Landesberufsschule für das Gastgewerbe Savoy in Meran

Zweischaliger Ortbeton mit Kerndämmung aus Polystyrol

Aufgrund der Lage im Talkessel inmitten der norditalienischen Alpen ist die Stadt Meran umweht von klarer Bergluft, genießt aber zugleich ein mediterran geprägtes Klima. Die zweitgrößte Agglomeration in Südtirol ist ein beliebter Kurort. Hotel- und Gastgewerbe haben hier Tradition, der Bedarf an geschultem Fachpersonal ist groß. Zentral im Ort und dicht am Flussufer der Passer befindet sich die Landesberufsschule für Gastgewerbe Savoy. Ihr Name rührt von der ursprünglichen Nutzung des Gebäudes als Hotel; heute werden hier Köche und Servicemitarbeiter, Bar- und Restaurantmeister ausgebildet.

Der warme Sandton der weitgehend fugenfreien Sichtbetonfassade ist abgestimmt auf die blasse Farbigkeit des denkmalgeschützten Bestands
Über eine Brücke ist der Neubau mit dem denkmalgeschützten Bestand von 1895 verbunden (Ansicht Ost)
Die Fassaden der unteren Etagen sind nach außen geneigt, um auf Bodenhöhe des zweiten Obergeschosses entlang einer horizontalen Kante zurück zu knicken

Seit 2015 ist der denkmalgeschützte, helle Altbau von 1895 über eine verglaste Brücke mit einem Neubau ähnlicher Farbe und Massivität, jedoch konträrer Ausformung verbunden. Diese Erweiterung nach Plänen der Architekten Stifter und Bachmann ist das Ergebnis eines von der Berufsschule ausgeschriebenen Wettbewerbs, deren Räumlichkeiten knapp geworden waren. Als für seine Entstehungszeit typischer Repräsentationsbau ruht der Bestand mit (ausgebautem) Walmdach und drei Obergeschossen auf einem anderthalbgeschossigen Sockel mit bossierter Natursteinfassade. Der fünfgeschossige neue Sichtbetonbau besetzt das nördliche Nachbargrundstück und basiert auf rechteckigem Grundriss. Anstelle eines geradlinigen Quaders schufen die Architekten einen Baukörper, dessen Konturen etwas aus der Form geraten scheinen. So neigen sich die Fassaden der beiden unteren Etagen leicht nach außen, um auf Bodenhöhe des zweiten Obergeschosses – also dort, wo Alt- und Neubau verbunden sind – entlang einer horizontalen Kante zurück zu knicken. Da die Wandschrägen nicht symmetrisch verlaufen, scheint es, als habe der Flachbau einem von oben ausgeübten Druck nachgegeben. Unregelmäßig verteilte, quadratische Lochfenster durchstoßen die Fassadenflächen und unterstützen das monolithische Erscheinungsbild.

Der warme Sandton der weitgehend fugenlos ausgeführten Sichtbetonfassade ist abgestimmt auf die grau-gelb-weiße Fassade des denkmalgeschützten Bestands. Die matte Betonoberfläche wurde durch Stocken erreicht. Bei diesem Verfahren wird die ebene Betonfläche mit Hammerschlägen oder einem Pressluftmeißel bearbeitet und so eine grobkörnige Textur erzeugt. Die Dachfläche fungiert als fünfte Fassade: Durch ein gutes Dutzend Oberlichter gelangt reichlich Tageslicht ins Gebäude, das über Lichtschächte, geschossübergreifende Lufträume sowie teils verglaste Innenwände tief in die Räume gelangt und auf diesem Weg Sichtverbindungen über mehrere Etagen erzeugt. 4.450 Quadratmeter Nutzfläche bieten Platz für Lehrküchen, eine Backstube, eine Showküche, den Speisesaal, eine Lehrbar, die Mensa sowie Klassen- und Gruppenräume. In zwei unterirdischen Geschossen sind Tiefgarage, Lagerräume und Kühlzellen untergebracht.

Wärmedämmung
Der Erweiterungsbau ist eine zweischalige Sichtbetonkonstruktion mit eingezogenen Stahlbetondecken. Die dreischichtigen Außenwände bestehen aus einer tragenden Innenschale aus 25 cm Ortbeton, einer 16 cm starken Dämmebene und einer 20 cm dicken äußeren Sichtschale in Ortbeton. Für die Kerndämmung der Fassade wurde extrudierter Polystyrol-Hartschaum (XPS) verwendet. Die Wärmeleitfähigkeit des Dämmstoffs beträgt 0,035 W/mK.

Die Außenwände der beiden Untergeschosse sind aufgrund der Nähe zu den Nachbargrundstücken und beengter Verhätnisse in der Baugrube aus zweigeschossigen Betonhalbfertigteilen mit 16 cm dicker XPS-Perimeterdämmung realisiert worden. Dabei wurden die angelieferten innenseitigen und außenseitigen Tragschalen erst vor Ort mit Beton vergossen.

Die Dachebene besitzt eine äußere, im Gefälle eingebaute und schwimmende Sichtbetonauflage. Darunter befindet sich eine Dachabdichtungsbahn mit Drainagebahn für das Kriechwasser und eine 18 bis 32 cm starke Gefälledämmung aus expandiertem Polystyrol-Hartschaum (EPS). Innerhalb der Geschossdecken wurden sowohl als Dämmung der Fundamentplatte gegen Erdreich im zweiten Untergeschoss wie auch unterhalb der Heizestriche, die das Gebäude erwärmen, XPS-Dämmplatten eingesetzt. Das als „Klimahaus A“ zertifizierte Gebäude hat einen Heizenergiebedarf unter 30 kWh/m²a.

Bautafel

Architekten: Stifter und Bachmann, Pfalzen
Projektbeteiligte: Ingenieurteam Bergmeister, Vahrn (Tragwerksplanung); Unionbau, Sand in Taufers (Generalunternehmer); Energytech, Bozen (Haustechnik), Christina Niederstätter, Ritten (Akustik)
Bauherr:
Landesberufsschule für das Gastgewerbe Savoy, Meran
Fertigstellung:
2015
Standort: Rätienstr. 1, 39012 Meran
Bildnachweis: René Riller

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XPS-Dämmplatten hinter vorgehängter Fassade

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Mineralwolle auf einer Stahlbetodecke in einem nichtgenutzten Dachraum

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Im U-Wert berücksichtigt: Außenwände bestehen meist aus unterschiedlichen Materialschichten.

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