Kurhaus in Bad Alexandersbad

Impulsgeber für Gemeinde und Bäderkultur

Es begab sich im Jahr 1734, dass der Bauer Wolfgang Brodmerkel eine Heilquelle entdeckte mit Hilfe derer – so will es die Überlieferung – er innerhalb eines Jahres sein schweres Gichtleiden kurierte. Dies war der Auftakt zur Entstehung von Bad Alexandersbad, heute Bayerns kleinstem Kurort mit etwa eintausend Einwohnern. Doch die Blütezeit des Ortes lag bereits in fernerer Vergangenheit und eine Schließung des Heilbades stand zur Debatte, als die Gemeinde 2013 beschloss, Bad Alexandersbad mit einem Neuen Kurhaus wiederzubeleben und gleichsam den Badebetrieb aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Die Pläne für das Alexbad lieferte das Architekturbüro Brückner und Brückner.

Öffnungen in dem fast wehrhaft wirkenden Bau finden sich in Form schmaler, horizontaler oder weniger vertikaler Fensterbänder.
Inspiration für ihren Entwurf erhielten Brückner und Brückner aus dem umliegenden Fichtelgebirge, das sich durch wollsackverwitterte Granitfelsen sowie zahlreiche Weiher, Bäche, Moore und Sümpfe auszeichnet.
Brückner und Brückner platzierten den L-förmigen Baukörper des neuen Kurhauses neben das alte Kurhaus und verbanden beide über eine breite, gläserne Fuge, in der sich der Empfangsbereich befindet.

Wie ein Fels

Den L-förmigen Baukörper des neuen Kurhauses platzierten die Architekturschaffenden neben das alte Kurhaus und verbanden beide über eine breite, gläserne Fuge, in der sich der Empfangsbereich befindet. Inspiration für den Entwurf erhielten sie aus dem umliegenden Fichtelgebirge, das sich durch wollsackverwitterte Granitfelsen sowie zahlreiche Weiher, Bäche, Moore und Sümpfe auszeichnet – Mineral- und Moorheilbäder sind eine ortstypische Spezialität. So ist die Nordseite des Neubaus stufig ausgebildet und soll zusammen mit der sandfarbenen, mit Granitsplittern versetzten, groben Putzfassade an einen zerklüfteten Felsen erinnern. Öffnungen in dem fast wehrhaft wirkenden Bau finden sich in Form schmaler, horizontaler oder weniger vertikaler Fensterbänder.

Über den Eingang an der Ostseite gelangen die Gäste in das Foyer, wo sie sämtliche Informationen zu ihrem Aufenthalt bekommen, sich für Anwendungen anmelden oder einfach verweilen können. Hier findet sich auch der historische Heilwasserbrunnen. Abends kann der Raum für kleine Konzerte oder Ähnliches genutzt werden. Im Erdgeschoss sind außerdem Ruhe- und Bewegungsräume sowie Therapie-, Wasser- und Schwitzräume untergebracht. Im ersten Obergeschoss gibt es drei Schwimm- und Therapiebecken, eines davon unter freiem Himmel. Von dort blickt man tagsüber in das umliegende Fichtelgebirge und bei Dunkelheit in den Sternenhimmel.

Die Natur als Farbgeberin

Die Becken befinden sich nicht etwa in einer großen Halle, sondern in kleinen Räumen mit teils geringen Deckenhöhen. Die Badenden sollen sich geborgen fühlen, wie in einer Höhle, und den Wechsel zwischen Enge und Weite erleben. Ein-, Aus- und Durchblicke an unerwarteten Stellen inszenieren die Architektur und die Landschaft gleichermaßen. Ein wichtiger Bestandteil dieses Konzepts ist die Farbgebung, die ebenso wie die Formensprache von der Natur inspiriert ist – erdige Braun- und Grautöne dominieren. Vorherrschendes Material an Böden und Wänden sind keramische Fliesen, ergänzt um helles Holz in den Ruhezonen und grob gespachtelte Wände.

Feinsteinzeugfliesen in unterschiedlichen Erdtönen für alle Bereiche

Rund um die Schwimmbecken kamen hell-schlammfarbene, trockengepresste Feinsteinzeugfliesen in zwei Formaten zum Einsatz (30 x 60 cm und 15 x 60 cm). Durch die sinnvolle Anordnung von Schlitzrinnen konnte mit größeren Fliesenformaten gearbeitet werden, was optische Ruhe erzeugt. Ein schönes Detail ist zudem die Gestaltung des Fliesensockels im Badebereich, der die Höhe der gefliesten Sitzsteine am Beckenrand aufnimmt. Die Keramik verfügt über eine Rutschhemmung der Klasse R10/A. Die kaum Spritzwasser ausgesetzten Wandflächen sind mit einer erdigen, leicht schimmernden Wandspachtelfarbe bearbeitet.

Die Ruheboxen mit Panoramaliegen sollen durch ihre kontrastierende helle Farbgebung Licht und Weite vermitteln. Erzielt wird dies durch weiß gespachtelte Wände und cremefarbene Fliesen in den gleichen Formaten wie im Badebereich, die silberfarben verfugt wurden. Anthrazit- und Goldtöne prägen den Saunabereich mit Eisbrunnen und separatem Kaminzimmer. Die dunkle Wandspachtelung wird ergänzt um quadratische, anthrazitfarbene Keramik mit einer Kantenlänge von 15 cm. Oberhalb des Eisbrunnens reflektiert eine goldfarbene Deckeninstallation das Licht.

Im Kaminzimmer stehen Liegen aus hellem Holz bereit. Als Bodenbelag kamen die gleichen Fliesen wie in der Sauna zum Einsatz, die einen schönen Kontrast zum Holz bilden. Verwendet wurden hier wieder die zwei größeren Formate, die sich auch im Badebereich finden. Die Wände wurden silbrig blaugrau verspachtelt. Für den Nassanwendungsbereich waren Waldsee und Moor das natürliche Vorbild. Wegen der stark färbenden Moor-Anwendungen mussten sehr dunkle Fliesen gewählt werden. Zur Ausführung kamen kleine, graubraune Feinsteinzeugfliesen im Format 15 x 15 cm.  -sas

Bautafel

Architektur: Brückner & Brückner, Tirschenreuth u. Würzburg
Projektbeteiligte: Mittnacht Beratende Ingenieure, Würzburg (Tragwerksplanung); Süss Beratende Ingenieure, Nürnberg (HLS-Planung); Unitech Projekt, Weiden (Elektro-Planung); Ingenieurbüro Möller + Meyer Gotha, Gotha (Wassertechnik-Planung); Agrob Buchtal, Schwarzenfeld (Hersteller Fliesen; Serie Geo 2.0 und Emotion)
Bauherrschaft: Gemeinde Bad Alexandersbad
Fertigstellung: 2017
Standort: Markgrafenstr. 28, 95680 Bad Alexandersbad
Bildnachweis: mju-fotografie - Marie Luisa Jünger, HümpfershausenConstantin Meyer, Köln; Brückner & Brückner, Tirschenreuth u. Würzburg

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