Kinderkrippe in Biberach

Holzmassivbau mit außenliegender Zellulosedämmung

Um im neu errichteten Quartier Talfeld im baden-württembergischen Biberach ein wohnnahes Betreuungsangebot für Kleinkinder zu schaffen, entstand nach Plänen des Büros Johannes Kaufmann Architektur eine Kinderkrippe. Dem Bauherrn, eine örtliche soziale Stiftung mit Waldbesitz, war das Thema Nachhaltigkeit ein besonderes Anliegen und deshalb wurden für den Neubau über 1.000 eigene Bäume aus dem Biberacher Wald geschlagen. Insgesamt sind 2.500 Festmeter Fichte, Lärche und Braunkernesche für die Massivholzkonstruktion, die Fassadenverkleidung und den Holzboden verbaut.

Die Außenwandverkleidung besteht aus senkrechter Lärchenschalung in unterschiedlichen Breiten
Den Gruppenräumen sind tiefe Loggien vorgelagert
Der zweigeschossige Baukörper besteht aus zwei leicht gegeneinander verschobenen Quadern

Der zweigeschossige Baukörper besteht aus zwei L-förmig aneinandergesetzten, leicht gegeneinander verschobenen Quadern. Entlang der Gerhard-Storz-Straße liegt am Versprung der beiden Gebäudeteile der zurückgesetzte Eingang. Auf der Gartenseite entsteht ein gefasster Außenraum. Der nördlich gelegene Zugang zur Kinderkrippe führt in eine zweigeschossige Eingangshalle zwischen den beiden Baukörpern. Hier befinden sich ein Wartebereich für die Eltern, eine Informations- und Ausstellungsfläche sowie ein Durchgang zum Garten. Der zweigeschossige Gruppentrakt grenzt östlich an das Foyer, eine offene Treppe führt ins Obergeschoss. Im Westen ist ein Bereich mit Mehrzweckraum, Personal- und Nebenräumen an die Halle angegliedert. Die Gruppen- und Schlafräume sind Richtung Süden zum Garten hin orientiert, die Garderoben, Toiletten und Speiseräume liegen entlang der Nordseite. Den Gruppenräumen sowohl im Erd- als auch im Obergeschoss sind jeweils tiefe Loggien vorgelagert. Eine Außentreppe verbindet die oberen Räume direkt mit dem Garten.

Die Gebäudehülle besteht aus einer hinterlüfteten senkrechten Lärchenschalung in unterschiedlichen Breiten. Vor den Sanitärräumen wurden die Abstände der Schalung vergrößert, sodass sie als Sichtschutz für die dahinterliegenden Fenster dient. Die Aufenthaltsräume sind großzügig verglast. Auf eine Brüstung wurde verzichtet, um auch den Kleinsten den Blick nach außen zu ermöglichen. Diese Offenheit setzt sich auch im Inneren fort. Glastüren und -wände bieten Ein- und Ausblicke. Die Eingangshalle ist mit einer Sheddach-Oberlichtkonstruktion versehen. Das vorherrschende Material in den Räumen ist Holz: Die Massivholzwände und -decken sind unbehandelt und bleiben weitgehend sichtbar. Der Fußboden besteht aus Massivholzdielen.

Wärmedämmung/Konstruktion
Das zweigeschossige, hochgedämmte Gebäude wurde vollständig in Holzmassivbauweise errichtet, Massivholzwände und -deckenelemente vorgefertigt. Aus statischen und bauphysikalischen Gründen sind die Geschossdecken in Massivholz-Beton-Verbundbauweise ausgeführt. Der Bau ist nicht unterkellert und gründet auf einer Stahlbetonbodenplatte. Durch Fenster mit Dreischeibenisolierverglasung und eine kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung erreicht der Bau Passivhausstandard. Die Heizenergie wird über eine Erdwärmepumpe gewonnen.

Die Außenwände der Kinderkrippe bestehen aus 12 cm dicken Massivholzelementen, die innen sichtbar bleiben. Die Konstruktion ist außenseitig mit zwei Lagen Zellulosedämmstoff der Wärmeleitfähigkeitsgruppe (WLG) 040 gedämmt, die insgesamt 28 cm dick sind. Als Unterkonstruktion für die Verkleidung ist auf den Dämmmatten eine 16 mm starke Holzfaserplatte befestigt. Die vertikale, hinterlüftete Holzverkleidung der Fassaden besteht aus unterschiedlich breiten Leisten aus Lärche.

Die Flachdächer erhielten eine extensive Begrünung. Die 20 cm starken Massivholzdecken sind mit zwei Lagen expandiertem Polystyrol-Hartschaum (EPS) der der Wärmeleitfähigkeitsgruppe (WLG) 038 gedämmt, bestehend aus einer 20 cm starken Dämmschicht und einer darüberliegenden Gefälledämmung mit 10 cm Dicke im Mittel. Die Dämmung der Bodenplatte erfolgte oberseitig mit einer 12 cm dicken EPS-Dämmplatte und einer 9 cm hohen EPS-Schüttung der WLG 038. Die Fußbodenheizelemente wurden trocken auf der 3 cm starken Mineralwolle-Trittschalldämmung verlegt.

Bautafel

Architekten: Johannes Kaufmann Architektur, Dornbirn
Projektbeteiligte:  Merz Kley Partner, Dornbirn (Tragwerksplanung)
Bauherr:
Der Hospital zum Heiligen Geist Biberach
Fertigstellung: 2012
Standort: Gerhard-Storz-Straße 4, 88400 Biberach an der Riß
Bildnachweis: NAM Architekturfotografie, Ingolstadt

Fachwissen zum Thema

Schrägdachbegrünung (extensiv)

Schrägdachbegrünung (extensiv)

Dach

Dachbegrünung

Aufgrund ihrer geringen Neigung müssen Flachdächer vollflächig gegen Niederschläge abgedichtet werden, wie hier das „Veles e Vents“ genannte America's Cup Gebäude von David Chipperfield Architekten in Valencia

Aufgrund ihrer geringen Neigung müssen Flachdächer vollflächig gegen Niederschläge abgedichtet werden, wie hier das „Veles e Vents“ genannte America's Cup Gebäude von David Chipperfield Architekten in Valencia

Dach

Flach- und flach geneigtes Dach

Bei vorgehängten hinterlüfteten Fassaden trägt neben der Dämmebene auch eine Luftschicht zum Wärmeschutz bei.

Bei vorgehängten hinterlüfteten Fassaden trägt neben der Dämmebene auch eine Luftschicht zum Wärmeschutz bei.

Wand

Vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF)

Zellulosefaserdämmstoffe

Dämmstoffe

Zellulosefaserdämmstoffe

Surftipps

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Dämmstoffe sponsored by:
Deutsche Rockwool | Kontakt 02043 / 408 408 |  www.rockwool.de