle ohne Zuglufterscheinungen ganzflächig belüftet werden.

Mit der adaptiven Fassade können die Durchlässigkeit von Außenhüllen verändert und Innenräume über porenartige Luftkanäle ganzflächig belüftet werden
Bei Implementierung eines Überdrucks ziehen sich die Luftkanäle im Scheibenzwischenraum zusammen, bei geringem Unterdruck weiten sie sichn (nächste Abb.)
Durch die pneumatische Steuerung ändert sich auch die Durchlässigkeit für Licht und Blicke und damit das Erscheinungsbild der Fassade

Die Luftkanäle sind zwischen zwei perforierten Glasscheiben reversibel montiert. Pro Quadratmeter werden rund 140 dieser sogenannten pneumatischen Muskeln, die Luftballons ähneln, ohne sichtbare Technik dezentral per Kompressor angesteuert. Wird geringer Überdruck erzeugt, schließt der Mechanismus luftdicht, bei Unterdruck weiten sich die Luftsäcke. Je mehr sie sich weiten, umso mehr ändert sich das Erscheinungsbild der adaptiven Fassade. Die Durchlässigkeit für Licht und Blicke ist lokal und graduell anpassbar.

Bei Saarbrücken wurde bereits ein acht Quadratmeter großer raumbildender Prototyp von einer Projektgruppe realisiert. In eine Holzkonstruktion aus Boden- und Deckenplatte, getragen von vier Holzrundstützen, ist die organisch geschwungene Hülle eingebaut. Die Konstruktion des Showrooms hat eine Kantenlänge von 4,50 x 4,50 m, eine Fassadenlänge von 10,00 m und eine lichte Raumhöhe von 2,40 m. Die als Sandwich ausgebildeten Elemente aus extrudiertem Glas (Polycarbonat) beinhalten 2.800 Luftkanäle auf einer Fläche von insgesamt etwa 25 Quadratmetern, die den Innenraum diffus belüften. Die Hülle ist in drei Teile gegliedert und besteht aus einem transparenten Eingangsbereich. Ein zweiter Bereich ist mit milchigen, ein weitere mit schwarzen Luftsäcken ausgestattet – diese demonstrieren die optische Wirkung von transluzenten und von opaken Luftkanälen.

Eine künftige Anwendungsmöglichkeit ist bei Wolkenkratzern als natürliche Belüftung denkbar, da die Erfindung hohen Windgeschwindigkeiten standhält. Im Rahmen einer Promotion an der Technischen Universität Berlin wird Breathing Skins weiter entwickelt.

Forschung: Tobias Becker

Fachwissen zum Thema

Alleskönnerin Fassade? Anforderungen an die Gebäudehülle ergeben sich hinsichtlich Akustik, Wärme, Feuchte, Belüftung, Schutz gegen UV-Strahlung, Belichtung, Dichtigkeit gegen Regenwasser, Druck- und Sogkräfte aus Windbelastung, Ein- und Ausblick, Schutz vor Wärme und Kälte sowie statische Belastungen von innen und aus den Eigenlasten. Im Bild der Rocket-Tower (ehemals: GSW-Hochhaus) in Berlin. Architektur: Sauerbruch Hutton, Berlin 1999

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Grundlagen

Fassadenelemente als abschließende Bauteile

Isolierverglasungen in verschiedenen Ausführungen Hauptbahnhof Berlin, Architekten: von Gerkan, Marg und Partner Architekten (gmp)

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Materialien

Glas

Freie Lüftung: Durch Öffnen der Fenster strömt Frischluft ins Innere.

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Bautechnik

Lüftung: Arten

Bibliothek der humanistischen Fakultät als Teil der Dänischen Königlichen Bibliothek (von Dissing + Weitling)

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Zusatzelemente

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